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Der Kardinal im Kreml

Der Kardinal im Kreml

Titel: Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clancy Tom
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bitte?« fragte die Frau in perfektem Russisch.
    Â»Was?« tobte Filitow so wütend, wie es nur ein verkaterter Berufssoldat sein kann.
    Â»Sie« – Watutin wies auf Mrs. Foley – »stellen Sie sich an die Wand.«
    Â»Ich bin Amerikanerin, und Sie können mich nicht –«
    Â»Sie sind eine amerikanische Spionin«, versetzte ein Hauptmann und stieß sie an die Wand.
    Â»Was soll das? Was reden Sie da? Wer sind Sie? Was wollen Sie?« Dann fing sie an zu schreien: »Hilfe! Polizei! Ich werde überfallen! Hilfe!«
    Watutin ignorierte sie. Er hatte schon Filitows Hand gepackt, und während ein anderer KGB-Mann den Oberst an die Wand drückte, griff er eine Filmkassette. Einen winzigen Augenblick lang, der sich zu Stunden zu dehnen schien, hatte er befürchtet, das Ganze könnte ein Versehen
sein. Doch nun hatte er den Film sicher in der Hand, schluckte und schaute Filitow in die Augen.
    Â»Sie sind wegen Landesverrats verhaftet, Genosse Oberst«, zischte er. »Abführen.«
    Dann wandte er sich der Frau zu. Ihre Augen waren vor Angst und Empörung geweitet. Inzwischen steckten vier Leute die Köpfe aus den Wohnungstüren und starrten in den Hausgang.
    Â»Ich bin Oberst Watutin vom Staatssicherheitskomitee. Wir haben gerade eine Verhaftung vorgenommen. Schließen Sie Ihre Türen und kümmern Sie sich um Ihre eigenen Angelegenheiten.« Er stellte fest, daß man seiner Anweisung binnen fünf Sekunden Folge leistete.
    Â»Guten Tag, Mrs. Foley«, sagte er dann und sah, wie sie um Beherrschung rang.
    Â»Wer sind Sie – und was soll das alles?«
    Â»Die Sowjetunion hat etwas gegen Gäste, die Staatsgeheimnisse stehlen. Das hat man Ihnen in Washington doch bestimmt gesagt – Verzeihung, in Langley.«
    Ihre Stimme bebte. »Mein Mann ist an der hiesigen Botschaft akkreditiert. Ich möchte sofort Verbindung mit der Botschaft aufnehmen. Ich weiß nicht, was Sie da reden, aber wenn die schwangere Frau eines Diplomaten Ihretwegen eine Fehlgeburt hat, wird das einen Zwischenfall geben, der in die Fernsehnachrichten kommt! Ich habe nicht mit diesem Mann gesprochen. Wir haben uns nicht berührt – das wissen Sie genau. Was man mir in Washington gesagt hat, war, daß ihr Clowns zu gerne Amerikaner mit euren lächerlichen Spielen in Verlegenheit bringt.«
    Watutin hörte sich das gelassen an, merkte aber bei dem Wort ›schwanger‹ auf. Von der Putzfrau wußte er, daß die Foleyewa Schwangerschaftstests machte. Ein spektakulärer Zwischenfall mußte vermieden werden. Wieder erhob der Drache der Politik sein Haupt. Hier hatte Gerasimow zu entscheiden.
    Â»Mein Mann wartet auf mich.«
    Â»Wir werden ihm sagen, daß Sie festgenommen sind.
Man wird Sie bitten, ein paar Fragen zu beantworten, Sie aber nicht mißhandeln.«
    Das wußte Mary Pat bereits. Stolz dämpfte ihr Entsetzen über den Vorfall. Sie hatte sich prächtig gehalten und wußte das auch. Als Diplomatengattin konnte ihr im Grunde nichts passieren. Man mochte sie ein, zwei Tage festhalten, aber jede Mißhandlung würde zur Ausweisung von sechs russischen Diplomaten aus den USA führen. Außerdem war sie nicht schwanger.
    Aber darauf kam es nun nicht an. Entscheidend war, daß ihr wichtigster Agent enttarnt war und mit ihm hochwichtige Informationen. Ihr war zum Heulen zumute, aber sie wollte den Kerlen die Genugtuung nicht geben. Heulen konnte sie auf dem Flug zurück in die Staaten.

16
    Â»Es sagt allerhand über den Mann aus, daß er als erstes zur Botschaft fuhr und das Telex absetzte«, meinte Ritter endlich. »Der Botschafter lieferte seinen Protest beim Außenministerium ab, noch ehe sie die Verhaftung wegen ›mit dem Diplomatenstatus unvereinbarem Verhalten‹ bekanntgeben konnten.«
    Â»Schöner Trost«, merkte Greer bedrückt an.
    Â»In einem Tag sollten wir sie zurückhaben«, fuhr Ritter fort. »Die beiden sind schon zu personae non gratae erklärt und verlassen mit der nächsten PanAm-Maschine das Land.«
    Ryan rutschte auf seinem Sitz herum. Und KARDINAL? fragte er sich. Himmel noch mal, erst erzählt man mir von diesem Superagenten, doch eine Woche später ... Und da drüben gibt’s kein Oberstes Bundesgericht, das Exekutionen erschwert.
    Â»Wie stehen die Chancen für einen Austausch?« fragte Jack.
    Â»Sie scherzen wohl.«

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