Der Kampf um die Sieben Inseln
in Ushakovs Geschwader. Hauptmann Ekins sperrte Mund und Nase auf, wie die zwei Russen seinen Kommodore umarmten und auf die Wangen küßten und ihn immer wieder freudig »David Karlowitsch« nannten. Als Andrew Harland an Deck erschien, verteilte sich alles etwas, denn Oberst Tomski kannte Kapitän Harland vom gemeinsamen Dienst auf der Fregatte Nicholas und beglückte ihn nun mit seinen Umarmungen.
Die russischen Matrosen standen da wie die Ölgötzen, denn daß fremde Offiziere so begrüßt wurden, hatten sie noch nicht erlebt. Gerade blieb noch Zeit, Hauptmann Ekins und die beiden Berater mit den Russen bekannt zu machen, dann mahnte Kapitän Myatlev: »Nun dürfen wir aber den Admiral nicht länger warten lassen!«
Sie betraten die große Admiralskajüte, und Fjodor Fjodorowitsch Ushakov stand hinter seinem Schreibtisch auf und trat in die Mitte des Raumes. David hatte den Eindruck, einen müden Mann vor sich zu haben: Ushakov war vielleicht nur fünfzehn Jahre älter als er, aber er wirkte verbraucht.
David verbeugte sich und meldete: »Sir David Winter, Kommodore Seiner Britischen Majestät Adriaflottille, meldet sich als zur Unterstützung von Ihrer kaiserlich russischen Majestät Flotte in der Adria kommandiert, Gospodin Admiral.«
Ushakov schien nicht nur müde, sondern auch verbittert zu sein. »Zur Unterstützung oder zu Überwachung, Gospodin Kommodore?« fragte er.
»Zur Überwachung hätte auch eine Fregatte gereicht. Ich bin auch nicht der Mann, den man für Überwachungen aussucht, Gospodin Admiral.«
»Dann seien Sie willkommen. Sie haben gute Freunde in der russischen Flotte, die sehr viel von Ihnen halten. Ich hoffe, daß ich am Ende unserer Zusammenarbeit dieses Urteil bestätigen kann, David Karlowitsch.«
»Das hoffe ich auch. Erlauben Sie bitte, daß ich meine Herren vorstelle?« Er begann mit Kapitän Harland, betonte dessen Dienst in der baltischen Flotte, und ging dann zu den anderen über.
»Und nun lassen Sie uns auf Seine Majestät, den Zaren, und Seine Majestät, den britischen König, trinken«, forderte sie Ushakov auf. Diener reichten jedem ein Wasserglas Wodka, und sie tranken. Ekins war von David vorgewarnt, alle anderen kannten sich aus.
Sie setzten sich, und Ushakov bat Kapitän Myatlev, die Lage darzustellen. Dieser erklärte, daß die Franzosen in der Zitadelle und den Festungen blockiert seien. An Schiffen hätten sie noch die kaum bemannte, vormals britische Leander, eine kleine Fregatte und insgesamt elf kleinere Kanonenboote oder Galeeren. Die Franzosen verfügten über etwa tausendachthundert Mann, von denen allein etwa fünfhundert mit fünfzig Kanonen auf der der Stadt vorgelagerten Insel Vido stationiert seien. Die Insel verhindere jeden Landungsversuch an der Stadtseite.
»Ist die Insel befestigt?« fragte David.
»Nur mit Erdwällen und Palisaden, keine Steinwerke«, entgegnete Myatlev.
»Was hindert Sie, die Insel zu bombardieren und zu stürmen, Gospodin Admiral?« fragte David.
»Sie wird sich doch nicht mehr lange halten können. Verpflegung und Munition sind sehr knapp in Korfu geworden. Sie essen schon Ratten.« Ushakov schwieg eine Weile und sah David an. »Außerdem ist Kadir Bey nicht gut auf uns Russen zu sprechen, und sein Truppenkommandant gönnt Oberst Tomski keinen Erfolg und würde sich ihm nicht unterstellen. Die türkischen Soldaten stehen doch immer kurz vor der Meuterei.«
Dann lächelte Ushakov listig und sagte: »Aber überzeugen Sie meinen türkischen Kollegen, daß Sie sich mit Ihren Seesoldaten beteiligen und den Oberbefehl führen werden. Vielleicht ist er dann bereit. Wir stellen tausend Mann zur Verfügung.«
David hatte das Gefühl, daß er Ushakov nie zu weiteren Unternehmungen gewinnen könne, wenn er jetzt einen Rückzieher mache. »Es ist mir eine große Ehre, Gospodin Admiral, nominell die Eroberung von Vido zu leiten. Oberst Tomski weiß, daß ich den höchsten Respekt vor seinen infanteristischen Erfahrungen habe und nie seinen Rat ausschlagen werde. Wir werden mit hundertfünfzig Mann an der Landung teilnehmen. Als Termin schlage ich heute in drei Tagen vor, sofern Admiral Kadir Bey zustimmt.«
Ushakov nickte. »Man hat mir schon gesagt, daß Sie nichts anbrennen lassen, David Karlowitsch. Wir sind einverstanden.«
Als David die Kajüte des türkischen Admirals betrat, glaubte er, in einen orientalischen Palast versetzt zu sein. Edle Orientteppiche bedeckten Wände und Boden. Kleine Tische mit Silber- und
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