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Der Kannibalenclan

Der Kannibalenclan

Titel: Der Kannibalenclan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Buval
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um.
    Insgesamt wurden zweiunddreißig Leichenteile geborgen: nackte Beine, Arme, Hände, Füße, Teile vom Rumpf. Wir alle waren geschockt. Am meisten Entsetzen machte sich aber breit, als Walerij den eigentlich grauenvollsten Fund, einen Kopf, barg. Man konnte feststellen, dass selbst ein solch hartgesottener Mann Gefühle hat. Zunächst wollte er den Kopf an den Haaren aus dem Fluss ziehen, doch er überlegte es sich anders, er nahm ihn in beide Hände und übergab ihn dem Mitarbeiter der Gerichtsmedizin, der alles in Plastikbeutel packte. Es sah aus, als hätte er einen Pokal in seinen Händen.
    Es war der Kopf eines Mädchens mit weit aufgerissenen Augen, ich werde den Anblick in meinem Leben nie mehr vergessen.«
    Michael S. hat nur einen Wunsch: ein Glas Wodka. Seine Hand nimmt unruhig die Flasche, und er gießt sich das Glas randvoll ein. Nach einem kleinen Schluck ist er bereit, weiterzuerzählen.
    »Jedes einzelne Teil, das die Männer aus dem Flussbett fischten, musste ich fotografieren. Dann kam alles in Plastikbeutel und wurde mit Nummern versehen. Immer wieder schrie der Gerichtsmediziner: ›Fischt weiter, da müssen noch viele Köpfe im Wasser sein.‹ Doch gefunden wurde nur einer.
    Ich habe noch immer den Anblick vor Augen. Mir schlotterten die Knie, als ich auf meinen Auslöser drückte. Auch an dem erfahrenen Mitarbeiter der Gerichtsmedizin schien nicht alles spurlos vorübergegangen zu sein. Denn als er den Kopf in die Plastiktüte legte, drehte er sich um und übergab sich. Dann stieg er die Böschung hinauf und bat seinen Vorgesetzten, ihn ablösen zu lassen. Als ich dann endlich das letzte Leichenteil fotografiert hatte, befahl mir der Staatsanwalt, die Bilder noch an diesem Tag zu entwickeln. Ich fuhr nach Hause und weinte, verfluchte meinen Beruf und hatte nur einen Gedanken: Welche Bestie hat dies getan?«
    »Wie hat die Bevölkerung reagiert nach Ihrem ersten Zeitungsbericht?«
    »Zunächst durfte ich nichts über den Fund berichten. Man wollte erst die Ergebnisse der Gerichtsmedizin abwarten. Die Mediziner des örtlichen Institutes arbeiteten Tag und Nacht.
    Die Polizei von Nowokusnezk war in höchster Alarmbereitschaft. Die unmittelbar nach der Bergung einsetzende Fahndung nach den Tätern lief auf Hochtouren. Doch leider vergebens.«

    Die vergebliche Suche nach den Tätern Nach einigen Tagen geben die Gerichtsmediziner bekannt:
    »Die aufgefundenen Leichenteile stammen von insgesamt sechzehn Personen, die alle weiblichen Geschlechts und unter sechzehn Jahre alt waren. Nur der Fund eines Kopfes kann uns weiterbringen. Die restlichen Leichenteile sind stark verwest, zumindest ein Teil davon.«
    Noch immer will man der Öffentlichkeit nicht mitteilen, dass von den meisten Knochen das Fleisch abgeschält wurde, wie das gerichtsmedizinische Institut festgestellt hat. So wurden Oberkörper geborgen, die nur aus Gerippe bestanden. Es wurde viel verschwiegen, vielleicht auch aus menschlichen Gründen, das würde für die Ermittler sprechen. Niemand kann sich vorstellen, was die Angehörigen dieser jungen Menschen mitgemacht hätten, wenn sie erfahren hätten, was mit ihren Kindern geschehen ist.
    Man weiß lange nicht, wessen Kinder das sein könnten. Die Militärpolizei geht die Unterlagen vermisster Jugendlicher durch, findet aber keinerlei Zusammenhänge. So nimmt man zunächst an, dass es sich um eine Familientragödie handeln könnte, doch auch dafür gibt es keinerlei Beweise. Überhaupt: Vielleicht wurden die Leichenteile auch in einer anderen Stadt in den Fluss geworfen, so die Vermutung eines Beamten aus Nowokusnezk. Also verständigt man die Polizeistationen der Ortschaften, die am Fluss liegen.
    Unzählige Telefonate werden geführt. Ein Bild von dem Gesicht des Mädchens, dessen Kopf gefunden wurde, wurde an die Polizeistationen verteilt. Doch so sehr man sich auch bemüht, nichts bringt die Staatsanwaltschaft auch nur einen Schritt in ihren Ermittlungen weiter. So sehr man auf Aufklärung hofft, es gehen nur sehr wenige Hinweise aus der Bevölkerung ein, und diese sind allesamt nutzlos. Letztlich bleibt also nur Nowokusnezk als Tatort übrig. Der oder die Täter müssen aus dieser Stadt sein, dessen ist man sich nun sicher.
    So beschließt die Staatsanwaltschaft, die Nachrichtensperre wenig später aufzuheben. In ganz Sibirien sind die Bilder des Grauens zu sehen. Seitenweise werden sie veröffentlicht.
    Wieder hofft man auf Hinweise. Radio- und Fernsehstationen berichten fast

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