Der Kampf um die Sieben Inseln
halbe Stunde und sagen mir bitte nach der dritten Messung, wie sie sich verändert hat. Sonst ist Dienst wie üblich.«
Er ging in seine Kajüte, und das beruhigte die weniger erfahrenen Matrosen etwas. Drei französische Linienschiffe und sie selbst mit so wenig Leuten. Das war schon manchem in die Glieder gefahren.
Nach einer Stunde meldete Leutnant Everett: »Distanz dreieinhalb Seemeilen, Sir. Die Franzosen haben in der letzten Stunde fast eine Meile aufgeholt. Sie führen aber auch schon Leesegel.«
»Gut«, antwortete David. »Ich komme an Deck, und dann setzen wir auch die Leesegel.«
An Großmast und Fockmast wurden die Leesegelbäume mit Eisenringen aufgesteckt und die Leesegel daran angebracht. Dadurch wurde die Segelfläche backbord und steuerbord verbreitert. Als die Segel den Wind faßten, änderten die Masten ihre Vibration. Ein leichtes Brummen war hörbar, und die Thunderer wurde schneller.
David sah seitwärts nach vorn, blickte zu den Segeln und rief den Master und den Bootsmann. »Meine Herren, nach meinem Eindruck ist sie etwas topplastig. Was meinen sie?«
Mr. Douglas, der Master, schloß ein Auge und visierte den Horizont über das Bugspriet an. »Ja, Sir, aber nicht viel.« Auch der Bootsmann stimmte zu.
»Dann lassen Sie bitte zehn Fässer aus dem vorderen in den achteren Vorratsraum bringen, Mr. Jenkins«, entschied David.
Mr. Everett konnte keine weitere Annäherung der Franzosen mehr messen und meldete sich von seiner Wache ab. »Vielen Dank, Mr. Everett. Sagen Sie bitte Mr. Jaling, daß er mit den Messungen fortfährt und mir meldet, wenn sich etwas ändert«, antwortete David und wandte sich an Mr. Watt: »Bitte begleiten Sie mich doch in meine Kajüte, Mr. Watt.«
Dort brachte ihnen Edward einen Becher Kaffee, und David fragte, was Mr. Watt an Maßnahmen vorschlage.
»Sir, wir haben jetzt ein Glasen der Nachmittgaswache (12.30 Uhr). Wenn nichts Unvorhergesehenes passiert, können wir ihnen in der Nacht entwischen. Es ist ja ziemlich bedeckt und wenig Mondschein.«
»Ich würde gern noch etwas nachhelfen, Mr. Watt. Die Franzosen sind zu dritt, und wenn sie abends in Suchformation nebeneinander segeln, kann das Entkommen schwierig werden. Ich habe vor vielen Jahren auf dem Weg von Menorca nach Gibraltar etwas ausprobiert, was Erfolg hatte.« Und er legte seinen Plan dar.
Mr. Watt war noch skeptisch. »Wir müßten es mit dem Zimmermann, dem Bootsmann und dem Master noch genau besprechen, Sir, aber schaden kann es ja auf keinen Fall.«
David war etwas enttäuscht, denn er fand den Plan überzeugend und hatte mehr Zustimmung erwartet. »Gut, dann treffen wir uns nach dem Essen in einer Stunde in meiner Kajüte. Informieren Sie bitte die Herren.«
Das Ergebnis der Besprechung war eine rege Tätigkeit der Zimmerleute und Segelmacher am Nachmittag. Leere Fässer wurden herangeschleppt und mit Balken sowie Brettern verbunden. Eine große Spiere wurde auf der Plattform aufgebaut.
»Wat soll denn det werden?« fragte ein Matrose einen Zimmermann. »Baut ihr schon Flöße, weil die Froschfresser in Sicht sind?«
»Nee, wir woll'n dir an eener Insel aussetzen. Aber mal ehrlich: Ich weeß et ooch nicht. Der Olle soll wieda wat tricksen wollen.«
Als es dämmerte, war das Gebilde fertig, und David inspizierte es mit Mr. Watt, dem Master und dem Bootsmann. Es sah tatsächlich wie ein Floß ohne durchgehende Plattform aus. Ein Lateinersegel war in einer bestimmten Stellung fest verankert. Auch ein Ruder war in einer Position fixiert. David diskutierte mit den anderen, ob Segelstellung und Ruderlage bei diesem Wind den gewünschten Kurs garantieren würden. Nachdem der Segelmacher ein Tau straffer ziehen und neu beschlagen mußte, waren sie zufrieden.
»Nun müssen wir auf die Dunkelheit warten, und dann die Lampen vergleichen«, stellte David fest.
»Hoffentlich werden sie nicht mißtrauisch, daß eine Lampe leuchtet«, gab Mr. Douglas zu bedenken.
»Ich habe die Erfahrung gemacht, daß man dem Feind eher einen Fehler zutraut als sich selbst. Meine Sorge ist vielmehr, Mr. Douglas, daß wir bei den Maddalenas den richtigen Kurs erwischen und nicht auf eine Untiefe rennen.«
Der Master beruhigte: »Keine Sorge, Sir. Ich kenne das Revier und habe die Karten noch einmal gründlich studiert. Sofern wir Kurs ändern, wenn Porto Vecchio in neunzig und Bonifacio in siebzig Grad peilt, sind wir in sicheren Gewässern.«
Die Franzosen folgten ihnen unbeirrt. Die Thunderer nahm Kurs auf die
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