Der Kampf um die Sieben Inseln
Galgen, sofern er sie nicht vorher erschlug.
David nahm die Hände an die Wangen. Ein Seufzen ging durch die Reihen der Offiziere. Dann begannen einige leise und verbittert zu fluchen. Andere falteten die Hände.
David rief: »Mr. Dimitrij, ist meine Gig bereit?«
Gregor bejahte, und David bat Mr. Ballaine um die Depeschentasche, lehnte jede Zeremonie ab und ließ sich zum Flaggschiff übersetzen. Kapitän Hardy begrüßte ihn, und David bat ernst und verschlossen, den Admiral sprechen zu dürfen.
Hardy ging voraus, wandte sich dann noch einmal um und sagte: »Es sind schreckliche Zeiten. Bitte überlegen Sie gut, was Sie sagen, Sir David.«
David stutzte, sah Hardy groß an und sagte dann: »Vielleicht haben wir alle zu lange überlegt, Mr. Hardy. Auf jeden Fall danke ich Ihnen.«
Er trat ein und nahm seinen Hut ab. Nelson erhob sich und blickte ihn an. Er sah schlecht aus, blaß und übernächtigt. Aber er trug seine Extrauniform mit allen Orden. »Mylord!« sagte David mit fester Stimme. »Geschehen diese Morde mit Ihrem Einverständnis?«
Nelson biß sich auf die Lippen und erwiderte mit leiser Stimme: »Sie sind lange genug im Dienst des Königs, Sir David, um zu wissen, daß ich zuerst und vor allem ein Recht auf Ihren Bericht über Ihren Auftrag habe.«
»Selbstverständlich, Mylord. Ich bitte um Nachsicht.« Dann berichtete er in kurzen Worten von der Zerstörung der Batterie, der Kaperung der Schiffe und der Verfolgung durch drei französische Linienschiffe.
»Dann haben Sie den angenehmen Teil unserer Pflichten erfüllt, während ich hier die unangenehme Seite des Dienstes zu versehen habe. Seine Majestät, König Ferdinand, ist seit vorgestern in seiner Hauptstadt. Er betritt das Land nicht, bevor es nicht von Verrätern gereinigt ist, und residiert auf meinem Flaggschiff. Er hat die Hinrichtungen angeordnet, und es ist nicht meines Amtes, ihm in den Arm zu fallen. Ich bin auch der Meinung, daß Verräter und Rebellen keine Schonung verdienen.«
»Mylord, es steht mir nicht zu, Ihre Einstellung zu kritisieren. Ich muß nur die Wirkung dieser Maßnahmen auf meine Leute berücksichtigen. Sie wollen ihr Leben für England einsetzen, wollen diesen Einsatz aber nicht mit dem Mord an Wehrlosen und Britanniens Rechtsprinzipien nicht mit irregulären Gerichtsverfahren beflecken. Sie leiden, wenn ihnen vorgeworfen wird, daß sie auch nicht anders handeln als die Betreiber der französischen Guillotinen.«
Nelson schüttelte den Kopf und schritt auf und ab, während er David fixierte und zu ihm sprach. »Ihre Leute wollen die angenehme Seite des Flottenlebens: Prisen und saubere Hände. Geht das denn überhaupt, wenn soviel auf dem Spiel steht? Der kleine Flottenleutnant mag mit solchen Kategorien zurechtkommen. Aber der Admiral muß das Wohl Britanniens sehen. Und hier im Mittelmeer ist Englands Stellung nur zu halten, zu festigen und auszubauen mit diesem König und diesem Hofe, nicht mit Ruffo oder ähnlichen Figuren. Also habe ich widerwillig, wie Sie mir glauben können, den Rachedurst des Königs unterstützt, der seine Rebellen bestraft sehen wollte. Nur so wurde er fest an England gebunden. Ich habe sogar noch mehr getan, Kommodore. Ich habe den Befehl des Oberkommandierenden Keith zum zweiten Mal abgelehnt, meine Linienschiffe nach Menorca zu schicken, und ich habe an die Admiralität geschrieben, daß diese Insubordination unumgänglich war, um Englands Macht zu erhalten, die im Mittelmeer nur in Verbindung mit diesem Königreich zu halten ist, nicht durch diesen Fliegenklacks Menorca. Ich muß riskieren, daß die Admiralität meiner Argumentation nicht folgt.«
»Ich danke Eurer Lordschaft für diese offenen Worte. Darf ich eine ebenso offene Frage stellen?«
»Bitte, Herr Kommodore!«
»Ist Englands Stellung wirklich gestärkt durch einen Staat, der einen König dieses Charakters hat, der so unter dem Diktat des städtischen Pöbels steht, dessen Königin dem eigenen Volk gegenüber nur Rachsucht kennt, keine Vergebung? Werden nicht diese Mordtaten, und als solche werden sie allgemein empfunden, Englands Gegnern mehr Unterstützung bringen als uns?«
»Sir David, begreifen Sie doch. Ich hatte keine andere Wahl! Vielleicht würden wir uns besser verstehen, wenn Sie die Entwicklung der Geschehnisse miterlebt hätten. So ist es zu spät. Darum bitte ich Sie: Segeln Sie nach Korfu und bewegen Sie Admiral Ushakov dazu, daß er mit seiner Flotte nach Neapel kommt und mit uns vereint eine große
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