Der Kampf um die Sieben Inseln
David. Ich war nicht einmal sicher, ob Ihnen überhaupt noch jemand die Hand würde reichen können.«
»Sollte ich mich an Sie erinnern, Mr. Foote?« fragte David.
Foote lachte. »Kaum, Sir David. Es war im Frühjahr achtzig. Sie waren todkrank ins Hospital in Kingston eingeliefert worden. Ich war fast vom Gelbfieber genesen. Sie hatten mit einer kleinen Prisenbesatzung eine spanische Fregatte durch einen selbstgefertigten Brander vernichtet. Alle sprachen von einer Heldenbeförderung, aber niemand war sicher, ob Sie sie erleben würden. Bevor Sie gesund wurden, war ich schon wieder auf meinem Schiff. Daher kenne ich Sie, aber Sie mich nicht.«
David reichte Mr. Foote ein Glas Wein. »Lassen Sie uns zunächst auf den König anstoßen.« Sie tranken einen Schluck, und David fuhr fort: »Ich hatte schon ein schlechtes Gewissen, weil ich mir im allgemeinen Gesichter viel besser als Namen merke, aber an Ihr Gesicht konnte ich mich nicht erinnern. Vor allem anderen will ich Ihnen noch mitteilen, daß Lord Nelson morgen oder übermorgen mit seiner Flotte hier eintreffen wird und nicht wünscht, daß vorher etwas an den Befehlsverhältnissen geändert wird. Sie bleiben also im Kommando, und ich bin Ihnen gern eine Hilfe, wo Sie es wünschen.«
»Sehr freundlich, Sir David. Aber frei heraus: Mir wäre es lieber gewesen, Sie hätten mir die Last mit dem Kommando abgenommen. Es ergeben sich hier Probleme, die ein Flottenoffizier nicht lösen kann. Darf ich Ihnen die Situation schildern?«
»Aber gern«, sagte David und lehnte sich zurück.
Foote trank noch einen Schluck und erzählte: Kardinal Ruffo war mit seinen über zehntausend Freischärlern von Kalabrien herangerückt. Verstärkt und halbwegs bei Disziplin gehalten wurde dieser wilde Haufen durch vierhundert russische Marineinfanteristen unter Kapitän Baillie, einem gebürtigen Engländer. Rivigliano und Castellamare am Golf von Neapel hätten sich den Briten Mitte dieses Monats ergeben. Etwas später sei Ruffo in Neapel eingerückt. Kardinal Ruffo hätte als Vertreter der Krone die Politik verfolgt, die aufständischen Neapolitaner durch Zugeständnisse zurückzugewinnen, um großes Blutvergießen zu vermeiden. Franzosen und Aufständische hofften ja immer noch, daß jeden Tag die große französische Flotte zur ihrer Befreiung einlaufen würde. Darum waren die Forts Uovo und Nuovo nur durch sehr kulante Bedingungen schließlich zur Kapitulation zu bewegen. »Ich war selbst über die Großzügigkeit erstaunt, als mir die Kapitulationsurkunde vom Kardinal Ruffo zur Unterschrift vorgelegt wurde, nachdem dieser, Kapitän Baillie für Rußland und Oberst Achmet für die Türkei bereits unterzeichnet hatten.«
»Wie sind die Bedingungen, Mr. Foote?«
»Die neapolitanischen Rebellen können wählen, ob sie nach Toulon gebracht werden oder in Neapel bleiben. Ihr Eigentum wird garantiert. Bis die Transportschiffe bereitstehen, dürfen sie die Forts Uovo und Nuovo besetzt halten.«
»Warum denn das?«
»Gegen den König haben vor allem das gebildete Bürgertum und liberale Aristokraten rebelliert, während die gläubige Landbevölkerung und der städtische Pöbel, die Lazzaroni, die Franzosen haßten. Kardinal Ruffos sogenannte Christliche Armee hat schon im Anmarsch auf Neapel alle abgeschlachtet, die der Sympathie mit Frankreich verdächtigt wurden, obwohl der Kardinal für Vergebung eintrat. Die Rebellen, die in den Forts sitzen, wissen, daß sie keine Stunde überleben würden. Und es sind Frauen dabei, Sir David.«
David nickte. »Ich habe Christliche Armeen in der Vendée erlebt und weiß, welche Grausamkeiten ein Bürgerkrieg hervorbringt. Ich verstehe Ihre Handlungsweise. Sie hatten keine andere Wahl. Ich bin zuversichtlich, daß Lord Nelson der gleichen Meinung ist. Gibt es mit den Franzosen in Fort St. Elmo irgendwelche Vereinbarungen?«
Foote verneinte und verabredete mit David, daß die Thunderer so ankern würde, daß sie Fort Nuovo beschießen könnte, falls notwendig, und daß Foote ihn zu Kardinal Ruffo und Kapitän Baillie begleiten würde. Hauptmann Ekins mit dreißig Seesoldaten sollte beide geleiten.
Es war nicht weit zu Ruffos Hauptquartier. Die Straßen wimmelten von ärmlich gekleideten Männern und auch einigen Frauen. Die reicheren Bürger schienen ihre Häuser nicht zu verlassen. Die meisten Läden waren geschlossen. Hier und da sah man Männer die Türen einschlagen und die Häuser plündern. »Sollen wir eingreifen, Sir?« fragte
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