Der Kampf um die Sieben Inseln
wollten.
Nach dem Essen lockerte die Gesellschaft ein wenig auf. Junge Männer und Frauen vom Gut zeigten Tänze der Region, und David erfreute sich der Aufmerksamkeit einer Frau, die knapp dreißig Jahre alt und verwitwet war. Sie sprach ein recht gutes Englisch. David merkte bald, daß sie mit ihm flirten wollte, vielleicht sogar ein Abenteuer suchte. Geschmeichelt ging er darauf ein. Als sie nach einer Weile vorschlug, man möge doch auf die Terrasse gehen, stand plötzlich die Situation in Palermo vor Davids Augen.
Es bestand kein ernsthafter Grund für diese Assoziation, denn die Dame war mit Sicherheit keine französische Agentin, und dennoch befiel David eine seltsame Unruhe, die er nicht unterdrücken konnte. Er blickte gehetzt hin und her, lockerte seinen Kragen, weil ihm heiß wurde, und konnte sich kaum noch auf das Gespräch konzentrieren. »Ist Ihnen nicht wohl, Sir David?« fragte die Dame besorgt.
David nutzte die Gelegenheit aus. »Ein altes Tropenleiden«, schwindelte er. »Entschuldigen Sie mich bitte.«
Er ging zu Mr. Foresti und sagte: »Bitte stellen Sie keine Fragen. Besorgen Sie mir nur eine Kutsche. Ich fahre mit Gregor schon zurück. Bitte entschuldigen Sie mich beim Gastgeber. Ein altes Tropenleiden macht mir zu schaffen.«
Mr. Foresti blickte erstaunt, antwortete aber dann: »Wenn Sie es wünschen. Könnten Sie bitte den jungen Mr. Ormond mitnehmen? Er hat wohl zu viel getrunken. Mr. Watt schaffte ihn aus dem Raum.«
David nickte, und als die Kutsche vorfuhr, trug Gregor den jungen Paul Ormond wie ein Kind auf den Armen und legte ihn in die Kutsche. »Gib mir meine Pistole, Gregor, und mach auch deine fertig. Ich habe eine solche Unruhe in mir. Wenn mir so war, ist meist etwas geschehen.«
Sie rollten die Sandstraße entlang. Der zunehmende Mond war oft von Wolken verdeckt. Als sie die Hügel überquert hatten, lag Zakynthos unter ihnen. Am Hafen war die Stadt noch voller Leben. Thunderer und Bulldog lagen mit ihren Nachtlaternen wie dunkle Blöcke am Damm. David atmete erleichtert auf. War alles nur Einbildung gewesen?
Sie fuhren zur Hafenpromenade. Als sie den Hafendamm fast erreicht hatten, sah David plötzlich, wie sich ein unbeleuchtetes Boot aus der Dunkelheit der See den britischen Schiffen näherte. Es zog ein kleines Ruderboot hinter sich her. Dann deckte eine Wolke wieder die Boote zu.
»Schnell auf den Damm, Gregor. Ein Brander!«
Gregor schrie den Kutscher an. Die Kutsche ratterte vorwärts, bog auf den Damm ein. David sprang hinaus, zog seine Pistole und schoß in die Luft. »Alle Mann an Deck!« schrie er. »Ein Brander! Wachboot!« Er lief an der Bulldog vorbei zur Spitze des Dammes und rief unaufhörlich.
Auf den Schiffen hatten die Wachen ihn erkannt und gaben den Alarm weiter. Vorn am Damm lag ein kleines Ruderboot. »Gregor!« rief David und sprang hinein. Gregor kletterte ihm nach in das kleine Boot, griff die Riemen und zog sie mit seiner riesigen Kraft durchs Wasser.
Dort kam das unbekannte Boot. »Wachboot!« rief David laut. »Zieht es mit dem Draggen weg!« Aber kein Wachboot war zu sehen. Jetzt leuchtete auf dem dunklen Boot ein kleines Feuer auf. Sie zünden die Brandladung, dachte David. Und richtig! Am Heck des Bootes sprangen zwei Männer in das kleine Ruderboot, das der Brander geschleppt hatte. Jetzt kletterte ein Dritter zu ihnen, und sie legten ab.
Der Brander hielt immer noch auf die Thunderer zu und war nur noch dreißig Meter entfernt. Jetzt schlugen schon Flammen empor und beleuchteten Gesichter, die von der Reling der Thunderer entsetzt auf den Brander starrten. Männer mit langen Stangen liefen zu ihnen. »Holt die Spritzen und Eimer!« schrie David ihnen zu. Am Heck stiegen Männer in ein Boot. Wo war das Wachboot? Die anderen mußten zu spät kommen.
»Zum Bug des Branders!« rief David, und Gregor reagierte prompt. Die Flammen loderten hoch empor. David griff eine Kanne, die im Boot lag, schöpfte Wasser aus dem Hafenbecken und übergoß sich und Gregor. Dann faßte er den Anker, der im Boot lag und nichts anderes war als ein mittelgroßer Stein, an dem ein Tau befestigt war. »Näher ran an den Bug!«
Gregor stieß im spitzen Winkel auf den Brander zu. David nahm das Ankerseil und ließ den Stein kreisen. Jetzt! Die fünf Meter mußte er schaffen. Er warf den Stein so, daß er sich um das vordere Stag schlang. Dann zog er das Seil an, befestigte es am Heck des Bootes und rief: »Zieh nach backbord, Gregor!« Zur Thunderer brüllte
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