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Der Kapuzenmörder

Der Kapuzenmörder

Titel: Der Kapuzenmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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zum Ritter geschlagen wurde, sollte solche Höflichkeiten wahren!«
    »Du hast die Neuigkeit also schon gehört?«
    »Natürlich. Maltote hat es erzählt.«
    Corbett schluckte heftig. »Und die andere Neuigkeit?«
    Maeve lächelte verschmitzt. Corbett umfaßte ihre Hände und zog sie noch einmal an sich. Es wunderte ihn, daß sie nicht wütend war; die glatte, makellose Haut ihres Gesichts war nicht angespannt, und an Stirn und Lippen waren keine Falten zu sehen — sichere Anzeichen dafür, daß der Zorn seiner Frau bereits verraucht war. Die Lippen, von denen er eben gekostet hatte, waren weich und warm, und in den Augen lag ein spöttischer Blick.
    »Du bist nicht wütend, Maeve?«
    »Warum sollte ich? Mein Gemahl ist wieder da.«
    »Wegen der Neuigkeiten, meine ich.«
    »Sir«, antwortete Maeve mit gespielter Überraschung, »Ihr seid zum Ritter geschlagen worden.«
    »Madame«, brachte Corbett rauh hervor, »wir reisen nicht nach Wales. Du wirst deinen Onkel nicht sehen.«
    Maeve schob ihm den Arm um die Taille.
    »Richtig, richtig«, spöttelte sie. »Wir reisen nicht nach Wales.« Ihr Gesicht wurde ernst. »Aber meinen Onkel werde ich doch sehen.«
    »Was heißt das?«
    »Er kommt her. Ich habe Maltote bereits mit der Einladung losgeschickt.«
    Corbett mühte sich angestrengt, keine Miene zu verziehen, obwohl er am liebsten geschrien hätte. Daran hatte er nicht gedacht: daß Lord Morgan ap Llewellyn in sein Haus gerauscht kommen könnte wie ein wilder Wind aus den Bergen von Wales. O Gott, dachte Corbett, er wird hier sein; er wird essen und trinken, als sei’s seine Henkersmahlzeit. Sein Gefolge wird sich in den Schenken von London besaufen, und die Wache wird sie verhaften und in den Kerker werfen, wenn sie versuchen, sich die Hälse zu brechen. Des Nachts werden sie brüllen und toben, und Lord Morgan wird wilde Gesänge vortragen und dann in Tränen um Wales und seine verschwundene Glorie ausbrechen. Und am nächsten Morgen wird der Lord putzmunter wieder aufstehen und anfangen, über Edwards Wales-Politik zu streiten. Er wird Ranulf zum Spiel herausfordern, und das Haus wird von ihren Flüchen widerhallen, wenn sie nach Kräften versuchen, sich gegenseitig zu betrügen. Schwer ließ sich Corbett auf einen Schemel fallen.
    »Lord Morgan kommt?« fragte er matt.
    Maeve hockte sich neben ihn und nahm seine Hand.
    »Oh, Hugh, bitte, keine Einwände. Er mag ja wild sein, aber er wird alt.«
    »Dein Onkel«, knirschte Corbett, »wird niemals alt.«
    »Hugh, er liebt mich, und unter seinem wilden Temperament verbirgt sich eine tiefe Bewunderung für dich.«
    Oh, du guter Gott, dachte Corbett. Er wollte weiteren Protest erheben, als er die Tränen sah, die in den Augen seiner Frau blinkten — eine ihrer liebsten Waffen: Entweder bist du jetzt einverstanden, sagte sie ihm damit, oder ich werde im Haus herumirren wie eine Märtyrerin, die verbrannt werden soll. »Wie lange bleibt er?« fragte Corbett.
    »Zwei Monate.«
    Mit anderen Worten: Sechs. Corbett seufzte. »Dann soll Lord Morgan kommen.«
    Maeve küßte ihn wieder. »Wir werden alle zusammensein«, flüsterte sie, und ihre Augen leuchteten vor Freude.
    Ja, dachte Corbett müde, wir werden alle zusammensein. Maeve klatschte in die Hände. »Er kann das Zimmer hinten im Haus bekommen, und seine Diener können die Halle unten haben oder vielleicht in einer Schenke wohnen.« Corbett erhob sich, griff seiner Frau ins Haar und lächelte. »Ich werde beschäftigt sein«, stellte er fest, und plötzlich packte er Maeve bei den Schultern.
    »Der König hat gesagt, du hättest Besuch gehabt, Maeve. Der Franzose, de Craon, und sein Kumpan de Nevers.«
    Maeve verzog das Gesicht. »De Craon war charmant. Oh, ich weiß, Hugh, er ist ein Fuchs, aber er hat mir ein Tuch mitgebracht, reine Seide von den Webstühlen Lyons, und einen Silberlöffel für Eleanor.«
    »Weg damit!« knurrte Corbett.
    »Hugh!«
    »De Craon ist ein grausamer Schurke, der mir nur Böses will.«
    »Hugh, er war so höflich.«
    »Und sein Kumpan?«
    »De Nevers?« Maeve zog eine Grimasse. »Hübsch. Stiller als de Craon, diplomatisch und liebenswürdig. Ich mochte ihn.« Corbett funkelte seine Frau an, bis ihm klar wurde, wie lächerlich er aussehen mußte. »Entschuldige«, brummte er. »Aber bei de Craon ist mir immer unbehaglich.«
    Maeve griff nach seiner Hand. »Dann vergiß ihn, wie ich es getan habe. Komm und sieh dir unsere Tochter an.«
    Corbett folgte ihr und betrachtete seine kleine

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