Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kapuzenmörder

Der Kapuzenmörder

Titel: Der Kapuzenmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
Vom Netzwerk:
eingewickelt wird, um dann wie ein Bündel mit Abfall in ein Loch in der Erde geworfen zu werden?«
    Corbett dachte an das, was er vor einer Weile in der Kirche gesehen hatte, und nickte.
    »Dann laßt uns von etwas anderem sprechen.« Er hielt inne, als die großen Abteiglocken zur Nachmittagsmesse zu läuten begannen; beiläufig fragte er sich allerdings, ob die Mönche sich noch die Mühe machten, ihren geistlichen Pflichten nachzukommen.
    »Was gibt es sonst noch zu besprechen?« blaffte Lady Catherine.
    »Lady Somervilles Tod. Sie war eine Eurer Schwestern und wurde am Montag, dem 11. Mai, ermordet, als sie Smithfield überquerte.«
    »Da kann ich Euch helfen«, sagte Lady Mary. Sie beugte sich vor und legte die Hände in den Schoß. »Wir hatten am Tag ihres Todes hier eine Zusammenkunft, die am späten Nachmittag zu Ende ging. Dann verließen Lady Somerville und ich Westminster. Wir gingen zu Fuß, weil das Wetter so schön war, und waren noch in Holborn, um Patienten in St. Bartholomew zu besuchen. Lady Somerville verließ das Spital, kam aber nie zu Hause an. In den frühen Morgenstunden des nächsten Tages wurde sie ermordet aufgefunden.«
    »Hegte jemand einen Groll gegen sie?«
    »Nein. Sie war still, streng und in sich gekehrt. Sie hat viel Trauriges in ihrem Leben erfahren.«
    »Was denn?«
    »Ihr Mann ist vor vier Jahren in Schottland gefallen. Sie hatten einen Sohn, Gilbert. Ich glaube, er ist eine Enttäuschung für sie.« Lady Mary machte ein betrübtes Gesicht. »Sir Gilbert Somerville interessiert sich mehr für die Freuden des Lebens; er war für seine Mutter eine beständige Erinnerung daran, daß sein Vater in seinem Leben als General des Königs nichts erreicht hat als einen Pfeil durch den Hals.«
    Corbett starrte die Wand hinter ihr an. So viele Mitspieler, dachte er. Jeder konnte der Mörder sein.
    »Bevor Lady Somerville starb«, fragte er, »hat sie da irgend etwas Merkwürdiges oder Ungewöhnliches gesagt?«
    »Nein«, antwortete Lady Fitzwarren spitz.
    »Ach, ich bitte Euch.« Corbetts Ton wurde schroff. »Ich habe gehört, sie soll immer wieder gesagt haben: Cucullus non facit monachum. Die Kutte macht noch keinen Mönch.«
    »O ja.« Lady Mary hob die Finger an die Lippen. »Das hat sie dauernd gesagt. Ja, noch am Tag ihres Todes hat sie es mir gegenüber wiederholt.«
    »In welchem Zusammenhang?«
    »Wir waren hier und sahen zu, wie die Ordensbrüder aus der Abteikirche kamen. Ich machte eine Bemerkung darüber, daß sie alle gleich aussähen und schwer auseinanderzuhalten seien, wenn sie Umhang und Kapuze tragen. Da hat sie nur diesen Satz wiederholt. Ich fragte sie, was sie damit meinte, aber sie lächelte nur und ging davon.«
    »Ist das alles? Sonst nichts?«
    »Doch. Doch, da war noch etwas.« Lady Fitzwarren legte eine Hand an die Wange. »In der Woche vor ihrem Tod fragte sie mich, ob ich fände, daß unsere Arbeit der Mühe wert sei. Ich wollte wissen, warum, und sie sagte: Was nützt das alles in dieser bösen Welt? Und am Freitag vor ihrem Tod — Ihr müßt Euch daran erinnern, Lady Mary — kam sie ziemlich spät hier an und sah besorgt und aufgeregt aus. Sie sagte, sie habe Pater Benedict besucht.«
    »Sie hat nicht gesagt, warum?« fragte Cade.
    Corbett drehte sich um, denn Lady Mary klatschte aufgeregt in die Hände.
    »Oh, mir fällt etwas ein!« rief sie, und ihre Augen funkelten lebhaft. Corbett stellte fest, wie wahrhaft schön sie wurde, Wenn sie die Haltung gedämpfter Frömmigkeit ablegte.
    »Kurz bevor wir in St. Bartholomew ankamen, murmelte sie etwas davon, daß sie den Orden verlassen wolle. Ich erhob Einspruch, aber sie behauptete, die Abtei beherberge etwas Böses.« Lady Mary zuckte die Achseln. »Ich weiß, es klingt merkwürdig, aber das hat sie gesagt.«
    »War Lady Somerville sehr stark eingebunden in Eure Arbeit?«
    »Nein«, antwortete Lady Fitzwarren. »Das läßt das, was sie zu Lady Mary gesagt hat, um so merkwürdiger klingen. Wißt Ihr, Lady Somerville hatte Rheumatismus in den Beinen, und das Gehen auf der Straße bereitete ihr Schmerzen, auch wenn die Ärzte behaupteten, es sei gut für sie. Ihre eigentliche Arbeit beschränkte sich auf die Klosterwäscherei oder, genauer gesagt, auf die Gewandkammer auf der anderen Seite des Kapitelhauses. Sie war dafür verantwortlich, daß Altartücher, Mundtücher und Gewänder sauber waren.«
    »Und Pater Benedicts Tod?«
    »Sir Hugh«, sagte Lady Fitzwarren, »er ist bei einem Brand gestorben. Wir waren

Weitere Kostenlose Bücher