Der Kampf um die Sieben Inseln
Kommodore doch sonst nicht. Aber David hatte Sorgen, ob jemand kam, um Befehle zu überbringen, die nicht damit zu vereinbaren waren, daß er ja nicht dem Mittelmeergeschwader unterstand.
Doch dann setzte die Musik ein, und die Seesoldaten präsentierten. David blickte zur Fallreeppforte und sah den Konteradmiral lächelnd an Bord kommen. Ja, das war er, das war Hugh Kelly, sein alter Kamerad und Freund. Sie schüttelten sich herzlich die Hände, und David begrüßte Admiral Kelly formell an Bord der Thunderer und bat ihn in seine Kajüte.
Dort umarmten sie sich dann, und David fragte: »Hugh, wie kommst du hierher?«
»Ich habe Nelson vier Schiffe von Menorca gebracht, aber was hast du hier zu suchen? Du gehörst doch gar nicht zum Mittelmeergeschwader?«
Sie sahen sich an, merkten, daß sie gealtert waren, daß Falten und Narben von erlebnisreichen Jahren kündeten. Sie tranken auf den König und auf ihre Gesundheit, riefen sich ihr letztes Treffen in Erinnerung, es war im September 1792 mit Charles Hamilton in London, streiften kurz den Beginn ihrer Freundschaft 1774 auf der Shannon, ihr Treffen in Indien und sprachen dann über das, was sie hier im Hafen von Neapel bewegte.
Kelly war seit einem halben Jahr Konteradmiral und noch von Lord St. Vincent mit vier Schiffen zur Unterstützung Nelsons kommandiert worden. »Nelson kann von St. Vincent anscheinend alles erhalten«, sagte Kelly. »Es wäre viel wichtiger, die Schiffe bei Baron Keith zu belassen, als sie Nelson zu schicken, der doch nur an das Königreich beider Sizilien denkt.«
David berichtete von seinen Gesprächen mit Foote, mit Ruffo und Baillie und fragte: »Was zum Teufel bedeutet dieses Signal, daß der Vertrag aufgehoben sei, Hugh?«
Kelly erzählte, daß Kardinal Ruffo auf Nelsons Flaggschiff mit Nelson sowie Sir und Lady Hamilton eine heftige Auseinandersetzung gehabt habe. Er wisse es vom Ersten Leutnant, der vorher sein Erster gewesen sei.
»Lady Hamilton war anwesend?« fragte David erstaunt.
Kelly zuckte mit den Schultern. »Na ja, sie übersetzte und es war ganz gut, sonst hätten sie sich womöglich geprügelt. Der Kardinal besteht darauf, daß er als Vertreter des Königs eine gültige Kapitulation abgeschlossen habe. Nelson besteht ebenso hartnäckig darauf, daß es nur ein vorläufiger Waffenstillstand sei, der besonders bei diesen laschen Bedingungen der Bestätigung des Königs bedürfe.«
David schüttelte den Kopf. »Welche Vollmacht hat denn ein englischer Admiral, sich in diese neapolitanischen Angelegenheiten einzumischen?«
Hugh Kelly vergewisserte sich, daß niemand im Raum war, beugte sich vor und sagte mit gedämpfter Stimme: »Keine, außer daß er mit Lady Hamilton schläft, die von der Königin dauernd Briefe erhält, damit sie Nelson zu äußerster Härte anstacheln soll, weil sie selbst jede Milde ablehnt. Und bei Nelson trifft sie auf offene Ohren, denn er haßt die Franzosen, viel mehr noch ihre Parteigänger. Ja, eigentlich sind alle Nichtengländer für ihn Menschen zweiter Klasse.«
»O Gott, der arme Foote«, seufzte David und berichtete Kelly von Footes Darstellung, daß bei der Ungewißheit über die Ankunft der französischen Flotte und der Gefahr von Mord und Totschlag in der Stadt milde Bedingungen die einzige Möglichkeit waren, die beiden Forts am Hafen bald in die Hände zu bekommen.
»Natürlich hat Foote richtig gehandelt«, bestätigte Kelly. »Aber ich weiß auch nicht, wie das weitergehen soll.«
Der nächste Tag überraschte sie wieder mit einer Fülle von Segeln, aber sie konnten ihre Gefechtsvorbereitungen bald abbrechen, denn es war nur die Flotte von vierzehn Polaccas, die die etwa tausendfünfhundert Rebellen aus den beiden Forts aufnehmen sollte.
Kapitän Foote besuchte David, entschuldigte sich, daß er wiederum seinen Rat suche und berichtete, daß Kardinal Ruffo und Kapitän Baillie und Oberst Achmet ein Protestschreiben an Lord Nelson gerichtet hätten, in dem sie sich energisch gegen die Aufhebung der von ihnen ausgehandelten Kapitulation verwahrten. »Ich soll auch unterschreiben, aber ich kann doch nicht gemeinsam mit anderen gegen meinen Admiral protestieren.«
Das könne er in der Tat nicht, bekräftigte David. Aber er könne im Gespräch mit Lord Nelson seine Beweggründe für die Unterzeichnung der Kapitulation aus den Zeitumständen rechtfertigen. »Seine Lordschaft wird das einsehen müssen.«
Danach sprachen Mr. Ballaine und Reverend Pater bei David vor und baten um
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