Der Kardinal im Kreml
hinzu.
»Ich weiÃ.« Es war sinnlos, das schlampig eingebaute
Türschloà zu erwähnen. Ausreden galten beim KGB nicht, auch nicht die eines Obersten. Aber darauf kam es auch gar nicht an â sie hatten Filitow ertappt â zwar nicht ganz auf frischer Tat, aber doch erwischt. Und darauf kam es bei diesem Fall an. Beide Männer kannten die anderen Aspekte, taten aber so, als existierten sie nicht. Das war für beide der klügste Kurs.
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»Wo ist mein Mann!« herrschte Jasow.
»Im Lefortowo-Gefängnis natürlich«, antwortete Gerasimow.
»Ich will ihn sofort sprechen.« Der Verteidigungsminister hatte noch nicht einmal die Mütze abgesetzt und stand in seinem langen Armeemantel vor ihm â mit von der kalten Februarluft noch geröteten Wangen. Zorn? fragte sich Gerasimow. Oder vielleicht Angst?
»Sie haben hier keine Forderungen zu stellen, Dimitri Timofejewitsch. Auch ich bin Mitglied des Politbüros und des Verteidigungsrates. Und es ist möglich, daà auch Sie in diesen Fall verwickelt sind.« Gerasimow spielte mit einem Hefter auf dem Schreibtisch.
Nun änderte sich Jasows Hautfarbe. Er wurde blaÃ, aber eindeutig nicht vor Angst. Es überraschte Gerasimow, daà der Soldat nicht die Beherrschung verlor, aber der Marschall nahm sich mit gröÃter Mühe zusammen und fuhr ihn an wie einen Rekruten: »Zeigen Sie mir auf der Stelle die Beweise, wenn Sie den Mut haben!«
»Wie Sie wollen.« Der Vorsitzende des KGB schlug die Akte auf, entnahm ihr die Bilderserie und reichte sie Jasow.
»Sie haben mich überwacht?«
»Nein, nur Filitow. Sie waren nur per Zufall dabei.«
Jasow warf die Fotos verächtlich zurück. »Na und? Mischa war zu diesem Eishockeyspiel eingeladen. Ich begleitete ihn. Ein spannendes Spiel. In der Mannschaft war ein kleiner Amerikaner, dessen Mutter ich einmal auf einem Empfang begegnet war. Sie war auch bei dem Spiel, und wir gingen hinüber und begrüÃten sie. Amüsante Frau, auch wenn sie nicht viel im Kopf hat. Am nächsten
Morgen gab ich einen Kontaktbericht ab. Und Mischa auch.« Jasow klang nun selbstbewuÃter. Offenbar hatte Gerasimow sich verkalkuliert.
»Sie ist eine Agentin der CIA.«
»Dann bin ich davon überzeugt, daà der Sozialismus siegen wird, Nikolaj Borissowitsch.«
Verteidigungsminister Jasow beruhigte sich etwas. Er wuÃte genau, worum es hier in Wirklichkeit ging; er konnte, wollte nicht glauben, daà Filitow ein Verräter war.
»Falls Sie echte Beweise gegen meinen Mann haben, möchte ich die von meinen eigenen Leuten prüfen lassen. Sie, Nikolaj Borissowitsch, treiben ein politisches Spiel mit meinem Ministerium. Ich lasse nicht zu, daà das KGB in meiner Armee herumwirtschaftet. Noch heute nachmittag schicke ich einen Mann vom GRU hierher. Entweder Sie unterstützen ihn, oder ich bringe die Angelegenheit im Politbüro zur Sprache.«
Gerasimow zeigte nicht die geringste Reaktion, als der Verteidigungsminister den Raum verlieÃ, erkannte aber, daà er selbst einen Fehler gemacht, seinen Trumpf einen Tag zu früh ausgespielt hatte.
Und das alles nur, weil dieser Idiot Watutin keine eindeutigen Beweise beigebracht hatte. Hätte er nicht noch eine Sekunde warten können?
Nun blieb ihm nichts anderes übrig, als ein volles Geständnis aus Filitow herauszuholen.
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Offiziell war Colin McClintock in der Wirtschaftsabteilung der britischen Botschaft in Moskau beschäftigt, aber in Wirklichkeit âºführteâ¹ er Swetlana Wanejewa und hatte sie auf eine direkte Anweisung von Century House, der Zentrale des SIS, der CIA zur Verfügung gestellt â, ohne zu wissen, was sie für die Amerikaner tat. Im Augenblick führte er eine Gruppe britischer Industrieller durch GOSPLAN und stellte sie den Bürokraten vor.
Bei einer solchen Gelegenheit hatte er Swetlana kennengelernt und als potentielles Rekrutierungsobjekt nach London weitergemeldet. Nachdem sie dann bei einem Besuch
in London von einem hohen SIS-Offizier in Langanâs Brasserie in der Stratton Street angeheuert worden war, hatte McClintock nur geschäftlich mit ihr Kontakt gehabt und immer in Gegenwart anderer Briten und Russen. Andere SIS-Leute in Moskau arrangierten Swetlanas tote Briefkästen. Die Informationen, die sie lieferte, waren enttäuschend, aber gelegentlich für die Wirtschaft nützlich gewesen,
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