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Der Kapuzenmörder

Der Kapuzenmörder

Titel: Der Kapuzenmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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tieftraurig. Er war nicht nur unser Kaplan, sondern ein alter, sehr gütiger Priester. Warum fragt Ihr?«
    »Wie war er, bevor er starb? Hat er irgendwelche ungewöhnlichen Äußerungen getan?«
    »Seltsam, daß Ihr davon sprecht, Sir Hugh«, fiel Lady Mary ein. »Oh« — sie schüttelte den Kopf-, »gesagt hat er nichts, aber er war sehr still und abwesend.« Sie zuckte die Achseln. »Aber ich weiß nicht, warum. Gott schenke ihm die ewige Ruhe.«
    »Ist Euch das aufgefallen, nachdem Lady Somerville ihn besucht hatte?«
    »Ja, aber ich weiß nicht, worüber die beiden gesprochen haben. Lady Catherine hatte ihre eigenen Probleme, und Pater Benedict war unser Kaplan.«
    Corbett erhob sich. »Meine Damen, gibt es noch etwas?«
    Beide schüttelten gleichzeitig den Kopf.
    »Vielleicht«, schlug Corbett vor, »könnte ich einmal etwas von Eurer Arbeit sehen.«
    »Wie wäre es heute abend?« fragte Lady Catherine.
    Corbett mußte plötzlich an Maeves Gesicht denken und schüttelte den Kopf. »Nein, nein, das ist unmöglich.«
    »Wo arbeitet Ihr denn genau?« wollte Ranulf wissen.
    »In unserem eigenen Bezirk«, antwortete Lady Mary. »In Farringdon.«
    Corbett verspürte stechende Eifersucht, als er sah, wie die junge Frau Ranulf anlächelte.
    »Wir halten es für das Beste«, erklärte sie, »in einer Gegend zu arbeiten, in der wir bekannt sind; dort sind wir sicher, denn wir können jederzeit auf die Unterstützung der Büttel zählen. Morgen abend vielleicht?«
    Corbett lächelte und verneigte sich. »Vielleicht.«
    Die beiden Frauen erhoben sich und führten sie zurück ins Kapitelhaus. Corbett warf einen mißtrauischen Blick auf seine beiden Begleiter. Cade stand in dem Ruf, ein schweigsamer Mann zu sein, aber seit er das Kapitelhaus betreten hatte, war er ganz in sich zurückgezogen, ein Schatten seiner selbst, und Ranulf hatte aufgehört, zu kichern und zu witzeln.
    Als sie den leeren Kapitelsaal halb durchquert hatten, blieb Corbett stehen.
    »Darf ich die Gewandkammer einmal sehen? Ihr sagtet doch, sie ist hier.«
    Lady Fitzwarren führte ihn zu einer Tür an der gegenüberliegenden Wand. Corbett schaute hindurch; die Gewandkammer war nichts weiter als ein langgestreckter Raum mit Mönchskutten, Kapuzenumhängen und anderen klösterlichen Kleidungsstücken an Pflöcken, die in die Wand geschlagen waren. Auf den Borden lagen säuberlich gestapelt Altar-Tücher, Handtücher für das Lavabo, Chorkragen, Stolen und Meßgewänder. Corbett konnte nichts Verdächtiges entdecken, und sicher nichts, was Lady Somervilles tiefes Unbehagen erklärt hätte. Er ging hinaus, und vor dem Kapitelhaus sagte er den Damen adieu und küßte beiden die Hand. Als er sich abwendete, errötete er, denn er war sicher, daß Lady Mary seine Hand ein wenig fester gedrückt hatte, als sie es vielleicht hätte tun sollen.
    Sie gingen um die Abtei herum zurück und holten ihre Pferde. Ranulf war immer noch schweigsam, aber jetzt wurde Cade gesprächig; Lady Imelda schien ihn zu faszinieren, und er brachte sogar den verschlossenen Ranulf zum Lächeln, als er anschaulich schilderte, wie die alte Edelfrau ohne Zögern ins Rathaus marschieren würde, um den Bürgermeister und die Ratsherren wegen irgendeiner Laune, die sie gerade überkam, zu drangsalieren. So stiegen sie auf die Pferde und ritten durch das nördliche Tor hinaus. Draußen auf der Straße hielt Corbett an und schaute zurück zu der dunklen Massigkeit von Westminster Abbey. Seine Fäuste ballten sich fest um die Zügel. Was lauerte da Böses in dieser großen Abtei, daß Pater Benedict und Lady Somerville einen solchen Schreck bekommen hatten? Was hatten sie gewußt, daß sie eines so gewaltsamen Todes hatten sterben müssen? Corbett schaute zu einem Wasserspeier hinauf; das steinerne Ungeheuer sah aus, als wolle es sich auf ihn stürzen.
    »Wenn diese Angelegenheit erledigt ist«, meinte er, »muß der König hier einschreiten. In unserer großen Abtei ist etwas faul.«
    Er zog sein Pferd herum und spornte es zum Trab. Die in Mantel und Kapuze gehüllte Gestalt, die sich in einem der Zimmer über dem Kapitelhaus verborgen hielt, sah den drei Männern nach, als sie durch Holborn davonritten. Die Gestalt hielt einen Rosenkranz umklammert; sie lächelte und zischte dann giftig wie eine Schlange.
    Beim Stadthaus des Bischofs von Ely machten Corbett und seine Begleiter halt und stiegen ab. Cade verschwand, nachdem er sich mit finsterer Miene wegen anderer Aufgaben entschuldigt hatte.

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