Der Kampf um die Sieben Inseln
Kupferornamenten standen vor niedrigen Lederpuffs, auf denen die Gäste sitzen konnten. Kadir Bey lag halb auf einem Sofa.
Er stand nicht auf, sondern führte nur die Hand zu Brust und Stirn und verneigte sich. Seinen Kopf zierte ein großer Turban mit einem riesigen Edelstein. Eine weite, goldbestickte Jacke bedeckte den Oberkörper, Pumphosen die Beine. Nichts erinnerte David an eine kriegerische Uniform.
In der Kajüte standen zwei Männer, einer groß und kräftig, der andere eher schmal und mittelgroß. David stellte sich und seine Begleitung vor. Mr. Örgazan übersetzte. Kadir Bey winkte hoheitsvoll zu den beiden Männern und stellte den größeren als den Kommandeur seiner Infanterie, den anderen als seinen Flaggkapitän vor.
David verwies auf die traditionelle Freundschaft zwischen dem Osmanischen und dem Britischen Reich und gab seiner Freude Ausdruck, daß er jetzt mit der türkisch-russischen Flotte gemeinsam operieren könne.
Der Admiral nickte huldvoll, aber der Truppenkommandeur warf ein: »Die Russen unternehmen ja nichts.«
David hakte sofort ein. »Ich dachte mir, daß bei unseren türkischen Waffengefährten dieser Eindruck entstanden ist. Es ist mir gelungen, von Admiral Ushakov die Zusicherung zu erhalten, daß er nach einem Bombardement in drei Tagen eintausend Mann zur Erstürmung Vidos bereitstellen wird, sofern ich den Oberbefehl übernehme und sich Eure Exzellenz ebenfalls mit tausend Mann beteiligt. Selbstverständlich ist mein Oberbefehl mehr nomineller Art. Ich werde mich immer mit Ihnen und Ihrem Truppenkommandeur abstimmen.«
Kadir Bey bat nun endlich die anderen, Platz zu nehmen, ließ alkoholfreie Getränke anbieten und eine Wasserpfeife bringen. Der Truppenkommandeur ergriff zuerst das Wort und meinte, er könne Vido allein einnehmen.
Kadir Bey wies ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen und sagte: »Ihr Vorschlag ist sehr interessant, Kommodore. Glauben Sie, daß Sie mit Oberst Tomski zusammenarbeiten können?«
»Ich bin sicher, Exzellenz. Wenn Sie am Nordufer der Insel landen und die Russen und Engländer am Westufer, dann sollten uns die Gottlosen nicht widerstehen können.«
Kadir Bey schien zufrieden und lächelte. »Unsere Götter sind nicht immer auf derselben Seite, Kommodore, wenn man den Priestern glaubt. Aber Mustafa, mein Truppenkommandeur, ist sowieso kein strenger Muslim. Wenn er mit Ihnen allein ist, wird er einen Wodka oder Wein nicht ablehnen.«
Der Truppenkommandeur wollte protestieren, aber David hatte gemerkt, daß Kadir Bey von möglichen militärischen Einwänden Mustafas ablenken wollte, und sagte: »Ich werde immer nur Oberst Mustafas militärische Erfahrung in Anspruch nehmen, ihn aber nicht als Muslim in Versuchung führen.«
Nun war die Situation recht informell geworden. Der Bey ließ ihnen Schläuche der Wasserpfeife reichen. David zog vorsichtig und fand den Rauch recht wohlschmeckend und mild.
Sie plauderten noch ein wenig, wobei sich Kadir Bey über den Mangel an Truppen beklagte und andeutete, daß man den Truppen Ali Paschas nicht trauen könne.
An Deck wartete ein westeuropäisch gekleideter, älterer Mann auf David und sagte: »Ich bin Spirido Foresti, Generalkonsul Seiner Britischen Majestät auf den Sieben Inseln. Haben Sie etwas dagegen, Sir David, wenn ich mich selbst zu einem kurzen Besuch auf Ihr Flaggschiff einlade?«
Mr. Foresti blinzelte dabei spitzbübisch, und David mußte lachen. »Nein, absolut nicht. Kommen Sie mit. Ich brauche von Ihnen viele Informationen.«
Schon auf der Fahrt mit dem Boot plauderte Mr. Foresti gewandt und interessant, zeigte ihnen die Insel Lazaretto, wo die Russen eine Batterie stationiert hatten, den Strand von Potamos, wo sie gelandet waren, und manche andere Details.
In seiner Kajüte fragte David, was Foresti trinken wolle, und der sagte, einen guten Gin habe er lange nicht vorgesetzt bekommen. »Sie sollen ihn haben. Mir erlauben Sie einen Port.« Dann berichtete er, daß er Ushakovs und Kadir Beys Einverständnis zum Sturm auf Vido unter seinem Kommando erhalten habe.
»Kompliment, Sir David«, lobte Foresti. »Die beiden mögen sich nicht sehr. Keiner will dem anderen den Ruhm gönnen, und so haben sie sich gegenseitig blockiert. Ushakov ist außerdem eifersüchtig auf Lord Nelson und fühlt sich von diesem bevormundet. Oberst Mustafa haßt Oberst Tomski, vermutlich, weil dessen Truppen besser und disziplinierter sind. Die türkischen Besatzungen sind schlecht ausgebildet. Sie erhalten
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