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Der Kapuzenmörder

Der Kapuzenmörder

Titel: Der Kapuzenmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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Cade vorstellte, einen Untersheriff der Stadt. Als alle miteinander bekannt gemacht worden waren, ging Nettler unvermittelt hinaus, und der Untersheriff beendete seinen Brief, während Corbett ihn musterte. Er hatte schon von Cade gehört, einem ausgezeichneten Diebsfänger nut scharfem Blick, der einen Schurken auch in einer überfüllten Schenke erkannte. Die Gauner der Londoner Unterwelt fürchteten ihn zu Recht, aber trotz seiner Größe wirkte Cade wie ein Hofgeck mit seinem buntgesäumten Gewand, den hohen Reitstiefeln, dem Batisthemd und der kleinen Schädelkappe, die er hinten auf dem dichten, schwarzen Haar trug. Der gespaltene Bart war säuberlich gestutzt, und mit seiner bräunlichen Gesichtshaut und dem trägen, gutmütigen Blick wirkte Cade wie einer, der die guten Dinge des Lebens zu schätzen wußte, nicht etwa die skrupellose Jagd auf Schurken und Gauner. Er winkte Corbett und Ranulf zu einer Fensterbank, während er seinen Brief beendete. Danach wandte er sich schwungvoll um.
    »Ihr seid hier wegen der ermordeten Huren?« Cade verzog das Gesicht. »Oder soll ich ehrlich sein? Dann gilt Eure Anwesenheit nicht ihnen, sondern dem Tod Lady Somervilles und Pater Benedicts.«
    Cade flüsterte seinem Schreiber etwas zu, worauf der von seinem hohen Hocker herunterrutschte, zu einem der Regale ging und einen Stapel Dokumente herüberbrachte.
    »Danke«, sagte Cade leise. »Du kannst gehen.«
    Er wartete, bis der alte Mann die Tür hinter sich geschlossen hatte; dann zog er einen Schemel heran und setzte sich Corbett gegenüber.
    »Es gibt drei Dinge, die mich interessieren«, sagte er dann. »Die Morde an den Huren, die Morde an Lady Somerville und Pater Benedict, und die Ankunft Puddlicotts hier in London.«
    Corbett klappte überrascht den Mund auf.
    »O ja«, sagte Cade. »Unser Freund, der Meister der Verkleidungen, Richard Puddlicott mit einem Dutzend Namen und in vielfältiger Gestalt, ist wieder in der Stadt.« Cade riß die Augen weit auf. »Diesmal will ich ihn fassen! Ich will diesen gerissenen Hund in Ketten sehen!«
    »Woher wißt Ihr, daß er hier ist?«
    »Lest das.« Cade reichte ihm einen Stapel Dokumente. »Lest«, wiederholte er. »Und nehmt Euch Zeit, Master Corbett. Oder sollte ich Euch Sir Hugh nennen?« Cade lächelte. »Wir haben es bereits vernommen. Nehmt unsere Glückwünsche entgegen. Lady Maeve ist sicher sehr erfreut.«
    »Ja. Ja«, murmelte Corbett, »das ist sie.«
    Cade wandte sich ab, schenkte zwei Becher Wein ein und reichte sie Corbett und Ranulf. »Ich lasse Euch jetzt allein. Wenn Ihr alles gelesen habt, reden wir weiter.«
    Cade schlenderte hinaus. Ranulf wandte sich dem Fenster zu und schaute hinaus; draußen wurde eine Reihe Gefangener in den Hof geführt. Corbett studierte die Dokumente. Die beiden ersten waren Briefe, in denen den Sheriffs von London mitgeteilt wurde, wie erzürnt der König darüber sei, daß so viele blutige Morde in der Stadt begangen wurden, besonders aber über den grausigen Tod der Lady Somerville und die geheimnisvollen Umstände des Brandes, in dem Pater Benedict ums Leben gekommen war. Das nächste Dokument war ein Memorandum, offensichtlich von Cade selbst verfaßt; es enthielt eine Liste der ermordeten Frauen und dazu das jeweilige Datum des Todes. Corbett pfiff leise. Es waren insgesamt sechzehn, Lady Somerville nicht mitgezählt. Alle Morde waren innerhalb der Stadtmauer verübt worden, und zwar in einem Bereich zwischen Grays Inn im Westen, Portsoken im Osten, Whitecross Street im Norden und der Ropery, die an die Themse stieß, im Süden. Corbett sah auch, daß die Mordserie vor etwa achtzehn Monaten begonnen hatte und daß die Verbrechen in regelmäßigen Abständen von etwa einem Monat verübt worden waren, am dreizehnten oder kurz davor oder danach. Die einzige Ausnahme bildeten Lady Somerville, die am 11. Mai umgebracht worden war, und das letzte Opfer, die Hure, die man in der Kirche von Grey Friars gefunden hatte und die erst zwei Tage zuvor ermordet worden war. Die Huren waren meistens in ihrer eigenen Wohnung getötet worden, drei allerdings, darunter die letzte, anderswo. Alle waren auf die gleiche, grausige Art gestorben: Man hatte ihnen die Kehle von einem Ohr zum anderen durchgeschnitten, die Genitalien verstümmelt und mit einem Messer zerstochen. Auch hier war Lady Somerville die einzige Ausnahme: Sie war in Smithfield mit einem raschen Schnitt durch die Kehle ermordet worden. Cade hatte noch notiert, daß es sonst keine

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