Der Katalysator
vermutete, daß die Poren die reagierenden Gase aufnehmen und als winzige Autiklaven fungieren würden, wodurch die Reaktion unter substantiellem Druck im Innern der Poren stattfinden könnte, während der gesamte Reaktionsvorgang bei atmosphärischem Druck durchgeführt werden sollte. Ich verstand seine Theorie so, daß die Poren mit ihrer kapillaren Wirkungskraft das Reaktionsgemisch speichern würden, bis der kritische Druck erreicht wäre. Daraufhin würde jede Pore ihr Trialinprodukt an die Katalysator-Oberfläche abgeben, wo es sich im Harnstoffdampfstrom verflüchtigen würde. Zum zweiten empfahl er, die porösen Kieselsäurefragmente mit einer Mischung von Oxyden anzureichern. Diese Mischung, so sagte er, sollte alle Elemente des Säugetierorganismus enthalten, da Trialin im wesentlichen eine biologische Verbindung sei, ebenso wie die biologische Kieselsäure. Deshalb müßte die Reaktion mit diesen Stoffen am leichtesten herbeizuführen sein. Für dieses Gemisch empfahl er tierische Asche.
Ich brachte diese Dinge zu Robert Moulin, der in Seranes Gruppe der Experte für die Katalysator-Präparierung war. Ihm gab ich folgende Anweisungen: Zunächst sollte er den Ammoniten in den Erzzerkleinerer des Labors geben, die unter- und übergroßen Partikel aussieben und diejenigen mit einem Durchmesser von einem Viertelzoll zurückhalten. Zweitens sollte er die Asche mit Wasser zu einem dickflüssigen Brei verrühren und mit den Ammonitenstücken vermischen. Diese Masse sollte er sodann auf einem Tablett ausbreiten und zum Trocknen in den Ofen schieben. Alle diese Arbeiten wurden am Nachmittag des neunzehnten Mai ausgeführt. Mr. Moulin gab an, daß die Trocknungsphase mehrere Stunden in Anspruch nehmen würde. Also blieb nichts weiter zu tun, bis ich am Abend von Dr. Seranes Dinner zurückkehrte.
Nach Dienstschluß ging ich deshalb ins Halfway House zu Dr. Seranes Abschiedsparty. Die Party endete gegen neun, und danach kehrte ich ins Labor zurück. Ich brauchte den neuen Katalysator nur in die Reaktionskammer einzufüllen, und die Anlage war startbereit. Ich schaltete den Heizmantel für den Harnstoff ein. Nach wenigen Minuten trat das erste Trialin zutage. Der Auffangbehälter war gegen elf Uhr gefüllt. Ich hatte eintausend Gramm Harnstoff eingegeben, und wenn der Behälter voll war, bedeutete dies, daß der Ertrag annähernd der Theorie entsprach. Ich rief Dr. Serane an. Wir beratschlagten, ob er herkommen und sich das Ergebnis anschauen sollte, doch wir kamen zu dem Schluß, daß dies nicht ratsam wäre, da er seine Kennmarke bereits abgegeben hatte. Um diese Zeit konnte er den Betrieb legal nicht mehr betreten. Unterdessen hatte ich den Probelauf in Dr. Seranes Notizbuch niedergeschrieben. Ich übergebe Ihnen das Buch hier als Beweisstück eins zur Identifikation.“ Er reichte den Band an Kern weiter, damit dieser ihn inspiziere. Kern warf einen kurzen Blick darauf und gab ihn dann zurück. Paul hielt das Buch vor den Scanner des Protokollführers. „Protokollführer, kennzeichnen Sie dies bitte als Beweisstück eins zur Identifikation, und machen Sie eine Kopie für Mr. Kern.“
Ein feiner Strahl drang aus dem Scanner hervor, flackerte kurz auf und verschwand wieder. Paul betrachtete die Randbemerkung, die jetzt auf der Seite des Notizbuches stand:
U. S. Patentamt, Überschneidungsverfahren Nr. –
Serane gegen Scheide
Serane Beweisstück 1 zur Identifikation
Unterdessen war an Kerns Seite der Maschine eine Kopie erschienen, die der Rechtsanwalt abriß.
Paul öffnete
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