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Der Kapuzenmörder

Der Kapuzenmörder

Titel: Der Kapuzenmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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seit ihren gemeinsamen Tagen in Oxford kannte. Fest erwiderte Corbett den Händedruck.
    » Sir Hugh jetzt, Pfaffe!«
    Pater Thomas verbeugte sich spöttisch; er begrüßte auch Ranulf und erkundigte sich nach Maeve. Dann wandte er sich noch einmal Ranulf zu und begann, ihn zu necken; doch Ranulf lächelte nur und ging, im Gegensatz zu seiner sonstigen Gewohnheit, nicht auf das Geflachse ein. Pater Thomas zog zwei Schemel heran.
    »Habt Ihr Hunger?« fragte er.
    »Ja«, sagte Corbett. Seit jener kleinen Schüssel Fleisch am Morgen hatte er nichts mehr gegessen, und das meiste davon hatte er auf dem Friedhof von St. Lawrence Jewry wieder von sich gegeben. Thomas ging zur Tür und schrie etwas durch den Korridor. Einige Zeit später brachte ein Laienbruder in Leinen gehüllte, frischgebackene kleine Brote und zwei Krüge, die bis zum Rand mit schäumendem Ale gefüllt waren.
    »Das habe ich selbst gebraut«, verkündete Pater Thomas stolz. Corbett kostete von dem kühlen, bitteren Ale und lächelte beifällig, und auch Ranulf brummte zustimmend.
    »Nun«, meinte Thomas und setzte sich ihnen gegenüber, »was kann ich für Euch tun, Hugh? Wieder ein Mord? Irgendein seltenes Gift?«
    »Nein, Thomas. Ich möchte, daß Ihr mich einen Blick in die Seele eines Mörders werfen laßt. Ihr habt von den Dirnen gehört, die umgebracht wurden, und von dem Mord an Lady Somerville?«
    »Ja, ja, gewiß.«
    »Wie ich höre, war Lady Somerville am Abend ihres Todes noch hier?«
    »Ja.«
    Corbett beugte sich vor. »Und was für eine Art Mann, Pater, stellt Huren nach, schlitzt ihnen die Kehle auf und verstüm melt dann ihre Geschlechtsteile?«
    Pater Thomas verzog das Gesicht. »Hugh, ich weiß, daß Digitalis auf das Herz drückt, aber wie...?« Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß, daß rotes Arsen in kleinen Dosen Magenbeschwerden lindert, aber wenn man eine starke Dosis verabreicht, reißt es einem den Magen heraus. Wie und warum, das kann ich Euch nicht sagen. Und wenn es um das Hirn, den Verstand, den Geist geht, bin ich ahnungslos.« Er holte Luft, drehte sich um, nahm einen vergilbten Totenschädel vom Tisch und hielt ihn auf der flachen Hand vor sich. »Seht Ihr, Hugh, dieser Schädel hat einmal ein Gehirn beherbergt. In meiner Hand ruht das Behältnis, dessen Inhalt einst die Macht hatte, zu lachen und zu weinen, Geschichten zu erzählen, zu singen und vielleicht göttliche Geheimnisse zu ergründen oder den Bau einer großen Kathedrale zu planen.« Pater Thomas legte den Totenkopf neben sich auf den Boden. »Als ich in Salerno studierte, habe ich arabische Ärzte gesehen, die behaupteten, der menschliche Geist, der Inhalt des Schädels, den ich Euch gerade gezeigt habe, das Wirken des Gehirns, sei ein ebenso großes Geheimnis wie die Natur Gottes.«
    Er zog seine Kutte zurecht, während er sich warmredete. »Um es unverblümt zu sagen, Hugh, diese Ärzte hatten eine ganze Reihe von Theorien. Die erste ist: Jede körperliche Krankheit geht vom Geist aus. Sie vertreten sogar die Ansicht, Menschen, die durch ein Wunder geheilt werden, haben sich in Wirklichkeit selbst geheilt. Sie weisen zudem darauf hin, daß ebenso, wie der Körper beeinflußt wird durch das, was er ißt und trinkt, auch der Geist durch das, was er erlebt, geprägt Werde. Manche Menschen kommen mit gespaltenem Gaumen oder verunstalteten Gliedmaßen zur Welt. Vielleicht Werden andere mit einem verwachsenen Geist geboren, mit dem Verlangen, zu töten.«
    »Glaubt Ihr das, Pater?«
    »Nein, eigentlich nicht.«
    »Was ist dann die Erklärung für unseren Mörder?«
    Pater Thomas betrachtete seine Hände. »Laßt uns einen Sehritt zurückgehen. Diese Araber behaupteten, das Gehirn, der Verstand, werde durch seine eigenen Erfahrungen geformt. Wenn zum Beispiel jemand als Kind mißhandelt werde, dann werde er auch zu einem brutalen Menschen heranwachsen. Dem würden manche Priester widersprechen. Sie würden behaupten, alles Böse sei das Werk Satans.«
    »Und Ihr, Pater?«
    »Ich glaube, daß sich beides verbindet. Wenn einer unmäßig viel Wein trinkt« — Pater Thomas grinste Ranulf an —, »dann wird sein Bauch dick, sein Gesicht rot, sein Verstand verschwommen. Um nun die Analogie fortzusetzen: Wenn ein Geist mit Haß und Groll ernährt wird, was wird dann passieren?«
    »Es tut mir leid, Pater, aber das weiß ich nicht.«
    »Nun, der Mörder dieser Mädchen könnte jemand sein, der sich jegliches geschlechtliches Verlangen erfüllt hat und nun seine Macht

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