Der Kater der Braut: Roman (German Edition)
flehte ich im Stillen. Ich hasste es, im Mittelpunkt zu stehen! Und unter normalen Umständen hätte ich mich wahrscheinlich auch heftig geziert und erbitterten Widerstand geleistet. Aber nach den Strapazen und Aufregungen der letzten Stunden fehlte mir dazu einfach die Kraft. Wie in Trance ließ ich mich von Alexander zu einem Stuhl in der Mitte des Raumes führen. Mir war alles egal. Sollte er doch mit mir anstellen, was er wollte. Foltern, auspeitschen oder was auch immer – Hauptsache, ich durfte dabei sitzen! Ich war so müde und geschlaucht, dass ich mich kaum noch auf den Beinen halten konnte. Kein Wunder, immerhin hatte ich durch die Zeitverschiebung seit über vierundzwanzig Stunden nicht mehr geschlafen.
Alexander setzte eine dunkle Sonnenbrille auf, stellte sich vor mir in Positur und gab Lili ein Zeichen, den CD-Player zu starten. Kurz darauf erklangen die ersten Akkorde von Tom Jones’ Sexbomb , und der Stripper begann mit seiner Darbietung. Zum Auftakt flog die Uniformmütze durch den Raum. Wie Teenies balgten die Mädels sich kreischend um diese Trophäe. Ich wollte mir lieber nicht ausmalen, was los sein würde, wenn Alex andere, weitaus intimere Kleidungsstücke als die Mütze ins Publikum schmiss.
Bei dem ganzen Tumult hatte ich gar nicht mitbekommen, dass er die Handschellen vom Gürtel gelöst hatte. Erst als ich kaltes Metall an meinen Handgelenken spürte und es leise »klick« machte, begriff ich, dass ich an den Stuhl gekettet war. Dann ließ Alex sich von Brit ein Herz aus Sahne auf seinen durchtrainierten Oberkörper sprühen. Mir schwante Böses. Gütiger Himmel, was das für Kalorien waren!
Von dem leicht ranzigen Geschmack der Sahne mal abgesehen, gab es an Alexanders Vorstellung aber nichts auszusetzen. Keine Frage, der Mann verstand was von seinem Job! Mit kreisenden Hüften streifte er seine Uniformhose ab und stand kurz darauf in hautengen Shorts vor mir. Ups, na so was! Sein bestes Stück befand sich nun genau auf meiner Augenhöhe. Der liebe Gott war offenbar in Spendierlaune gewesen – er hatte Alex sehr verschwenderisch ausgestattet. Aber anstatt mich angemessen beeindruckt oder begeistert zu zeigen, entlockte mir der Anblick von so viel Männlichkeit lediglich ein herzhaftes Gähnen. Das war vermutlich nicht die Art von Reaktion, die Alex von seinen Kundinnen gewöhnt war. Ich hoffte von Herzen, dass sein Selbstbewusstsein an diesem Abend keinen Knacks bekam, aber mich konnte allenfalls noch mein Bett in Euphorie versetzen.
Derweil fuhr Alex unverdrossen fort, sich zu entblättern, bis nur noch seine Hand wie ein Feigenblatt sein bestes Stück verdeckte. Die Sorge um Alex’ Ego war völlig unbegründet gewesen. Meine verhaltene Reaktion wurde durch das begeisterte Pfeifen, Trampeln und Klatschen der restlichen Mädels locker wettgemacht.
Nachdem Alex sich zum Leidwesen seiner Fans wieder angezogen hatte und gegangen war, nahm Mareike mich im Flur beiseite. »Täusche ich mich, oder war es nicht nur die Rührung über diese kleine Überraschungsparty, die dir die Tränen in die Augen getrieben hat? Du siehst nicht gerade wie eine glückliche, frischgebackene Braut aus.«
»Na ja, es ist alles noch so neu. Ich muss mich halt erst mal an den Gedanken gewöhnen …«
»Belinda – Süße, mir brauchst du nichts vorzumachen.«
Doch bevor ich dazu kam, ihr mein Herz auszuschütten, wurden wir von Jenny unterbrochen. »Hey, Mareike, wo hast du die Flasche Genever versteckt?«
Während Mareike dafür sorgte, dass meine Gäste nicht auf dem Trockenen sitzen blieben, verkrümelte ich mich unauffällig aufs Klo. Mein Kopf dröhnte, vor meinen Augen flimmerte es. Gottlob, das stille Örtchen wurde seinem Namen gerecht. Endlich Ruhe!
Erleichtert ließ ich mich auf den Klodeckel sinken und lehnte meinen Kopf gegen die kalten Badezimmerfliesen. Nur mal für einen Moment die Augen zumachen. Wirklich nur ganz kurz. Nur ein paar Sekunden …
Ich wurde erst wieder wach, als von draußen jemand gegen die Badezimmertür hämmerte.
Kapitel 26
U nd du bist dir wirklich sicher, dass du das durchziehen willst?« Mareike verstaute meine prall gefüllte Sporttasche in ihrem Kombi.
»Natürlich.« Energisch knallte ich den Kofferraumdeckel zu. In einer Nacht- und Nebelaktion hatte ich ein paar Sachen zusammengepackt, um zu Ludger zu ziehen. Warum das Ganze unnötig hinauszögern? Ich hatte noch eine Woche Urlaub. Die Zeit wollte ich nutzen, um mich in meinem neuen Zuhause einzuleben. Und
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