Der Kater der Braut: Roman (German Edition)
Brandloch in mein Gedächtnis gefressen.
Lilis Abend war wohl etwas vergnüglicher gewesen. Sie grinste bei der Erinnerung. »Als Philipp mit seinem Werkzeugkoffer hier angerückt ist, hab ich nur gesagt, dass die Dusche nicht richtig funktioniert. Dass der Dichtungsring fehlte, hab ich wohl leider vergessen zu erwähnen. Der Arme ist pitschnass geworden. Das Gute daran war, dass er sein T-Shirt ausziehen musste. Verdammt netter Anblick.«
Das konnte ich nur bestätigen.
»Danach haben wir noch zusammen ein paar Bierchen getrunken«, fuhr Lili fort, »aber als ich ihm ein paar Tage später etwas näher auf die Pelle gerückt bin, hat er mich freundlich, aber bestimmt abblitzen lassen.«
Meine Güte, erst jetzt wurde mir das Ausmaß des Missverständnisses so richtig bewusst. Philipp war gar nicht mit meiner Schwester zusammen! Was musste er nur von mir gedacht haben, als ich erst mit ihm herumgemacht und dann Hals über Kopf seine Wohnung verlassen hatte. »Warum hast du mir denn nicht erzählt, dass das mit dir und Philipp nicht hingehauen hat?«, fragte ich deprimiert.
»Erstens geht man mit so einer Schlappe nicht hausieren. Zweitens dachte ich, dass du sowieso mitbekommen hast, dass sich die Sache erledigt hat. Und drittens hatte ich echt keinen Bock, von dir zu hören zu kriegen: Siehst du, ich hab dir ja gleich gesagt, dass er zu alt für dich ist.« Sie pustete sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Außerdem hab ich kurz darauf an der Uni ja auch schon Patrick kennen gelernt.«
Plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen.
»Ich denke nur noch an dich. P.«
»Ja, genau. Ist doch süß, findest du nicht? Solche Nachrichten schickt er mir am laufenden Band«, bestätigte Lili eifrig. Dann stutzte sie. »Hey, Moment mal, woher kennst du Patricks SMS? Was zum Teufel hast du an meinem Handy verloren? Du bist ja genauso schlimm wie Mama. Die hab ich auch schon mal dabei erwischt, wie sie heimlich in meinem Tagebuch gelesen hat.«
»Ich wollte nicht herumschnüffeln. Großes Ehrenwort. Ich hab nur unsere Handys verwechselt.«
»Schon gut, macht nichts. So intim war die SMS ja auch wieder nicht.«
»Ich verstehe ja, dass du mir nicht brühwarm erzählt hast, dass du von Philipp eine Abfuhr bekommen hast. Aber warum hör ich den Namen Patrick zum ersten Mal?«
»Bin ich ein Friseursalon, oder was?« Lili schob einen Stapel Bücher zur Seite. Mediterrane Küche , Die kleine Kochschule , Kochen für alle Tage . Na, guck mal einer an! »Außerdem«, fuhr meine Schwester fort, »war ja in den letzten Wochen gar nicht mit dir zu reden. Du hattest genug mit dir selbst zu tun. Wenn wir uns unterhalten haben, ist es meistens um Ludger gegangen. Nicht, dass mich das gestört hätte – ich meine, wofür zahlen wir eigentlich noch Fernsehgebühren? Spannender als der Sonntagabendkrimi war eure Lovestory allemal. Und das Happyend – allererste Sahne!«
Es freute mich natürlich, dass ich mit meiner Liebesgeschichte zur Unterhaltung meiner Umwelt beigetragen hatte … Was das Happyend betraf, hegte ich persönlich jedoch immer mehr Zweifel.
Wenigstens schien meine kleine Schwester im Gegensatz zu mir mehr Glück in der Liebe zu haben. »Kann man diesen Patrick vielleicht auch mal kennen lernen?«
»Jederzeit!« Ein Grinsen überzog Lilis Gesicht wie eine Zuckergussglasur. »Aber nur, wenn du nicht versuchst, ihn mir madig zu machen. So wie bei Philipp.«
»Versprochen.«
»Ach so, eine Kleinigkeit noch. Nur damit du vorgewarnt bist und nicht gleich wieder ausflippst …«, begann Lili ganz beiläufig, z u beiläufig für meinen Geschmack. Vielleicht war Lilis Begeisterung für Philipp kein Zufall gewesen. Möglicherweise stand sie auf ältere Männer und war in Wirklichkeit gar nicht mit einem Kommilitonen, sondern mit ihrem verheirateten Professor liiert. Oder dieser Patrick war ein polizeilich gesuchter Sittenstrolch, ein Transvestit oder … oder … oder. Ich begann, mir im Kopf alle erdenklichen Horrorszenarien auszumalen, um auf das Schlimmste vorbereitet zu sein.
»Dann schieß mal los«, forderte ich Lili auf. Obwohl ich eigentlich gar nicht hören wollte, was sie mir zu sagen hatte.
»Er hat auch ein Tattoo.«
»Wie hübsch!« Selten war ich so erleichtert gewesen.
»Und da ist noch etwas …«
»Noch etwas?!«
»Er ist Raucher.«
Das war allerdings schon härterer Tobak. »Wenn er sich das leisten kann«, bemerkte ich spitz. Und fügte versöhnlich hinzu: »Irgendeiner muss ja
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