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Der Kapuzenmörder

Der Kapuzenmörder

Titel: Der Kapuzenmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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werden Ale und Wein trinken und singend nach Hause kommen. Denn, wie man im alten Rom zu sagen pflegte, wenn du sterben mußt, sollst du es dir gutgehen lassen.«
    Ranulf sah Maltote an und verzog das Gesicht. Die beiden hatten vorgehabt, Lady Mary in Farringdon zu besuchen, aber Corbett blieb hart, und so packten sie ihre Mäntel und Gürtel, schlüpften zur Haustür hinaus und liefen die mittlerweile verlassene Cheapside hinauf. Corbett ging schnell, als könne die körperliche Anstrengung die finsteren Ahnungen im Hinblick auf das Treffen mit dem König aus seinem Kopf vertreiben. Sie betraten die Schenke zu den Drei Rosen in Cornhill, und während Ranulf und Maltote über alles mögliche plauderten, saß Corbett da und trank, wälzte in Gedanken die Probleme, denen er sich gegenübersah. Je mehr er trank, desto größer wurde seine Verzweiflung, denn er begriff, daß er nur zweierlei hatte beweisen können. Erstens, daß die Mönche in Westminster ihr Gelübde gebrochen hatten, und zweitens, daß der Kronschatz vom größten Dieb im ganzen Königreich beraubt worden war.
    Drei Stunden später taumelte ein zutiefst niedergeschlagener Corbett, gestützt von Ranulf und Maltote, zur Schenke hinaus und machte sich auf den langen Heimweg durch die nachtschwarzen, menschenleeren Straßen. Ranulf hielt ihn nicht für betrunken, aber doch für beschwipst, denn die letzte Stunde hatte Corbett damit verbracht, ihm einen Vortrag zu halten: Ehen zwischen Menschen von unterschiedlichem gesellschaftlichen Rang seien niemals erfolgreich; Lady Mary Neville spiele womöglich nur mit ihm und mache sich über seine Zuneigung lustig. Jetzt aber war Corbett verstummt, denn plötzlich war ihm de Craon eingefallen, und er versuchte, sich zu erinnern, was da nicht gestimmt hatte, als er den Franzosen besucht hatte. Am unteren Ende von Walbrook angekommen, bogen sie in die Budge Row ein. Sie überquerten den Bach auf einem losen Holzgitter und wandten sich in die schmale Gasse, die an der Kirche von St. Stephen vorbeiführte. Maltote ging vorneweg und sang ein albernes Lied, als die maskierten Männer über sie herfielen. Sie hatten damit gerechnet, daß Corbett und Ranulf neben dem jungen Kurier hergingen, und so hatte Maltote die ganze Wucht des ersten Angriffs allein zu tragen. Ungelöschter Kalk flog ihm ins Gesicht, und er schrie schmerzerfüllt auf, als seine Augen wie Feuer brannten, und brach im Schlamm zusammen. Der restliche Kalk traf Corbett und Ranulf an Haar und Wange, aber ihre Augen blieben verschont. Jetzt traten die verhüllten Männer — es waren vier, mit Schild und Schwert bewaffnet — weiter aus dem Schatten und dem verblüfften Sekretär und seinen Gefährten entgegen. Sie kümmerten sich nicht um Maltote, der auf den Knien lag und kreischend klagte, er könne nichts sehen. Überrascht und verwirrt wichen Corbett und Ranulf zurück. Dann begriff Ranulf, daß es sich um einen Überfall handelte; er zog Schwert und Dolch und stürzte sich wie ein Berserker auf die Angreifer. Sie waren Räuber und Schläger und kannten den seltsamen Tanz des Straßenkampfes, aber nicht Ranulfs wilden Kampfesmut. Er prallte gegen den Anführer, daß es diesem den Atem verschlug und er der Länge nach auf den Boden flog. Der zweite bekam Ranulfs Dolch in die Schulter; er preßte die Hände auf die Wunde, aus der heiß das Blut spritzte, und taumelte rückwärts in die Gasse, als Ranulf sich schon auf den dritten stürzte. Als der vierte Angreifer wieder zu sich kam, stürzte sich auch Corbett, in dessen Kopf sich der Weindunst rasch verzogen hatte, ins Getümmel. Wirbelnd ging der Kampf hin und her. Corbett und Ranulf drangen immer weiter vor; sie kämpften Rücken an Rücken, und ihre Schwerter und Dolche sausten hierhin und dorthin, bis die dunkle Gasse widerhallte vom Klirren des Metalls, dem Scharren der Stiefel und dem atemlosen Grunzen kämpfender Männer. Noch einmal stürzte Ranulf sich wütend ins Getümmel, denn er sah, daß Maltote beide Hände auf die Augen preßte und verzweifelt Hilfe brauchte. Dann hatten die Angreifer genug und waren plötzlich schattengleich verschwunden. Ranulf schob sein Schwert in die Scheide, und Corbett hastete den verwundeten, aber immer noch kampffähigen Männern nach; er schrie und fluchte hinter ihnen her, bis er die Nutzlosigkeit seiner Wut erkannte und zu Ranulf zurückkehrte. Dieser kauerte im Schlamm, hielt Maltote im Arm und versuchte, die Finger des jungen Mannes von seinen Augen zu

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