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Der Kardinal im Kreml

Der Kardinal im Kreml

Titel: Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clancy Tom
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meinte Gregory. Rechts von ihm fuhr ein Wagen rückwärts aus einer Parklücke.
    Bea sah viele Wagen auf dem Parkplatz, aber keine Menschen. Wer am Nachmittag eingekauft hatte, war nun nach Hause zum Abendessen gefahren, die gerade Angekommenen begannen erst ihren Bummel, und die Kinos waren erst in einer Stunde aus. Trotzdem sah sie sich angespannt um. Sie hatte eine Reihe vom Kinoausgang entfernt parken sollen. Der Zeitpunkt stimmte. Wenn etwas schiefging, sagte sie sich, mußte sie eben ein großes Geschenk kaufen. Doch dann kam Ann auf sie zu und trug nur eine große Handtasche.
    Â»Hallo, Ann!« rief Bea Taussig.
    Â»Tag, Bea – ah, da ist ja Major Gregory.«
    Â»Tag«, sagte Al, der nicht wußte, woher er diese Frau kannte. Er hatte ein schlechtes Personengedächtnis.
    Â»Wir haben uns im letzten Sommer kennengelernt«, sagte Ann und stiftete damit noch mehr Verwirrung.
    Â»Was machen Sie hier?« fragte Bea Taussig ihre Agentenführerin.
    Â»Nur rasch was kaufen. Ich bin heute abend verabredet und brauchte – ach, ich zeig’s Ihnen mal.«
    Sie griff in die Handtasche und zog einen Parfümzerstäuber heraus: sprühte sich etwas aufs Handgelenk und hielt es Bea unter die Nase. In diesem Augenblick näherte sich ein Wagen.
    Â»Das mag Candi bestimmt auch – was meinen Sie, Al?« fragte Bea. Der Zerstäuber wurde vor Als Gesicht gehalten.
    Â»Wa – ?« sagte er verdutzt und bekam in diesem Augenblick
eine volle Ladung der chemischen Keule ins Gesicht. Ann hatte genau den richtigen Zeitpunkt gewählt, ihm unter die Brillengläser in die Augen gezielt und ihn beim Einatmen erwischt. Er hatte das Gefühl, als stünde sein Gesicht in Flammen; der sengende Schmerz verbreitete sich bis in seine Lungen. Er fiel auf die Knie, schlug die Hände vors Gesicht, bekam keinen Ton heraus und sah auch den Wagen nicht, der neben ihm hielt. Die Tür ging auf, der Fahrer stieg aus und versetzte ihm einen Handkantenschlag ins Genick.
    Bea sah zu, wie er schlaff wurde – perfekt, dachte sie. Die Fondtür des Wagens ging auf, Hände packten Gregory bei den Schultern, zerrten ihn hinein. Bea und Ann halfen bei den Beinen; der Fahrer stieg wieder ein. Die hintere Wagentür wurde zugeschlagen, sie bekamen Gregorys Wagenschlüssel zugeworfen, und dann fuhr der Plymouth schon an.
    Ann schaute sofort in die Runde. Niemand hatte sie beobachtet. Beruhigt ging sie mit Bea fort.
    Â»Was haben Sie mit ihm vor?« fragte Bea.
    Â»Was geht Sie das an?« versetzte Tanja Bisjarina rasch.
    Â»Sie werden ihn doch nicht etwa –«
    Â»Nein, umbringen wollen wir ihn nicht.« Ganz so sicher war sich Ann dessen zwar nicht, bezweifelte aber, daß mit Mord zu rechnen war. Gegen eine unverletzliche Regel hatten sie schon verstoßen. Das reichte für einen Tag.

22
    Leonid, gegenwärtiger Tarnname ›Bob‹, hielt auf die Ausfahrt des Parkplatzes zu. Die gefährlichste Phase dieser praktisch ungeplanten Aktion war glatt verlaufen. Lenny, der hinten saß, hatte die Aufgabe, den gerade entführten amerikanischen Offizier zu bewachen. Er war ein durchtrainierter Typ und ehemaliger Angehöriger der Kommandotruppe Speznas. Bill auf dem Nebensitz hatte man ausgewählt, weil er naturwissenschaftlich vorgebildet war.
    Major Gregory begann zu stöhnen und sich zu bewegen. Der Handkantenschlag hatte ihn zwar betäubt, aber außer heftigen Kopfschmerzen keinen bleibenden Schaden verursacht. Lenny kam er wie ein Kind vor, das aus tiefem Schlaf erwacht. Es roch so stark nach chemischer Keule, daß alle Fenster einen Spalt geöffnet waren. Eigentlich hatten die KGB-Offiziere den Gefangenen körperlich ruhigstellen wollen, doch Fesseln konnten zu Schwierigkeiten führen, zum Beispiel wenn sie entdeckt wurden. Lenny war aber durchaus in der Lage, den Amerikaner unter Kontrolle zu halten. Man war eben vorsichtig, durch Erfahrung gewitzt und wollte nichts dem Zufall überlassen. Als er wieder zu sich kam, nahm er als erstes den Schalldämpfer einer automatischen Pistole wahr, der ihm an die Nase gedrückt wurde.
    Â»Major Greg orij «, sagte Lenny und sprach den Namen mit Absicht russisch aus, »wir wissen, daß Sie ein intelligenter und vielleicht auch mutiger junger Mann sind. Wenn Sie Widerstand leisten, werden Sie getötet«, log er. »Darin bin ich sehr geschickt. Sie werden keinen Ton sagen und

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