Der Kampf um die Sieben Inseln
auch einen Imbiß mitgebracht, und sie genossen den Wein der Insel, frisches Brot und kaltes, würziges Fleisch mit großem Genuß. Der Bürgermeister erzählte lustige Anekdoten, und David dachte, das sei ein richtiger unbeschwerter Ausflug gewesen, wie er ihn gern auch mit Frau und Kindern erleben würde. Wie mochte es ihnen wohl gehen?
Aber für den Rückweg hatte der Bürgermeister noch eine Sehenswürdigkeit aufgehoben. Er ritt mit ihnen an die Küste und zeigte auf einen Wasserabschnitt am Ufer. Als sie näher kamen, sahen sie, daß das Meerwasser in großem Strom zum Land hin flutete und im Boden verschwand. David wollte das nicht glauben und ritt näher heran. »Vorsicht!« rief Mr. Demetros. »Der Bürgermeister sagt, daß das Wasser auch jemanden mitreißen kann.«
Es schien unfaßbar. Hunderte von Eimern flossen gleichzeitig landeinwärts in die Erde. David sah sich um. Nirgendwo war zu sehen, daß das Wasser wieder zutage trat. »Man weiß nicht, wo es hinfließt, Sir David«, sagte Mr. Demetros. »Vielleicht ist dort ein unterirdischer See.«
David wollte das nicht akzeptieren. Ein See müsse ja einmal gefüllt sein. Aber der Bürgermeister bestätigte auf Befragen, daß es diese Erscheinung gebe, solange hier Menschen lebten, und daß man nirgendwo in der Umgebung einen Wasseraustritt beobachten könne. Das Phänomen beschäftigte David noch, als er zurück an Bord war. Er erzählte es Mr. Cotton, weil er den Schiffsarzt als nüchternen und physikalisch gebildeten Menschen schätzte. »Das Wasser muß irgendwo wieder austreten, da bin ich ganz Ihrer Meinung, Sir. Aber das kann auch unter dem Meeresspiegel sein. Eines Tages wird die Wissenschaft die Antwort finden.«
Sie hatten am nächsten Tag nur wenige Kilometer nach Lixouri zu segeln, wo Mr. Foresti sie schon am Kai erwartete. Er bat David, doch mit einem Trupp Seesoldaten den Bürgermeister aufzusuchen. Es sei für das Ansehen Englands eine gute Geste. David tat ihm den Gefallen, legte seine Ausgehuniform an, beorderte drei Midshipmen zu seiner Begleitung und marschierte an der Spitze der Seesoldaten in die Stadt. Die Seesoldaten rissen bei jedem Schritt den rechten Arm zur Schulter und stampften so gleichmäßig mit den Füßen auf, als ob nur ein einziger Körper marschiere. Dagegen wirkten David, die Midshipmen und Mr. Foresti wie zivile Spaziergänger, aber der Eindruck mußte dennoch gut gewesen sein, denn die Menschen sammelten sich am Straßenrand und klatschten Beifall.
Mr. Foresti berichtete auf dem kurzen Wege, daß die Admirale der russisch-türkischen Flotte Ende April die ionischen Inseln zur Republik der Vereinten Sieben Inseln unter dem Schutz Rußlands und der Türkei erklärt hatten. Jetzt komme es darauf an, Einfluß auf die Verfassung und die Auswahl der gesetzgebenden Versammlung zu nehmen. Dabei schien Foresti den Adel zu bevorzugen. David sah sich mehr in der Rolle eines dekorativen Statisten, da er weder die Landessprache beherrschte noch die Verhältnisse genügend kannte.
Über die Verhältnisse wurde er beim abendlichen Dinner etwas aufgeklärt. Es war ein Essen, bei dem die recht hübschen Frauen nur auftrugen, aber nicht mit den Männern speisten. Der Bürgermeister hielt eine Rede. Mr. Foresti antwortete, und immer wurden die Gläser geleert. Gott sei Dank war es leichter Wein und kein Wodka.
Mr. Demetros saß zwischen David und Mr. Watt und übersetzte zusammenfassend, was gesagt wurde. Mr. Cotton war neben Mr. Watt plaziert und fragte immer wieder bei diesem nach, und David fühlte sich verpflichtet, Mr. Jaling, seinen linken Nachbarn, in großen Zügen zu orientieren.
In venezianischer Zeit, so wurde ihnen erklärt, habe der Adel die Inseln regiert. Die Franzosen hätten diese Vorherrschaft abgeschafft und die Adelsregister verbrannt. Admiral Ushakov wolle jetzt eine verfassungsgebende Versammlung von dreiundachtzig Männern einberufen. Nun versuchte jeder Einfluß auf die Auswahl zu nehmen, wobei es zwischen den Inseln und auf jeder Insel selbst erhebliche Differenzen zu geben schien.
Auf dem Rückweg zum Schiff fragte Mr. Watt den Generalkonsul Foresti: »Kefalonia ist ein Fünftel größer als die Insel Korfu und liegt zentraler in der Inselgruppe. Warum hat Korfu dennoch diese beherrschende Stellung?«
»Korfu liegt an der kürzesten Verbindungsstrecke von Italien zum griechischen Festland und weiter nach Asien. Über Korfu lief der Handel. Kefalonias Lage ist dafür zu peripher.«
Als sie zur Thunderer
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