Der Katalysator
aber teures Labor-Kuriosum bekannt, jetzt aber durch J. S. Seranes ausgeklügeltes Hochdruckverfahren billig aus Harnstoff herstellbar. Die Firma stand kurz davor, eine Trialinfabrik mittlerer Größe zu errichten. Fred Kussmans Entwicklungsabteilung hatte die technischen Entwürfe bereits fertiggestellt, die Rechtsabteilung besaß eine Option auf ein Grundstück in Louisiana, und Kussman würde die Fabrik leiten, wenn und falls sie gebaut würde.
Paul las all dies, aber er war immer noch ratlos. Warum war Trialin die Wunderchemikalie? Was war so großartig daran? Er las weiter, und allmählich begann er zu verstehen. Trialin war ein Tri-Amin: Zwei seiner Aminogruppen bildeten lineare Polymere, die dritte blieb für weitere Verbindungen frei. Dies bedeutete eine unerschöpfliche Vielfalt an synthetischen Harzen, Klebstoffen, Fasern, Stoffen, Lasuren, Lacken, naßfestem Papier … Der Markt war grenzenlos, phantastisch. Es war so gut wie sicher, daß man die Hochdruckanlage bauen würde.
Er blätterte kurz durch die Akten, die die Patente der Firma im Zusammenhang mit Trialin enthielten. Dann widmete er sich den Forschungsberichten und Memos.
Es schien, daß Seranes ursprüngliches Verfahren nicht vollkommen war. Es gab Probleme. Die Ausbeute war mittelmäßig. Aber was schlimmer war: Die Reaktionsprodukte verursachten eine beträchtliche Korrosion der Autoklaven. Bei kommerzieller Produktion würde man sie möglicherweise alle paar Monate austauschen müssen. Also hatte Serane eine Autoklavenbank mit Korium, der neuen Hartlegierung, beschichtet, und siehe da, das Ko war völlig unempfindlich gegen Trialin! Die Beschichtung schützte den Autoklaven. Keine Korrosion. Marggold hatte sogleich das Patent beantragt. Das Patentamt aber hatte ein Überschneidungsverfahren eingeleitet: Die Deutsche AG aus Hamburg hatte einen Antrag für die gleiche Erfindung eingereicht.
Trialin. Und Probleme. Das Problem mit dem Überschneidungsverfahren beim Patentamt war, daß der deutsche Erfinder zuerst dagewesen war. Serane war Zweitpartei, und Zweitparteien waren bei Überschneidungsverfahren so gut wie immer unterlegen. Marggold hatte versucht, Kussman zu warnen, daß die Firma verlieren könnte; man müsse das Überschneidungsverfahren entweder beilegen oder das Labor müsse irgendwelche korrosionsresistente Metalle entwickeln, auf die man notfalls zurückgreifen könnte. Serane hatte sogar eine Liste von Ersatzlegierungen zusammengestellt, die Kussman testen sollte. Aber Kussman hatte nichts dergleichen getan. Kussman wollte nicht noch mehr Geld für Tests mit anderen Metallen ausgeben. Er war ganz zufrieden mit Ko – obwohl Serane derjenige gewesen war, der es vorgeschlagen hatte.
Wenn die Firma eine Trialinfabrik baute, würden die Autoklaven mit Ko beschichtet werden.
Als Paul sich durchgearbeitet hatte, war es fast neun. Ob er dieses ganze Zeug würde behalten können? Auf jeden Fall mußte er es versuchen. Er zog seine Galoschen und den Mantel an und fuhr mit dem Aufzug zum Parkplatz hinunter. Er schaute hoch. Der Himmel war stockfinster und vereinzelte Schneeflocken trafen ihn ins Gesicht. Er verzog das Gesicht, stieg in seinen Electric und glitt vorsichtig hinaus auf die Post Road.
Es hatte den ganzen Tag geschneit. Stundenlang hatten die Schmelzer den Schnee von den Straßen aufgefegt, ihn mit ihren Nuklearbrennern geschmolzen und das Wasser in ihre Tanks gepumpt. Paul fuhr an einem von ihnen vorbei; er stand neben einem Unwetterabfluß und entleerte seinen Tank. Dampf stieg in dichten
Weitere Kostenlose Bücher