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Der Kapuzenmörder

Der Kapuzenmörder

Titel: Der Kapuzenmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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haben, das ebenso viele Löcher wie Fäden aufweist, überdies wissen wir nicht, wer der Dieb ist.«
    »Es muß doch Puddlicott sein.«
    »O ja, wir denken, daß er es ist; wir wissen , daß er es ist. Du weißt es, ich weiß es. Wir wissen alle genau Bescheid. Aber beweisen können wir nichts. Wer ist Puddlicott, wo ist Puddlicott? Nicht einmal diese Fragen können wir beantworten.« Corbett griff nach dem Weinbecher und wiegte ihn sanft hin und her. »Vor allem wissen wir nicht, wer der Mörder ist.« Er nahm einen großen Schluck Wein, und sein Diener sah ihn verwundert an — Corbett war bekannt für seine Nüchternheit.
    »Ihr seid beunruhigt, Master?«
    »Ja, ich bin beunruhigt, denn wenn der König meinen Bericht verlangt, kann ich ihm zwar die Probleme schildern, aber kaum Lösungen vorbringen.«
    »Ihr habt entdeckt, daß der Kronschatz geplündert wurde.«
    »Dafür wird der König keinen Pfifferling geben. Für ihn ist wichtig, den Schatz zurückzubekommen und den Dieb hängen zu sehen. Nein, nein.« Corbett lockerte seinen Hemdkragen. »Die Morde sind das Faszinierende, und mich plagt ein zweifacher Alptraum, Ranulf. Erstens: Haben die Morde etwas mit der Abtei zu tun? Und zweitens, reden wir von einem, von zwei oder sogar von drei Mördern? Dem Schlächter der Huren, dem Mörder der Lady Somerville und dem Attentäter, der Pater Benedict auf dem Gewissen hat?«
    »Eins habt Ihr noch vergessen, Master. Amaury de Craon, dieser verschlagene Schurke hat bei dem ganzen Schmutz doch bestimmt die Hand im Spiel.«
    Corbett sah Ranulf scharf an. Die Worte des Dieners lösten eine Erinnerung aus, und er erkannte, daß er seinen französischen Gegenspieler tatsächlich ganz vergessen hatte. »Natürlich«, flüsterte er, »Amaury de Craon. Ranulf, bist du hier fertig? Gut. Dann geh in die Cock Lane.« Er schüttelte den Kopf, als er das Lächeln des Dieners sah. »Nein, nein, deine Gelüste kannst du für dich behalten. Geh zu der Apotheke und halte nach einem kleinen Bettlerjungen in rauhem Sackleinen Ausschau. Bring ihn zur Gracechurch Street und sage ihm, er soll das Haus des Franzosen scharf im Auge behalten. Wenn etwas Ungewöhnliches passiert, sei es, daß ein unerwarteter Besucher erscheint oder sei es, daß man Reisevorbereitungen trifft, dann soll der Junge zu mir nach Hause in die Bread Street kommen und dort eine Nachricht hinterlassen.«
    Ranulf nickte und eilte davon. Corbett trank den Rest Wein aus und fühlte sich erhitzt und ein bißchen schläfrig, als er die Schenke verließ und sich zum Haupttor des Tower begab. Er zeigte den Wachsoldaten seine Papiere, überquerte den Burggraben und gelangte unter mehreren Torbögen hindurch schließlich in den inneren Bezirk, der das viereckige Zentralgefängnis umgab, den White Tower. An jedem Tor wurde der Sekretär angehalten, durfte aber nach Vorweisen der königlichen Vollmacht weitergehen. Endlich hatte er den inneren Burghof erreicht, der still in der frühsommerlichen Wärme lag; aber Corbett sah, daß im Tower wieder Bauarbeiten begonnen hatten, weil der König eine französische Invasion in Essex befürchtete, vielleicht sogar im Mündungsgebiet der Themse. Ziegelsteine türmten sich um große Brennöfen, überall lagen Berge von Sand und Kies, und dicke Eichenbalken waren zu schiefen Stößen gestapelt.
    Der Tower war ein Dorf für sich mit seinen Reihen von Ställen, Taubenschlägen, offenen Küchen, Scheunen und Hühnerhäusern, die sich allesamt an die Innenseiten der Mauern schmiegten. Ein kleiner Obstgarten lag in einer Ecke neben den Fachwerkhäusern der Tower-Offiziere. Corbett kam an großen Katapulten und Rammböcken vorbei, die bereitgemacht wurden, und hatte den Rasen vor dem White Tower halb überquert, als er von einem grobgesichtigen Offizier angesprochen wurde. Der Kerl versuchte immer noch, Corbetts Vollmacht zu lesen, als plötzlich Limmer erschien und hastig einschritt.
    »Sir Hugh«, verkündete er, »die Befragung hat begonnen.« Er winkte Corbett weiter und führte ihn eine steile Treppe an der Seite des White Tower hinunter in ein Verlies am Fuße eines der Ecktürme. Corbett fröstelte; das Gewölbe war niedrig, kalt und feucht, und obwohl es draußen taghell war, brannten hier Fackeln blakend in der Finsternis. Er roch die feuchte Erde unter seinen Füßen; der Geruch mischte sich mit dem beißenden Gestank von Rauch, Holzkohle, Schweiß und Angst. In dem Raum gab es keinerlei Möbel, abgesehen von großen eisernen

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