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Der Kapuzenmörder

Der Kapuzenmörder

Titel: Der Kapuzenmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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farbenprächtige Abbildung des Wappens von Llewellyn neben dem Wilden Roten Drachen von Wales.
    Sie schlichen durch den Hauseingang an der Seite und zur Hintertür ins Haus. Zwei alte Diener begrüßten sie, der Waliser Griffin und seine Frau Anna. Beide hatten Maeve schon in Wales gedient und waren ihrer Herrin getreu ins »Land der Fremden« gefolgt, wie sie es nannten, als Maeve nach der Hochzeit mit Corbett nach London gezogen war. Für Griffin und seine Frau war England so fremdartig wie Outremer, und die Einwohner von London waren Dämonen in Menschengestalt. Corbett indessen hatten sie akzeptiert, und sie begrüßten ihn ekstatisch und plapperten auf Walisisch. Corbett lächelte nur und küßte beide auf die Wange, und durch Zeichen gab er ihnen zu verstehen, daß sie Maeve seine Ankunft nicht bekanntgeben sollten. Er wandte sich zu Ranulf und wollte etwas sagen, aber der Diener hatte die Satteltaschen zu Boden fallenlassen und war prompt verschwunden. Ranulf hatte ziemliche Angst vor Maeve; er hatte beträchtliche Ehrfurcht vor einer Frau, die nicht nur schön war, sondern einen Verstand besaß, der dem seinen überlegen war, und eine Zunge, so scharf wie ein Rasiermesser.
    Griffin schaute Corbett mit schräggelegtem Kopf an und deutete auf die Taschen.
    »Ja, ja«, sagte der Sekretär, »ich wäre dir dankbar, wenn du sie wegbringen könntest. Ranulf kommt bald zurück. Er ist wahrscheinlich zu seinem kleinen Sohn.«
    Der Alte schüttelte den Kopf und verdrehte die Augen, als verstehe er nicht, was Corbett da redete, aber der Sekretär argwöhnte, daß er es doch tat. Er war sogar sicher, daß Griffin jedes Wort verstand; doch der Alte bestand darauf, daß er Waliser sei, und genoß im stillen die Verwirrung, die er damit verursachte. Plötzlich packte Anna, Maeves alte Amme, Corbett bei der Pfand, machte ein ernstes Gesicht und wiederholte immer wieder ein paar Worte, von denen er nur »Llewellyn« verstand. Der Sekretär schüttelte den Kopf, drückte den beiden Bediensteten freundlich die Pfände und schlich auf leisen Sohlen zum Söller hinauf.
    Oben an der Treppe blieb er stehen und spähte durch die halboffene Tür. Drinnen saß Maeve in einem rotbraunen Kleid; sie trug einen blauen Gürtel um die Taille und hatte einen Schleier mit goldenen Spangen an ihren blonden Haaren befestigt. Sie saß auf einem Schemel vor dem Feuer. Corbett stöhnte leise, denn seine Frau stach wütend auf eine Stickerei ein — ein sicheres Zeichen dafür, daß Lady Maeve nicht eben in bester Stimmung war. Sie verabscheute Handarbeiten und haßte das Sticken, ließ gern aber ihre Wut am nächstbesten Stückchen Stoff aus. Trotzdem sang sie leise vor sich hin, irgendein fremdartiges walisisches Wiegenlied, und dabei bewegte sie die kleine Wiege mit der Spitze ihres Pantoffels hin und her.
    Corbett, der genau wußte, welche Furien gleich auf ihn einstürmen würden, stand da und genoß die friedliche, häusliche Szene. Er schaute sich im Raum um und sah bewundernd, wie Maeve den Söller in ein luxuriöses, ja, opulentes Gemach verwandelt hatte. Schreiner hatten halbhohe Holztäfelungen an den Wänden angebracht, während das Ziegelmauerwerk darüber mit dicker weißer Farbe bestrichen worden war, teils unter farbenprächtigen Wandteppichen verborgen oder mit sorgfältig gemalten Wappen in den Farben der Familien Corbetts und Maeves geschmückt. Rote Wollteppiche, keine Binsen, bedeckten den Boden, und die Fenster am Ende des Söllers waren verglast, einige sogar in brillanten, stark voneinander abgesetzten Farben. Steinmetze hatten den alten Kamin erneuert; ein zierlich gemeißeltes Sims ruhte auf zwei mächtigen Pfeilern mit Drachen, Skorpionen und Schlangen. Corbett lehnte sich an die Tür und schnupperte die süße Wärme; Maeve mußte Kräuterpäckchen in das kleine Holzfeuer geworfen haben. Plötzlich hob seine Frau den Kopf, als wisse sie, daß sie beobachtet wurde.
    »Was ist denn das, Weib?« rief Corbett und stieß die Tür auf. »Da komme ich nach Hause und finde meine Frau untätig vor dem Kamin sitzen!«
    Maeve schrie auf, ließ ihre Stickerei fallen und rannte durch das Zimmer; der weiße Schleier umflatterte ihren Kopf wie ein Banner.
    »Hugh! Hugh!« Sie warf Corbett die Arme um den Hals und drückte ihn fest an sich, dann nahm sie sein Gesicht in beide Hände und küßte ihn leidenschaftlich auf den Mund.
    »Du hättest dich aber auch anmelden sollen!« rief sie und trat zurück. »Ein Gentleman, der kürzlich

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