Der Kampf um die Sieben Inseln
britischen Seeleute den leichten italienischen Rotwein, der im Mittelmeer meist das Bier ersetzte. Italienischen Wein gab es hier sowieso nicht. David rief nach Mr. Cull, seinem Koch. »Mr. Cull, hier wird jemand gebraucht, der den Rotwein verkostet. Nehmen Sie sich einen erfahrenen Maat, und begleiten Sie Mr. Conway. Dann wird entschieden. In zwei Stunden sind alle Fässer an Bord.«
Davids Koch protestierte: »Sir, ich muß noch für Ihren Bedarf Fleisch, Obst, Brot und Gemüse kaufen.«
»Das tun Sie gleich anschließend, Mr. Cull. Sie sollen den Wein nur probieren, keine Orgien feiern. Und nun, meine Herren, lassen Sie mich wichtigere Dinge erledigen. Verdammt noch mal!«
Als die Thunderer gerade auslaufen wollte, erschienen Shannon und Falcon vor Korfu. David orientierte Kapitän Harland noch über die geänderte Aufgabenverteilung, übergab ihm schriftliche Befehle, die alles belegten, falls ihm etwas zustieß. Und dann mußte er der Falcon wieder die Hafenzeit beschneiden. »Ich kann Ihnen nur einen Abend und eine Nacht im Hafen gönnen, Kapitän Rost. Dann müssen Sie auslaufen und uns einholen. Aber wir werden auch mehr Zeit brauchen, da wir durch Geschützdrill und alle möglichen Übungen aufgehalten werden.«
Die Thunderer kämpfte sich in schwerer See mit Kurs auf die Meerenge von Messina voran. Backbord in vier Meilen Abstand lief die Falcon und war nur zu sehen, wenn sie einen Wellengipfel erklommen hatten. Sie hatten harte Tage hinter sich. Nach dem Auslaufen aus Korfu hatte David die Mannschaften gedrillt, daß ihnen ›das Wasser im Arsch kochte‹, wie es ein Maat deftig ausdrückte.
David selbst war zwischen den Geschützen umhergerannt hatte die Kanoniere angefeuert, hatte Positionen verbessert, ihnen Handgriffe gezeigt und ihnen immer wieder gesagt, daß ihrer aller Leben von ihrem Tempo und ihrer Genauigkeit abhing. Er hatte sie aufgepeitscht und ihnen gesagt, daß die Froschfresser erst die britische Mittelmeerflotte vernichten und dann ihre Heimat besetzen wollten, so, wie sie fast ganz Italien besetzt hätten. »Sie werden eure Väter und Brüder erschlagen, eure Frauen nehmen und euren Besitz plündern. Wenn wir sie nicht besiegen, ist unser Land verloren.«
Aber nicht alle ließen sich patriotisch aufstacheln. Einige der Bestraften, die ihn haßten, murmelten dagegen: »Dem einfachen Mann tun die Franzmänner gar nichts. Dem geben sie die Freiheit. Nur den reichen Säcken, wie unserem Alten, dem können sie was wegnehmen. Soll'n sie doch! Der hat ja genug, und seinem geschniegelten Weib tut ein anständiger Bums auch ganz gut.«
Als sich das Wetter etwas beruhigt hatte, liefen sie durch die Straße von Messina nach Palermo. Nelsons Flotte lag nicht im Hafen. David ließ sich schnell zum Hafenkapitän bringen und erfuhr, daß Nelson mit seinen Schiffen vor der Insel Maréttimo, der westlichsten der ägadischen Inseln, liege. »Aber gestern sandte er ein Kurierschiff, Sir David, daß er in Kürze nach Neapel segeln werde. Wir haben heute den 19. Juni, und er wollte eigentlich in fünf Tagen in Neapel sein. Darf ich mir den Vorschlag erlauben, Sir David, daß Sie Ihren Kutter zur Flotte schicken und Befehle einholen? Wissen Sie übrigens, daß Lord St. Vincent das Kommando über die Mittelmeerflotte an Lord Keith übergeben hat?«
David war völlig überrascht und sagte in einer ersten Reaktion. »Das war keine Freudenbotschaft für Lord Nelson.«
Der Hafenkapitän fühlte sich zur Klatscherei ermutigt. »Er soll getobt und Vasen an die Wand geworfen haben.«
David wollte das Thema verlassen. »Nun, das liegt außerhalb dessen, was ich zu wissen und zu kommentieren habe. Ich danke Ihnen sehr für Ihren Rat und werde sofort die Falcon entsenden.«
Das Segel der Falcon tauchte am übernächsten Tag wieder am Horizont auf. Sie hatte das Signal gesetzt, daß sie Befehle bringe, und Leutnant Ross lief das Fallreep der Thunderer hinauf wie ein Jüngling. David fragte ihn, welche Befehle er habe, und Ross antwortete: »Wir sollen nach Neapel vorauslaufen, Sir. Lord Nelson folgt uns sofort.«
»Und die französische Flotte?«
»Sie soll in Toulon liegen, Sir, habe ich gehört.«
David bedankte sich bei Leutnant Ross, trank mit ihm einen Schluck Wein und öffnete dann die Befehle. Lord Nelson freute sich über seine Bereitschaft, sich mit der Thunderer an der Abwehr der französischen Flotte zu beteiligen. Über deren Aufenthalt sei gegenwärtig nichts bekannt. David wurde gebeten, nach
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