Der Kampf um die Sieben Inseln
Neapel vorauszusegeln, wo er in Kürze eintreffen werde. Kapitän Foote kommandiere dort die britischen Schiffe. Ein Wechsel im Kommando sei bis zu seinem Eintreffen nicht erforderlich.
David sah nachdenklich auf das Blatt. »Mr. Ballaine«, rief er dann. »Bitte bringen Sie mir doch die Kapitänsliste der Flotte.«
Mr. Ballaine gab ihm die Liste der Admiralität, in der alle Kapitäne nach Dienstalter geordnet und mit Angabe des Ernennungsdatums angeführt waren. Davids Finger glitt die Liste entlang. Da stand der Name: Foote, Edward James, Kommandant der Fregatte Seahorse, 38. Er war drei Jahre dienstjünger. Wenn Foote das Kommando behalten sollte, konnte David nur als Beobachter agieren, denn Footes Kommando würde er sich nicht unterstellen. Nun ja, manches ließ sich informell regeln.
Zwei Tage später öffnete sich vor ihnen die Bucht von Neapel im Morgengrauen. Die Männer der Thunderer warteten an den Geschützen. David und Mr. Watt beobachteten mit dem Master das Einlaufen. Die Sonne stand noch tief und blendete, aber als sie höher stieg und sie ihre Augen so abschirmen konnten, daß das Land zwischen der hellen Sonnenscheibe und dem gleißenden Gewirr der Wellen sichtbar wurde, da wußten sie, warum diese Bucht als eine der schönsten der Welt galt.
Kein feindliches Schiff war in Sicht. David ließ die Gefechtsbereitschaft aufheben, und augenblicklich strömten alle Offiziere auf das Achterdeck. Mr. Douglas, der Master, kannte Neapel und wies mit lauter Stimme und schwingenden Armen auf die Sehenswürdigkeiten hin.
»Die Insel Ischia liegt schon backbord achteraus. Querab sehen Sie jetzt die kleine Insel Procida, und steuerbord können wir achtern noch Capri erkennen. Die Inseln sind seit Anfang April britisch besetzt. Wir segeln direkt auf den Hafen von Neapel zu. Vier Strich peilt jetzt der Vesuv, der immer noch aktive Vulkan. Wenn nachts die Lava die Hänge herunterfließt, ist das ein unvergeßlicher Anblick.«
David war auch durch die Schönheit der Bucht beeindruckt, aber andere Informationen waren jetzt vordringlich. Er blickte sich um, ob die Ausgucke auch alle ihre Sektoren kontrollierten, und rief dann laut: »Ausguck! Vielleicht erfahre ich bald etwas über die britischen Schiffe.«
»Deck, Fregatte in dreißig Strich, zwei Meilen, setzt gerade ihre Nummer: Zwei, acht, vier. Zwei Sloops in sechs Strich, zweieinhalb Meilen, noch ohne Nummern.«
»Mr. Watt, lassen Sie bitte unsere Nummer setzen«, ordnete David an, und der Signal-Midshipman hatte in seiner Kladde die Nummer der Fregatte gefunden und meldete: »Seahorse, 38, Sir, Kapitän Edward James Foote, Sir.«
Der Ausguck meldete nun auch die Nummern der beiden Sloops, und sie wurden als Mutine und San Leon identifiziert. »Soll ich Signal setzen ›Kommandanten an Bord!‹, Sir?« fragte der Signal-Midshipman.
»Nein«, beschied David lakonisch und erklärte Mr. Watt leise: »Lord Nelson wünscht, daß Foote das Kommando bis zu seinem Eintreffen behält. Wir sind also nur Gäste.«
Mr. Watt schaute David verwundert an, sagte aber nichts. Inzwischen war das Panorama der Stadt deutlich zu erkennen, und Mr. Douglas war wieder in seinem Element. Er wies auf die Festung hin, die auf einem Berg die Stadt überragte. »Das ist Fort St. Elmo.«
»Da weht ja noch die französische Flagge!« rief Midshipman Ryan.
»Man hat Ihnen noch etwas übriggelassen, Mr. Ryan. Stellen Sie sich schon mal eine Gruppe Seesoldaten zusammen«, scherzte David.
Mr. Douglas war nicht zu beirren. »Der große, wuchtige Turm in der Mitte ist der Turm von San Vincenzo. Rechts daneben ist ein schmaler Leuchtturm mit einem befestigten Haus. Das ist der Galeeren-Platz. Geradeaus dahinter mit den fünf Türmen sehen Sie das Kastell Nuovo. Links daneben das große rechteckige Gebäude ist der Königspalast. Backbord vor uns liegt Kastell Uovo.«
»Fertigmachen zum Ankern!« befahl David, und alle rannten auf ihre Posten.
»Von der Seahorse hat ein Boot abgelegt, Sir«, meldete Mr. Watt.
»Das wird wohl Mr. Foote sein, der dem dienstälteren Kameraden seine Aufwartung macht. Ist alles vorbereitet, daß er angemessen empfangen werden kann?«
»Aye, aye, Sir.«
Kapitän Foote wurde mit allen Ehren empfangen und wunderte sich wie die meisten über den Dudelsackpfeifer. Als er in Davids Kajüte mit einem kräftigen Händedruck begrüßt wurde, sagte er: »Vor fast zwanzig Jahren hätte ich nicht gedacht, daß ich Ihnen hier einmal die Hand schütteln würde, Sir
Weitere Kostenlose Bücher