Der Kardinal im Kreml
Hochglanz poliert waren.
Er verdrehte den Hals und schaute sich das Spiegelbild im Fenster an. Hundert Meter hinter ihm stand ein Mann
und hielt die Hand vors Gesicht, als spräche er in ein kleines Funkgerät. Bondarenko machte kehrt und rannte ein paar Meter zurück, doch inzwischen hatte der Mann die Hand wieder sinken lassen und lief ganz normal weiter, scheinbar ohne sich um den joggenden Offizier zu kümmern. Oberst Bondarenko hielt an und lief weiter. Sein Lächeln war nun dünn und gepreÃt. Er hatte seine Bestätigung. Aber was war bestätigt? Bondarenko beschloÃ, das im Dienst sofort herauszufinden.
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»Guten Morgen, Gennadi Josifowitsch«, sagte Mischa beim Eintreten.
»Guten Morgen, Genosse Oberst«, erwiderte Bondarenko.
Filitow lächelte. »Sagen Sie ruhig Mischa zu mir. Wenn Sie so weitermachen wie bisher, haben Sie mich altes Wrack im Rang bald überholt. Was gibtâs?«
»Ich werde beobachtet. Als ich heute früh joggte, wurde ich verfolgt.«
»Wirklich?« Mischa drehte sich um. »Sind Sie sicher?«
»Sie wissen doch bestimmt aus eigener Erfahrung, daà man so etwas spürt, Mischa«, meinte der junge Oberst.
Da irrte er sich. Bislang hatte nichts Filitows MiÃtrauen geweckt. Erst jetzt ging ihm auf, daà der Badewärter noch nicht zurück war. Filitows Miene veränderte sich kurz, doch dann beherrschte er sich wieder.
»Ihnen ist also auch etwas aufgefallen?« fragte Bondarenko.
»Ach was!« Eine wegwerfende Handbewegung, ein ironischer Blick. »Sollen sie doch ruhig schnüffeln; sie werden mich alten Mann langweiliger finden als Alexandrows Liebesleben.« Die Anspielung auf den uralten Chefideologen des Politbüros hörte man in letzter Zeit öfter. Ein Hinweis, daà Generalsekretär Narmonow plante, ihn behutsam abzuschieben?
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Sie aÃen auf afghanische Art, jeder mit den Händen aus einer gemeinsamen Schüssel. Ortiz hatte ein wahres Bankett
veranstaltet. Der Bogenschütze nahm den Ehrenplatz ein; rechts von ihm saà Ortiz und dolmetschte. Auch vier hohe CIA-Offiziere waren anwesend. Ortiz eröffnete das Gespräch mit den üblichen zeremoniellen Phrasen.
»Sie erweisen mir zuviel Ehre«, wehrte der Bogenschütze ab.
»Ganz und gar nicht«, erwiderte der ranghöchste CIA-Mann. »Ihr Mut und Ihre Geschicklichkeit sind uns und selbst unseren Soldaten wohlbekannt. Es beschämt uns, daà wir Ihnen nur die kärgliche Hilfe geben können, die unsere Regierung erlaubt.«
»Es ist unser Land; wir müssen es selbst zurückgewinnen«, antwortete der Bogenschütze mit Würde. »Mit Allahs Hilfe wird es wieder unser sein. Es ist gut, daà Männer des Buches gemeinsam gegen die Gottlosen streiten, aber die Bürde muà mein Volk tragen, nicht Ihres.«
Er weià nicht, daà er ausgenutzt wird, dachte Ortiz.
»Nun«, fuhr der Bogenschütze fort, »warum sind Sie um die halbe Welt gereist, nur um mit einem schlichten Krieger zu sprechen?«
»Wir wollen von dem Licht hören, das Sie am Himmel sahen.«
Im Gesicht des Bogenschützen ging eine Veränderung vor; er war verblüfft, denn er hatte erwartet, über die Wirksamkeit seiner Raketen befragt zu werden.
»Es war ein Licht â ja, ein sonderbares Licht, fast wie ein Meteor, aber es schien sich weder nach oben noch nach unten zu bewegen.« Er beschrieb in allen Einzelheiten, was er gesehen hatte, nannte die Zeit, seinen Standpunkt, die Richtung, die das Licht am Himmel genommen hatte.
»Haben Sie gesehen, was es traf? War sonst noch etwas am Himmel zu sehen?«
»Was es traf? Ich verstehe Sie nicht. Es war doch nur ein Licht.«
Ein anderer Besucher ergriff das Wort. »Wie ich höre, sind Sie Mathematiklehrer. Wissen Sie, was ein Laser ist?«
»Ja, davon habe ich an der Universität gelesen. Ich â« Der Bogenschütze trank einen Schluck Saft. »Viel verstehe
ich nicht davon. Laser projizieren einen Lichtstrahl und werden zum Vermessen benutzt. Gesehen habe ich so etwas noch nie.«
»Was Sie sahen, war der Test einer Laserwaffe.«
»Was macht man damit?«
»Das wissen wir nicht. Bei dem Test, den Sie sahen, wurde mit dem Lasersystem ein Satellit in der Umlaufbahn zerstört. Das bedeutet â«
»Was Satelliten sind, weià ich. Kann man sie wirklich mit einem Laser
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