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Der Kapuzenmörder

Der Kapuzenmörder

Titel: Der Kapuzenmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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konfisziert.«
    Corbett nickte. »Sprecht weiter.«
    »Nun, wie gesagt, die Grundherren und die wohlhabenden Kaufleute würden es nicht gern sehen, wenn ihre Namen mit Frauen in Verbindung gebracht würden, die sie jetzt als gemeine Straßendirnen bezeichnen. Und zweitens...« Cade holte Luft und wandte den Blick ab, und Corbett spürte, daß der Untersheriff nicht die volle Wahrheit sagte. »Zweitens«, wiederholte Cade, »ist es die Art ihres Todes, die mich wachsam sein läßt. Die meisten wurden in ihrer eigenen Wohnung ermordet; also müssen sie den Täter gekannt haben, denn sonst hätten sie ihm nicht die Tür geöffnet. Master Corbett, ich bin Untersheriff, und die reichen Bürger zahlen mir meinen Sold. Ich möchte nicht derjenige sein, der herausfindet, daß einer der Herren, die mich bezahlen, eine Hure in der Nacht ihres Todes besucht hat.« Jetzt errötete Cade tatsächlich vor lauter Verlegenheit, und er rieb sich mit der Hand die Wange. »Ja, ja, ich gebe es zu«, fuhr er fort, »ich habe Angst. Ich fange jeden Schurken — sei er nun Priester, Kaufmann oder Lord —, aber, Master Corbett, hier liegt die Sache anders. Ich könnte entdecken, daß der Bürgermeister selbst bei einer Hure war, aber was würde das beweisen?«
    »Ihr könntet nach einem Muster suchen, nach einem Namen, der bei allen Mordfällen auftaucht.«
    Cade stieß mit dem Finger nach Corbett. »Nein, Master Corbett. Ihr seid der Vertraute des Königs, und Ihr wurdet kürzlich zum Ritter geschlagen. Ihr könnt das herausfinden! Ihr könnt mit dem Finger auf einen von denen deuten! Um Gottes willen, Mann, deshalb hat man Euch doch herge schickt — und das sage ich, ohne Euch beleidigen zu wollen.« Corbett nagte an seiner Unterlippe; dann beugte er sich vor und berührte freundlich Cades Hand.
    »Ich habe Verständnis dafür«, sagte er leise.
    Das hatte er wirklich, und ihm war klar, weshalb ein Untersheriff mit einem Fall betraut worden war, den keiner seiner Vorgesetzten mit der Feuerzange angefaßt hätte. Corbett lächelte leise; nun verstand er, weshalb der König ihn nach London geschickt hatte.
    Er betrachtete die Liste, die Cade ihm gegeben hatte. »Ihr seid überaus aufmerksam, Master Cade«, stellte er fest. »Diese Huren müssen ihren Mörder gekannt haben; sie haben sehr viel Vertrauen gezeigt. Sogar die letzte hier, Agnes, deren Leichnam wir gleich in Augenschein nehmen werden. Sie wurde in einer Kirche umgebracht. Vermutlich wurde sie von ihrem Mörder dorthin gerufen.«
    »Möglich«, antwortete Cade. »Aber laßt uns den Tod dieser Mädchen einmal beiseite stellen. Wie erklärt Ihr Euch den Mord an Lady Somerville?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Corbett. »Vielleicht wußte die alte Frau etwas. Doch eins will ich Euch sagen, Cade: Eure bange Sorge ist wohlbegründet. Wenn wir diesen Mörder verhaften — und keine Angst, das werden wir — , dann wird es ein hochwohlgeborener Dreckskerl sein, der eine Menge zu verbergen hat. Darauf wette ich.«
    »Gütiger Gott!« flüsterte Cade.
    Corbett starrte auf die gegenüberliegende Wand. »Ich begreife nur nicht«, sagte er, »wieso die Morde zugenommen haben. Eurer Liste zufolge, Master Cade, stirbt jeden Monat am dreizehnten eine Hure. Aber im Mai ändert sich dieses Muster. Lady Somerville wird am Montag, dem elften, ermordet, der Priester am Abend darauf, eine Prostituierte namens Isabeau am Mittwoch, den dreizehnten, und dann kurz danach das Mädchen in Grey Friars. Welche Krise hat den Mörder gezwungen, von seinem Muster abzuweichen?«
    »Womöglich...«, begann Cade.
    »Womöglich was?«
    »Womöglich gibt es mehr als einen Mörder.«

VIER

    C orbett und Ranulf warteten, während Cade seine Sachen zusammensuchte. Sie verließen das Rathaus und gingen zur Catte Street hinunter, in die Gegend um Old Jewry und die massige Kirche von St. Lawrence. Eine Menschenmenge hatte sich am Pranger vor der Seitenpforte des Friedhofs versammelt, städtisches Gesindel großenteils. Sie verhöhnten einen Mann, der in den Block geschlossen worden war, weil er fehlerhafte Bogensehnen verkauft hatte; seine mangelhafte Ware wurde derweilen um ihn herum aufgehäuft und vor seiner Nase verbrannt. Der arme Unglückliche, dessen Kopf zwischen die Holzbalken geklemmt war, mußte den beißenden Rauch einatmen, der ihm Mund, Nase und Augen reizte. Hin und wieder schleuderte er seinen Peinigern Beschimpfungen entgegen, bevor er wieder in Hustenanfälle verfiel, bei denen er sich den Kopf am

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