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Der Kapuzenmörder

Der Kapuzenmörder

Titel: Der Kapuzenmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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    »Das arme Schwein ist geblendet!« schrie Ranulf. »Das ist Eure Schuld, verdammter Schreiber! Ihr und Eure Weinerlichkeit! Wir hätten nach Farringdon gehen sollen.«
    »Halt’s Maul!« schnarrte Corbett.
    Corbett kniete neben Maltote nieder und zog dem jungen Mann die Hände vom Gesicht. Im trüben Licht der Gasse sah er, daß die Haut rings um die Augen aussah, als sei glühende Asche darauf gefallen, und die Augen selbst waren entzündet und tränten heftig. Corbett rannte die Gasse hinauf und hämmerte an jede Tür, bis ein Häusler, mutiger als der Rest, ihm öffnete. Maltote wurde in den beleuchteten Eingang geschleift. Der Schaden an seinen Augen war jetzt deutlicher sichtbar, als Corbett ihn mit kaltem Wasser Krug um Krug überschüttete, um den Kalk auszuwaschen. Der Lärm hatte die Wache alarmiert, und vier Soldaten und ein Ratsherr kamen um die Ecke. Corbett befahl ihnen, zu verschwinden und sich nicht aufzuspielen, es sei denn, sie wollten helfen. Dem Ratsherrn gelang es, zwei Pferde herbeizuschaffen. Sie halfen Maltote in den Sattel, Ranulf lief hinterher, und Corbett galoppierte, so schnell sein verwundeter Gefährte es erlaubte, die Budge Row hinauf nach Westcheap und durch die Shambles nach Newgate. Die Stadtwache ließ sie durch eine Torpforte hinaus. Maltote stöhnte und jammerte, und Ranulf lief neben ihm her und schrie ihn an, er solle die Hände von den Augen lassen.
    Ohne haltzumachen, ritten sie nach St. Bartholomew; schweißgebadet und völlig verdreckt hämmerten sie ans Tor und schrien nach Pater Thomas. Man ließ sie ein, und Laienbrüder halfen Maltote aus dem Sattel. Pater Thomas’ war in der Kirche gewesen; er kam herausgelaufen und führte den jungen Kurier weg. Corbett und Ranulf blieben in dem langen, leeren Korridor zurück und warteten. Hinter der dicken, verschlossenen Tür hörten sie Mal to te immer wieder schreien, und zwischendurch vernahmen sie Pater Thomas ruhige Stimme, während Laienbrüder mit gelassener Sicherheit Schüsseln mit Wasser und Tabletts voller Kräuterarzneien und Salben herbeitrugen. Nach einer Weile hatte Corbett die Nase voll von Ranulfs Vorhaltungen; er legte sich auf die Bank, um ein Stündchen zu schlafen, während sein Diener rastlos auf und ab ging. Nach einer Weile erwachte der Sekretär belebt und erfrischt und schickte einen Laienbruder mit Botschaften in die Bread Street; dann wartete er, bis Pater Thomas Maltotes Augen zu Ende behandelt hatte. Der Morgen graute, als der Arzt herauskam.
    »Nein, sehen könnt Ihr ihn jetzt nicht«, meinte er müde. »Er hat einen Becher Wein mit einem Betäubungsmittel getrunken, und bis Mittag wird er schlafen.«
    »Und seine Augen?« Ranulf packte den Priester am Ärmel. »Hat er sein Augenlicht verloren?«
    Der Arzt entwand sich sanft seinem Griff. »Das weiß ich nicht«, sagte er leise. »Das Wasser, das Ihr ihm ins Gesicht geschüttet habt, hat ihn vor weiteren Verletzungen bewahrt. Ich habe seine Haut gesäubert und ihm den Kalk aus den Augen gespült, aber vorläufig ist das alles, was ich tun kann.«
    Ranulf wandte sich ab und hämmerte mit den Fäusten an die Wand im Korridor.
    »Corbett«, sagte Bruder Thomas, »ich muß jetzt gehen. Aber ich halte Euch auf dem laufenden.«
    Corbett gab ihm einen warmen Händedruck; dann nahm er Ranulf beim Arm und schob den immer noch Fluchenden und Murrenden zur Spitaltür hinaus.
    Am Tor trafen sie auf den Laienbruder, der eben aus der Bread Street zurückkam.
    »Ich habe Lady Maeve Bescheid gesagt«, berichtete er. »Sie macht sich Sorgen, und sie möchte, daß Ihr gleich nach Hause kommt.«
    Corbett dankte ihm und ging weiter. Sie waren die Straße halb hinunter in Richtung Newgate gegangen, als Corbett den Laienbruder hinter sich hörte.
    »Ach, Sir Hugh! Sir Hugh!«
    »Was ist denn noch, Bruder?«
    »Als ich Euer Haus verließ, hielt mich ein kleiner Straßenbengel an. Er hüpfte auf und ab wie ein Kobold aus der Hölle und sagte, er habe eine Botschaft für Lord Corbett.«
    »Nämlich?«
    »Er sagte, der Franzose schicke sich an, mit allem Gepäck fortzugehen.«
    »Ist das alles?«
    »Ja, Sir Hugh.«
    Der Laienbruder eilte davon. Ranulf war jetzt mürrisch und verschlossen, obwohl die Wut des Kampfes Gesicht und Augen immer noch glühen ließ. Er hob einen Stein auf und warf ihn die Straße hinunter, so weit er konnte.
    »Was sollte das alles bedeuten, Master?«
    Corbett stand nur da und schaute dem Laienbruder nach.
    »Master, ich habe Euch etwas

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