Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kardinal im Kreml

Der Kardinal im Kreml

Titel: Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clancy Tom
Vom Netzwerk:
sich nicht rühren. Wenn Sie Folge leisten, wird Ihnen nichts geschehen. Haben Sie mich verstanden? Wenn ja, nicken Sie nur.«
    Gregory war jetzt voll bei Bewußtsein. Nach dem Handkantenschlag hatte er das Gefühl, als sei sein Kopf so prall
wie ein Luftballon. Aus seinen Augen strömten Tränen, jeder Atemzug brannte wie Feuer in der Brust. Bei dem vergeblichen Versuch, sich gegen die Entführer zu wehren, hatte er jäh erkannt, warum er Bea haßte. Es war nicht ihre patzige Art oder ihre seltsame Kleidung, sondern etwas anderes, über das er jetzt nicht nachdenken wollte. Nun hatten andere Überlegungen Vorrang. Seine Gedanken rasten wie nie zuvor. Er nickte.
    Â»Sehr gut«, sagte die Stimme, und kräftige Arme hoben ihn vom Boden des Wagens auf den Rücksitz. An der Brust spürte er den Druck der Pistole.
    Â»Die Wirkung des chemischen Reizmittels wird in ungefähr einer Stunde nachlassen«, sagte Bill zu ihm. »Es bleiben auch keine Nachwirkungen zurück.«
    Â»Wer sind Sie?« fragte Al. Seine Stimme war schwach und so rauh wie Sandpapier.
    Â»Lenny hat Ihnen gesagt, Sie sollen still sein«, versetzte der Fahrer. »Außerdem sollte ein so intelligenter Mensch wie Sie schon längst wissen, wer wir sind. Hab ich recht?« Bob schaute in den Rückspiegel und wurde mit einem Nikken belohnt.
    Russen! sagte sich Al verwirrt. Russen hier in Amerika, und was machen die mit mir? Was wollen sie von mir? Werden sie mich umbringen? Er wußte, daß er ihnen kein Wort glauben konnte. Nun kam er sich lächerlich vor. Er war ein Mann, ein Offizier, und doch so hilflos wie ein Vierjähriger - und heulen tust du auch, fügte er wütend hinzu. Noch nie in seinem Leben hatte Gregory einen so tödlichen Haß verspürt. Er schaute nach rechts und erkannte, daß er nicht die geringste Chance hatte. Der Mann mit der Pistole war fast doppelt so schwer wie er und drückte ihm obendrein die Pistole an die Brust. Er konnte wegen seiner tränenden Augen nicht deutlich sehen, erkannte aber, daß der Bewaffnete ihn mit klinischem Interesse und ohne jede Gefühlsregung musterte. Dieser Mann war auf dem Gebiet der Gewaltanwendung ein Profi. Speznas, dachte Gregory sofort. Er holte tief Luft und bekam einen Hustenanfall.
    Â»Lassen Sie das lieber sein«, warnte der Mann auf dem
Beifahrersitz. »Atmen Sie vorsichtig; die Wirkung läßt mit der Zeit nach.« Erstaunliches Zeug, dieses CS, dachte Bill. Und in Amerika frei erhältlich.
    Bob hatte den riesigen Parkplatz verlassen und fuhr nun zu ihrem Versteck. Obwohl er sich die Route eingeprägt hatte, fühlte er sich etwas unbehaglich, denn er hatte keine Gelegenheit gehabt, sie vorher abzufahren, die Zeit zu stoppen und sich über Alternativstrecken zu informieren. Andererseits hatte er genug Amerika-Erfahrung, um vorsichtig und vorschriftsmäßig zu fahren. In dieser Gegend raste man nicht so wild wie im Nordosten, und der Verkehr auf der vierspurigen Schnellstraße war schwach, rollte entspannt dahin. Er erkannte, daß er die Fahrzeit zu optimistisch eingeschätzt hatte, aber das war nicht so wichtig. Lenny hielt ihren Gast mühelos unter Kontrolle. Es war ziemlich dunkel, es gab nur wenige Straßenlaternen, und ihr Wagen war nur einer der vielen im Berufsverkehr.
    Â 
    Tanja Bisjarina war schon fünf Meilen entfernt und fuhr in die entgegengesetzte Richtung. Im Wagen sah es schlimmer aus, als sie befürchtet hatte. Der Boden war praktisch mit Schokoladenpapier bedeckt; ein Wunder, daß es in dem Chevy nicht vor Ameisen wimmelt, dachte sie und bekam eine Gänsehaut. Mit einem Blick in den Rückspiegel überzeugte sie sich davon, daß Bea Taussig noch hinter ihr lag. Zehn Minuten später bog sie in ein Arbeiterviertel ab. Alle Häuser hatten Einfahrten, aber da selbst hier die meisten Familien zwei Autos besaßen, war die Straße vollgeparkt. An einer Ecke fand sie eine Parklücke. Taussigs Datsun erschien neben dem Chevy; Tanja Bisjarina stieg ein. Als Bea Taussig an der nächsten Ampel anhielt, kurbelte Tanja das Fenster herunter und warf Gregorys Wagenschlüssel in einen Gully. Damit war die für sie gefährlichste Phase des Unternehmens vorbei. Bea Taussig fuhr zurück zum Einkaufszentrum, damit Tanja ihren Volvo abholen konnte.
    Â»Bringen Sie ihn auch bestimmt nicht um?« fragte Bea nach einer Weile.
    Â»Ganz bestimmt nicht«,

Weitere Kostenlose Bücher