Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kardinal im Kreml

Der Kardinal im Kreml

Titel: Der Kardinal im Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clancy Tom
Vom Netzwerk:
sich ein Grinsen verkneifen. Bob bog wieder ab, fuhr nun bergab, und Gregorys Verdacht wurde bestätigt, als die Blinklichter der Unfallstelle wieder in Sicht kamen. Der Russe fluchte, stieß zurück in eine Einfahrt und wandte sich dann wieder bergauf.
    Verfluchtes Amerika, dachte Bob – zu viele Autos, zu viele Straßen. Nur, weil so ein amerikanischer Idiot ein Stoppschild überfahren hat ...
    Und was jetzt?
    Er nahm einen anderen Weg, fuhr auf die Anhöhe, von der aus er eine andere Schnellstraße sah. Wenn er nun auf dieser nach Süden fuhr, traf er womöglich auf die Straße, von der er hatte abbiegen müssen. Es war den Versuch wert. Rechts von ihm guckte Bill fragend, aber Lenny auf dem Rücksitz war zu sehr mit dem Gefangenen beschäftigt, um zu merken, daß etwas nicht stimmte. Auf der Straße am Fuß des Hügels herrschte Verkehr. Außerdem war Linksabblegen verboten.
    Gowno! dachte Bob und bog nach rechts ab. Auf dem Mittelstreifen der vierspurigen Straße stand eine Betonmauer.
    Hättest dir die Karte genauer ansehen, die Gegend ein paar Stunden lang erkunden sollen. Zu spät. Nun fuhren sie zurück nach Norden. Bob schaute hastig auf die Armbanduhr. Schon fünfzehn Minuten verloren; er war verwundbar, auf feindlichem Territorium. Was, wenn sie auf dem Parkplatz beobachtet worden waren? Was, wenn sich der Polizist an der Unfallstelle ihre Nummer aufgeschrieben hatte?
    Bob geriet nicht in Panik. Dazu war er zu gut trainiert. Er zwang sich zu einem tiefen Atemzug und rief sich die Karte der Gegend ins Gedächtnis. Er befand sich westlich des Interstate Highway. Wenn es ihm gelang, den zu finden, konnte er die Ausfahrt nehmen, über die er heute gekommen
war, und das Versteck praktisch im Schlaf erreichen. Wenn er sich also westlich vom Interstate Highway befand, mußte er nur eine Straße finden, die nach Osten führte. Und wo war Osten? Rechts. Bob schnaufte tief und nahm sich vor, nach Norden zu fahren, bis er auf eine große Straße stieß, die in Ost-West-Richtung verlief.
    Die war nach gut fünf Minuten erreicht. Weitere fünf Minuten später sah er erleichtert das rot-weiß-blaue Hinweisschild, das den Interstate Highway anzeigte. Nun konnte er ruhiger atmen.
    Â»Was ist eigentlich los?« fragte Lenny endlich von hinten. Bob antwortete in Russisch.
    Â»Mußte die Route ändern«, sagte er lässig und drehte sich um. Dabei übersah er ein Schild.
    Nun kam die Überführung. Grüne Schilder zeigten an, daß er sich nach Norden oder Süden wenden konnte. Er wollte nach Süden, und da sollte die Ausfahrt sein ...
    Aber am falschen Platz. Er befand sich in der rechten Spur, doch die Ausfahrt zweigte nach links ab und war nur noch fünfzig Meter entfernt. Bob riß das Steuer herum und fuhr auf die linke Spur, ohne zurückgeschaut zu haben. Hinter ihm stieg der Fahrer eines Audi auf die Bremse und drückte wütend auf die Hupe. Bob ignorierte das, zischte nach links, fuhr über die ansteigende, geschwungene Rampe und wollte sich gerade in den Verkehr auf dem Interstate Highway einfädeln, als am Kühlergrill des schwarzen Wagens hinter ihm Lichter zu blinken begannen. Nun wußte er, was es geschlagen hatte.
    Keine Panik, ermahnte er sich. Seine Kollegen brauchte er nicht erst zu warnen. Flucht kam Bob nicht in den Sinn. Auch für solche Fälle hatte man sie ausgebildet. Amerikanische Verkehrspolizisten waren sachlich und höflich und kassierten anders als die Moskauer Verkehrspolizei nicht an Ort und Stelle. Er wußte auch, daß sie mit Magnum-Revolvern bewaffnet waren.
    Bob hielt seinen Plymouth auf dem Seitenstreifen an und wartete. Im Rückspiegel sah er den Streifenwagen leicht nach links versetzt hinter sich anhalten. Der Beamte stieg
aus, hielt in der linken Hand ein Klemmbrett. So blieb die Rechte für die Waffe frei. Hinten schärfte Lenny dem Gefangenen ein, was ihm passieren würde, wenn er einen Mucks tat.
    Â»Guten Abend, Sir«, sagte der Polizist. »Ich weiß nun nicht, wie die Regeln in Oklahoma lauten, aber hier sähen wir den Spurwechsel doch lieber nicht ganz so wild. Darf ich bitte Ihren Führerschein und Ihre Zulassung sehen?« Seine mit Silber abgesetzte schwarze Uniform erinnerte Leonid an die SS, aber für solche Gedanken war nun nicht die rechte Zeit. Nur höflich bleiben, sagte er sich, nimm den Strafzettel entgegen und

Weitere Kostenlose Bücher