Der Kampf um die Sieben Inseln
Der Reverend sagte: »Das wird ein Jäger …« Da krachte es, die Kugel schlug zwischen ihnen ein, und der Reverend erhielt eine Ladung Sand ins Gesicht. Gregor hatte seine Rifle gegriffen, füllte schnell Pulver auf die Zündpfanne, spannte den Hahn und schoß auf den Mann, der den Hang hinaufkletterte.
Der Mann riß die Arme hoch und fiel erst langsam, dann immer schneller den Hang hinunter, bis er über die Felswand in die Schlucht stürzte. »Ein guter Schuß, Gregor«, lobte David. Der Reverend schaute betreten drein. David sah nach unten. »Da kommen wir ohne Seile nicht hinunter. Mr. Osgood, laufen Sie mit zwei Ihrer Freunde voraus zum Schiff. Mr. Jenkins möchte vier gute Kletterer mit Seilen schicken. Vier Seesoldaten zur Sicherung. Mr. Dimitrij wartet hier mit Alex.«
Sie brachten den Mann nach einer Stunde zum Schiff. Niemand von den Einheimischen kannte ihn. Er hatte die Adresse einer Taverne in Vathi und zwanzig Theresientaler in der Tasche. Aber das half ihnen auch kaum weiter. »Da werden wir wohl auch hier ein Wachboot nachts um das Schiff rudern lassen müssen«, stellte Mr. Watt fest.
»Natürlich, Mr. Watt. Das gilt so lange, bis wir in einem befreundeten Hafen ankern.«
Als sie am nächsten Morgen Vathi verließen, segelte ihnen die Bulldog entgegen. »Signalisieren Sie, daß der Kommandant an Bord kommen soll!« befahl David dem Signal-Midshipman.
Mr. Neale erschien mit strahlendem Gesicht in Davids Kajüte. »Gute Nachricht, Sir. In Palermo wurde ein provisorisches Prisengericht etabliert, das die Polaccas aus Ragusa zu rechtmäßigen Prisen erklärt hat. Und der Vierundsechziger wird von der Neapolitanischen Regierung zurückgekauft. Der Vertreter Ihrer Prisenagentur erwartet einen guten Preis. Außerdem wartete Post für unsere Flottille. Ich habe die Post für die Thunderer dem Zahlmeister übergeben lassen.«
»Das sind wirklich gute Nachrichten, Mr. Neale. Kommen Sie, wir trinken einen Kaffee zusammen. Und einen Keks mit guter englischer Marmelade werden Sie auch nicht ablehnen.«
Sie saßen beisammen und sprachen über ihre Eindrücke der letzten Wochen. »Das ist eine andere Welt als Westindien, Sir. Westindien war lieblicher, verführerischer, weicher, wenn man das so sagen kann. Hier ist die Landschaft strenger, herber, aber von einer eigenen Schönheit. Und man atmet freier. Die mitunter so drückende Wärme der Karibik vermisse ich nicht.«
David nickte. »Die Felsküsten mit den Sandbuchten erinnern mehr an England, wenn auch die Berge weniger bewachsen sind. Im Herbst wird wohl auch der Hauch von Grün noch von der Sonne verbrannt werden.«
Als Mr. Neale gegangen war, rief David ungeduldig nach seiner Post und vertiefte sich in Brittas Briefe. Sie war ohne Zwischenfälle nach England zurückgekehrt und hatte auch die Gastfreundschaft des Geleitkommandanten erfahren, der sie und die Kinder bei ruhiger See auf sein Linienschiff eingeladen hatte. »Erster Leutnant war ein Mr. Bennett, der in Indien auf Deiner Sloop als Midshipman diente. Eure Flotte ist wirklich eine Art Familie.« David schaute auf die Bilder, die Britta und die Kinder und ihre Heimat Whitechurch Hill zeigten, und träumte ein wenig.
Gott sei Dank war auch in Whitechurch Hill und den Geschäften Brittas alles in bester Ordnung. Mit König Georg hatte sie den verabredeten Austausch der Zuchtschafe vorgenommen, und in einem freundlichen Handschreiben hatte Georg III. auch für den Ehemann alles Gute gewünscht. Wie kommt ein so bescheidener und freundlicher Mann bloß zu so einem Sohn, fragte sich David.
Die etwa vierzig Meilen bis zum Hafen von Zakynthos auf der gleichnamigen Insel, die aber meist kurz Zante genannt wurde, legten sie ohne besondere Ereignisse zurück. Die Mannschaften mußten beim Kanonendrill schwitzen, denn der war nach Meinung der Offiziere während der Liegezeiten in Häfen sträflich vernachlässigt worden.
David saß in seiner Tageskajüte über den offiziellen Berichten, die mit der Post eingetroffen waren, und schrieb danach an seinen Briefen für Britta. Wenn die Falcon beim nächsten Mal seine Meldungen nach Palermo brachte, sollte sie die Briefe mitnehmen. Als die Meldung gebracht wurde, daß Zante in Sicht sei, ging er mit Alex an Deck.
Die Berge Moreas (Peloponnes) waren deutlich zu sehen. Steuerbord querab lag Kap Skinari, die Nordspitze von Zante. Man konnte die große Bergkette im Westen der Insel erkennen und weiter voraus auch die weniger hohe Bergkette im Südosten.
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