Der Kapuzenmörder
Kohlenbecken, die dicht aneinandergeschoben an beiden Enden standen. Ketten und Handschellen hingen an den Wänden, aber der Blick des Sekretärs wurde von einer makabren Gruppe in einer kleinen Nische angezogen. Als er näher kam, sah er die Folterknechte, Männer, nackt bis auf die Hüften; sie hatten sich Tuchfetzen um die Stirn gebunden, damit ihnen der Schweiß nicht in die Augen lief. Ihre Oberkörper glänzten, als seien sie mit Öl eingerieben. Sie standen vor den Kohlenbecken und hantierten mit liebevoller Sorgfalt mit langen Brenneisen, die sie hineinlegten und herausnahmen; die Griffe hatten sie mit Tüchern umwickelt, um sich nicht die Hände zu verbrennen. Einer der Folterknechte nahm gerade eine Stange heraus, blies auf die rotglühende Spitze und trat damit in die Nische. Er murmelte etwas, und dann hörte Corbett einen Schrei. Er trat noch näher und sah, daß Adam von Warfield, Bruder Richard und der Verwalter William, bis auf die Hosen entkleidet, mit ausgestreckten Armen an die Wand angekettet waren. Der Folterknecht flüsterte etwas, grunzte dann und drückte sein Eisen an einen Körper, der in entsetzliche Zuckungen geriet, so daß die Ketten an der Wand klirrten. Ein neues Eisen kam, und ein Protokollant, der auf einem Schemel saß und getreulich alles aufschrieb, was gesagt wurde, flüsterte leise. Ein Fluch, ein Aufschrei, ein Heulen, und so nahm die Befragung ihren Fortgang. Corbett wandte sich ab.
»Hört auf, Limmer!« zischte er. »Hört sofort damit auf. Und sagt dem Schreiber, er soll zu uns nach draußen kommen.« Corbett ging hinaus an die frische Luft. »Herrgott!« betete er. »Erlöse mich von solchem Grauen!«
Er setzte sich auf einen Balken und wünschte, er hätte den Wein nicht getrunken, denn jetzt hatte er eine trockene Kehle. Er hatte Mühe, dem Umstand, daß er hier unter einem klaren blauen Himmel im grünen Gras saß, mit dem Grauen in Einklang zu bringen, das er soeben mit angesehen hatte. Limmer und der Protokollant kamen zu ihm heraus; letzterer war ein rundlicher, glatzköpfiger, rotgesichtiger Mann, dem seine Arbeit anscheinend Spaß machte, und der das Entsetzen, das er erlebte, als eine der grausigen Notwendigkeiten des Lebens betrachtete.
»Haben die Gefangenen gestanden?« fragte Corbett.
Limmer zuckte die Achseln.
»Ja und nein«, gab der Protokollant mit schmalen Lippen an.
»Was soll das heißen?«
»Nun, Sir Hugh, wir müssen da eine Grenze ziehen. Bruder Richard hat sich nichts weiter zuschulden kommen lassen als übermäßigen Weingenuß und den Bruch seiner klösterlichen Gelübde. Man hat ihm Angst gemacht, ihn aber nicht gefoltert. Ich empfehle nachdrücklich, ihn freizulassen.«
Corbett starrte dem Mann in die harten blauen Augen und nickte.
»Einverstanden: Man soll ihn noch bis zum Abend festhalten und ihn dann in den Gewahrsam des Bischofs von London überstellen. Und was weiter?«
»Der Verwalter, William von Senche, ist grober Pflichtverletzung gegenüber dem König schuldig.«
»Weiter nichts?«
»Geduld, Sir Hugh. Er hat außerdem gestanden, einen erwiesenen Verbrecher zu kennen, nämlich Richard Puddlicott. Master William kennt ein paar Diebe, denn sein Bruder führt das Gefängnis von Newgate. Nun wurde William von Senche von Puddlicott angesprochen, und gemeinsam haben er und Puddlicott geplant, sich auf Kosten der Allgemeinheit zu bereichern.« Der Protokollant fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Williams Geständnis zufolge hat Puddlicott — und bevor Ihr fragt, Sir Hugh: Wir haben keine klare Beschreibung des Schurken; es ist allenfalls die Rede von schwarzem Haar und einem schwarzen Bart, und daß Puddlicott stets Umhang und Kapuze trug.« Der Mann zuckte die Achseln. »Das mögt Ihr glauben oder nicht — dem Geständnis zufolge jedenfalls spazierten der Verwalter und der Schurke eines Tages durch den Kreuzgang der Abtei. Habgierig betrachteten sie das schwere Silbergeschirr, auf dem den Brüdern im Refektorium das Essen serviert wurde.« Der Gerichtsschreiber lachte leise. »Das brachte sie auf den hübschen Einfall, daß solches Silber auch ihnen gehören könnte. Eines Abends stellten sie eine Leiter an die Wand des Refektoriums und schleppten eine reiche Beute an Silbergeschirr davon, die sie verkauften.«
»Und niemand merkte, daß es weg war?«
»Tja...« Der Schreiber lächelte düster. »Es ist immer die gleiche Geschichte. Ein kranker, alter Abt, kein Prior...« Er sah Corbett an. »Ja, Sir Hugh, der Gedanke
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