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Der Kapuzenmörder

Der Kapuzenmörder

Titel: Der Kapuzenmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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waren. Hawisa hob den Saum ihres dunkelroten Rocks und suchte sich mit großer Sorgfalt einen Weg zwischen den Müllbergen hindurch; ängstlich quietschend sprang sie beiseite, wenn die Ratten zu ihren Löchern wieselten. Endlich hatte sie das letzte Haus an der alten, verfallenden Stadtmauer und das Kellergewölbe erreicht, das der Wollhändler ihr gekauft hatte. Hawisa war müde und froh, in eine Kammer zurückzukehren, die sie sich nach ihren eigenen Bedürfnissen eingerichtet und ausgeschmückt hatte. Sie schob den Schlüssel ins Schloß, drehte ihn um und erstarrte, als sie ein Geräusch hinter sich hörte. Wieder eine Ratte? Oder kam da jemand? Sie verharrte; sicher war es ein Schritt gewesen, den sie da oben auf der Straße gehört hatte. Sie trat aus dem Kellereingang hinaus und spähte die dunkle Treppe hinauf. Nichts. Sie wandte sich wieder um und nestelte mit dem Schlüssel im Schloß; da ließ eine leichte Berührung an der Schulter sie herumfahren. »Hawisa«, flüsterte jemand. »Ich habe auf dich gewartet.« Hawisa hob den Kopf und lächelte, und im selben Augenblick fuhr ihr das Mordmesser an die Kehle und zerfetzte sie mit einem langen, blutigen Schnitt.

NEUN

    C orbett saß früh am nächsten Morgen in der Küche und frühstückte, als ein Hämmern an der Tür das ganze Haus aus seiner Ruhe riß. Er ahnte, was kommen würde, noch während er die Haustür öffnete und den Untersheriff Alexander Cade zerzaust und unrasiert vor sich stehen sah. »Es hat wieder einen Mord gegeben, nicht wahr?« fragte Corbett leise.
    »Ja. Vor etwa vier Stunden. Eine Prostituierte namens Hawisa wurde vor ihrer Wohnung umgebracht.«
    Corbett winkteihn hinein. »Die Tote wird noch eine Weile warten«, sagte er leise. »Ihr habt schon gefrühstückt?«
    Cade schüttelte den Kopf. Corbett führte ihn in die Küche und setzte ihn an den Tisch; dann schob er ihm einen Becher Wein, eine Scheibe Fleisch und ein paar frische braune Brote zu. Cade aß und trank gierig; er schlang das Essen herunter wie ein Wolf, während Corbett ihn neugierig beobachtete. Ungeachtet seines Hungers schien der Untersheriff sehr beunruhigt zu sein.
    »Kanntet Ihr Hawisa?« fragte Corbett, als Ranulf und Maltote mit glasigen Augen in die Küche geschlichen kamen. Der Untersheriff blickte auf; er hatte den halboffenen Mund noch voll mit Brot und Fleisch. Corbett wußte, daß er auf diese Frage nicht vorbereitet war. »Ihr kanntet sie, nicht wahr?«
    Cade nickte. »Ja«, murmelte er. »Ich kannte das Mädchen, aber das ist meine Sache.«
    Ranulf und Maltote setzten sich neben ihn auf die Bank.
    »Master Cade, einen Augenblick. Ranulf, ich muß mit dir sprechen.«
    Draußen im Hausflur packte er Ranulf beim Wams. »Du bist letzte Nacht noch aus dem Haus gegangen, nicht wahr?«
    »Ja, Master. Aber wie Master Cade schon sagte: Das ist meine Sache.«
    »Wenn du die Haustür nicht verriegelst, machst du es zu meiner!« fauchte Corbett. »Ich habe schon genug Feinde in dieser Stadt, ohne daß ich jeden Gauner und Strauchdieb in mein Haus einlade, von dem blutigen Mörder, der hier nachts sein Unwesen treibt, ganz zu schweigen!« Er stieß Ranulf gegen die Wand. »Wo bist du gewesen? Bei Lady Mary Neville?«
    »Jawohl!« Ranulf funkelte ihn an.
    »Sie ist eine Dame und eine Witwe!«
    »Und was bin ich?« zischte Ranulf »Irgendein Gemeiner? Soll ich an meinen Stand im Leben erinnert werden, Master?« Ranulf trat dicht an ihn heran. »Oder möchtet Ihr sie gern für Euch haben, Master? Ist es das? Ich habe wohl gesehen, wie Ihr sie anschautet.«
    Corbetts Hand fuhr zum Dolch, und Ranulf griff nach dem seinen.
    »Ich habe Euch lange gedient, Master«, sagte Ranulf leise. »Und ich habe Euch gut gedient. Wer mein Vater war, weiß der Himmel, und meine Mutter war die Tochter eines Kleinbauern. Sie hatte Ehrgeiz, aber nicht das entsprechende Talent. Aber glaubt mir, ich habe beides. Eines Tages werde ich vor dem König knien.« Ranulf reckte das Kinn vor. »Ich werde zum Ritter geschlagen werden!«
    Corbett ließ die Hände sinken und lehnte sich an die Wand-»Gott helfe uns, Ranulf!« murmelte er. »Da stehen wir beide mit der Hand am Dolch voreinander! Tu, was du willst. Wir haben andere Probleme.«
    Sie holten Cade und den halb schlafenden Maltote aus der Küche und gingen die menschenleere Bread Street hinunter in die Cheapside. Die große Hauptstraße lag verlassen da; nur ein einsamer Ordensbruder ging, das Meßgewand über der Schulter, mit der

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