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Der Kardinal im Kreml

Der Kardinal im Kreml

Titel: Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clancy Tom
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erwiderte Ann und wunderte
sich über Beas plötzliche Gewissensbisse. »Wenn ich die Lage korrekt eingeschätzt habe, wird man ihm sogar Gelegenheit geben, seine Arbeit weiterzuführen ... anderswo. Solange er sich kooperativ zeigt, wird er sehr gut behandelt.«
    Â»Bekommt er womöglich noch eine Freundin zugeteilt?«
    Â»Das ist eine Methode, Männer bei Laune zu halten«, gestand Tanja Bisjarina. »Glückliche Menschen leisten bessere Arbeit.«
    Â»Wunderbar«, kommentierte Bea Taussig. Nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu: »Ich möchte nicht, daß ihm etwas zustößt. Was er im Kopf hat, wird beiden Seiten beim Aufbau einer sichereren Welt helfen.« Daß sie ihn schlicht aus dem Weg schaffen wollte, verschwieg sie.
    Â»Keine Angst, er ist uns viel zu wertvoll«, bemerkte Ann. Es sei denn, es ginge etwas schief. In diesem Fall würde ein anderer Befehl gültig...
    Â 
    Bob wurde von dem Stau überrascht. Er stand hinter einem Kleinbus. Wie die meisten Amerikaner haßte er die Kisten, weil sie einem den Blick nach vorne versperrten. Er zog den Aschenbecher heraus und drückte den Zigarettenanzünder ein, zog frustriert die Stirn kraus. Auch Bill auf dem Beifahrersitz rauchte. Der Qualm überlagerte wenigstens den ätzenden Gestank des Reizgases, der noch in den Polstern hing. Bob beschloß, über Nacht alle Wagenfenster offenzulassen, denn nun, da das Fahrzeug stand, tränten selbst ihm die Augen. Fast tat ihm der Gefangene wegen der massiven Dosis, die er ins Gesicht bekommen hatte, leid. Zum Glück benahm sich der Amerikaner. Wenn alles nach Plan verlief, war er bis zum Ende der Woche in Moskau. Sie hatten vor, ein oder zwei Tage abzuwarten und dann nach Mexiko zu fahren – über einen anderen Grenzübergang. Dann mit dem Flugzeug nach Kuba und weiter nach Moskau.
    Die Schlange setzte sich wieder in Bewegung. Bob stellte fest, daß der Fahrer des Kleinbusses den Blinker eingeschaltet hatte. Zwei Minuten später erkannte er entsetzt
den Grund. Ein Sattelschlepper hatte sich quergestellt, blockierte die ganze Straße, und unter seinen Vorderrädem lagen die zerquetschten Überreste eines kleinen Wagens. Im Schein zahlreicher rotierender Warnleuchten versuchten Polizisten und Feuerwehrleute, den armen Teufel aus den Trümmern zu bergen. Ein Verkehrspolizist in Schwarz legte Warnfackeln auf die Fahrbahn und winkte den Verkehr auf eine Nebenstraße. Im Nu verwandelte sich ›Bob‹ wieder in einen Geheimagenten. Er wartete ab, bis sich die Fahrzeuge vor ihm entfernt hatten und der Polizist allein stand; dann trat er aufs Gas und schoß hinter ihm vorbei. Das trug ihm einen bösen Blick ein, aber sonst nichts. Entscheidend war, daß der Beamte den Wagen nur flüchtig zu Gesicht bekam. Bob raste eine Steigung hoch und erkannte erst dann, daß er wegen seines Zögerns nun nicht sehen konnte, in welche Richtung der umgeleitete Verkehr floß.
    Als nächstes fiel ihm ein, daß er keine Straßenkarte hatte. Die alte war wegen der vielen Markierungen darauf verbrannt worden. Es lag keine einzige Karte im Wagen. Bob fand, daß sich automatisch verdächtig machte, wer Landkarten bei sich hatte; außerdem war es seine Gewohnheit, sich alle für eine Mission wichtigen Informationen einzuprägen. In dieser Gegend hier aber war er fremd und kannte nur einen Weg zurück zu ihrem Versteck.
    An der ersten Kreuzung bog er nach links ab und geriet auf einer gewundenen Straße in eine Wohnsiedlung. Erst nach einigen Minuten wurde ihm klar, daß alle Straßen wegen des hügeligen Terrains lange Schleifen zogen und dort endeten, wo sie begonnen hatten; am Ende wußte er noch nicht einmal mehr, in welche Richtung er fuhr, und verlor zum erstenmal die Beherrschung, wenngleich nur kurz. Ein stummer Fluch in seiner Muttersprache erinnerte ihn daran, daß er noch nicht einmal auf Russisch denken durfte. Bob steckte sich eine neue Zigarette an und fuhr langsamer, um sich zu orientieren.
    Er hat sich verfranzt, erkannte auch Gregory nach einer Weile. Er hatte genug Spionageromane gelesen, um zu wissen, daß man ihn zu einem konspirativen Haus brachte – oder
einem versteckten Flugplatz – oder zu einem anderen Fahrzeug, das ihn weiterbringen würde. Doch als er merkte, daß sie zum zweitenmal innerhalb weniger Minuten denselben parkenden Wagen passierten, mußte er

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