Der Kampf um die Sieben Inseln
und trug zwei große Gläser auf einem Tablett. David sah die klare Flüssigkeit und dachte erschrocken: Geht es jetzt schon los mit Wodka?
Der Major beseitigte jeden Zweifel. »Guter russischer Wodka, Gospodin. Nasdrowje!« Und er stürzte das Glas hinunter. David nahm einen kräftigen Schluck und sagte: »Ah, das ist ein Wässerchen. Ich habe es Jahre nicht getrunken und bin es gar nicht mehr gewohnt.« In der baltischen Flotte hatte er immer für eine ›Unterlage‹ mit Sardinen in Öl gesorgt, wenn er Wodka trinken mußte. Aber heute hatte er das nicht geahnt.
»Das wird schon wieder, Gospodin. Es gibt nichts besseres als Wodka.«
David wollte ablenken und fragte: »Was tut denn die sizilianische Armee? Ich habe noch nichts von ihr gehört.«
Der Russe geriet in seiner Muttersprache und angeregt vom Wodka immer mehr in Fahrt: »Sie vögeln alle Weiber, die sie sehen, und rennen weg, wenn ein Feind kommt. Als die Franzosen mit den Österreichern beschäftigt waren, waren sie mutig geworden und haben Ende November achtundneunzig Rom besetzt. Nachdem sie zwei Wochen gesoffen und gehurt hatten, kam eine kleine französische Truppe. Die Sizilianer sind so schnell gerannt, daß die Franzosen nicht folgen konnten. Erst auf Sizilien hielten sie wieder inne. Aber die Franzosen hatten nun Neapel besetzt, und Ihr Admiral mußte den Hof nach Palermo evakuieren.«
Er trank aus einem neuen Glas einen großen Schluck. David nippte und schloß eine neue Frage an. »Sie mögen die Sizilianer nicht?«
»Doch, Gospodin. Sie sind wunderbar. Alles ist eine comedia. Sie sind immer voller Leidenschaft und Pathos. Sie tanzen und singen hinreißend. Ihre Frauen sind so süß. Aber man sollte sie im Krieg nicht auf seiner Seite haben. Das ist gefährlich. Sie laufen zu schnell weg.«
David mußte lachen und verschluckte sich beinahe. Dem Major war etwas eingefallen. »Gospodin« sagte er. »Ich habe gehört, daß Sie morgen zu Admiral Ushakov segeln. Würden Sie bitte für mich Depeschen mitnehmen?«
»Selbstverständlich«, antwortete David. »Die Post muß um acht Uhr an Bord meines Flaggschiffes sein.«
David hatte schon eine Weile aus den Augenwinkeln bemerkt, daß eine schöne junge Frau ihn beobachtete. Jetzt hatte sie eine zweite herangewunken, und beide traten auf David und den Russen zu. »Zwei so gutaussehende Tänzer sollten sich ihren Verpflichtungen nicht entziehen. Dürfen wir bitten?« sagte die eine ganz ungezwungen und nahm Davids Arm. Die andere griff sich den Russen und führte ihn zum Parkett.
Das war ein Tanz, den David noch nie getanzt hatte. »Eine Variation eines Volkstanzes«, erklärte Davids Tänzerin. Die Tänzer hakten sich in den Armen ein, wobei einer nach vorn, der andere nach hinten blickte. Dann schwenkten sie sich im Kreise, umfaßten sich dann Körper an Körper, drehten sich, bis sie wieder untergehakt gegeneinander wirbelten. Es war ein sehr lebhafter Tanz, und er führte zu engem Körperkontakt.
Davids Tänzerin war ungewöhnlich schön. Ihre Taille war auch ohne Korsagen ganz schlank. Ihre Hüften und ihr Busen waren wohlgerundet. Ihr Dekolleté verbarg kaum etwas. Ihr Gesicht war ebenmäßig und fein. Ihre Lippen waren voll und öffneten sich im Eifer des Tanzes. Sie strahlte David aus schwarzen Augen an, die der Farbe ihrer gelockten Haare entsprachen. »Sie sind ein wunderbarer Tänzer! Bitte holen Sie uns etwas Champagner. Ich verdurste.«
Sie erwartete David an einer Säule und sah ihn bedeutungsvoll an, während sie trank. Auch David trank durstig. Als er sich nach dem Russen umsah, bemerkte er, daß er mit seiner Dame den Raum verließ. Seine Tänzerin zwinkerte ihm zu. »Kommen Sie! Wir trinken noch ein Glas, und dann tanzen wir wieder. Das Leben ist wunderbar!«
Sie tanzten und tranken. David wußte nicht mehr, was ihm mehr ins Blut ging, der Champagner oder diese wunderschöne junge Frau, die Englisch mit italienischem Akzent und eingestreuten italienischen Wörtern sprach. Den Text verstand er nicht immer, aber der Sinn war klar: Sie suchte ein Abenteuer mit ihm.
Sie gingen nach einem Tanz in einen anderen Saal. Dort saßen an vielen Tischen die Spieler. Bald erblickte David Nelson und Emma mit einer Schar sizilianischer Spieler. Vor Nelson lag ein Haufen Golddukaten, in den Emma ungeniert hineingriff und die Münzen auf Felder setzte. In der kurzen Zeit, während der David zusah, verlor sie Unsummen. Sie streichelte Nelsons Arm, und der lächelte sie ergeben an.
»Wollen
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