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Der Kater der Braut: Roman (German Edition)

Der Kater der Braut: Roman (German Edition)

Titel: Der Kater der Braut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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wusste, wo ich wohnte? Meine kleinen grauen Zellen nahmen etwas widerwillig ihre Tätigkeit wieder auf. Langsam begann es mir zu dämmern. Irgendein Glückspilz, der in dem Haus wohnte, das Mareike für meine Designerlegende ausgeguckt hatte, war in den Genuss von roten Rosen gekommen, ohne zu wissen, womit er diese Nettigkeit verdient hatte.
    »Ach, die Blumen meinst du.« Das klang ja geradeso, als würde der Fleurop-Bote täglich bei mir ein und aus gehen, weil die Verehrer mich mit Grünzeug überhäuften. »Die Rosen waren toll«, schickte ich rasch hinterher. »Ich hätte mich ja auch gerne dafür bedankt, wenn ich gewusst hätte, wie du zu erreichen bist.«
    Ludger runzelte die Stirn. »Meine Nummer stand auf der Karte.«
    Nummer? Welche Nummer? Die Geheimnummer von seinem Bankkonto sicher nicht. Also hatte er mir vermutlich seine Telefonnummer zukommen lassen.
    »Bei den Rosen war keine Nachricht dabei. Ehrlich!«
    »Wenn man nicht alles selbst macht.« Nun grinste er verschmitzt. »Na egal. Was meinst du: Sollen wir warten, bis wir uns wieder zufällig über den Weg laufen? Oder wollen wir uns für heute Abend zum Essen verabreden?«
    Die Wahl fiel mir nicht besonders schwer. Und so verabredeten wir uns für acht Uhr im Bella Italia, einer kleinen, urigen Trattoria ganz in der Nähe.
    Unser erstes richtiges Date! Ich fragte mich, wie ich die endlos langen Stunden bis zu unserem Treffen rumkriegen sollte. Doch zum Glück ging es an diesem Nachmittag im Geschäft zu wie in einem Taubenschlag. Ich kam kaum dazu, Luft zu holen, geschweige denn, mir über den bevorstehenden Abend Gedanken zu machen.
    Als ich mich kurz vor Feierabend im Hinterzimmer für die Verabredung mit Ludger zurechtmachte, gaben Markus und Jenny mir noch ein paar gut gemeinte Ratschläge mit auf den Weg.
    »Nur Lipgloss, keinen Lippenstift«, empfahl Markus.
    »Und sag ihm bloß nicht, dass du Verkäuferin bist!«, schärfte Jenny mir ein, während ich mir vor dem Spiegel die Haare kämmte. »Sonst lässt er dich fallen wie ein rohes Ei.«
    Es sah Jenny ähnlich, die Eier mit den Kartoffeln zu verwechseln, aber in der Sache hatte sie vermutlich nicht ganz Unrecht. Ludger bewegte sich in völlig anderen Kreisen als ich. Eine unserer Stammkundinnen, die ebenfalls in der Düsseldorfer Schickeria verkehrte, hatte mir mal erzählt, dass die Schönen und Reichen der Stadt gerne unter sich blieben. Irgendwie hatte das fast schon ein wenig nach Inzest geklungen.
    Mist! Wenn Mareike im Urlaub nicht solche Märchen erzählt hätte, befände ich mich jetzt nicht in dieser blöden Zwickmühle. »Früher oder später wird er sowieso erfahren, dass ich nicht die bin, für die er mich hält.«
    »O. K., dann lieber später«, entschied Jenny. »Wenn er dir erst mal mit Haut und Haaren verfallen ist, kommt er nicht mehr von dir los. Dann spielt es keine Rolle, ob du Klofrau oder Ärztin, Verkäuferin oder Designerin bist.«
    Nun war Jenny ganz bestimmt nicht die ultimative Ratgeberin in allen Liebes- und Lebensfragen, aber vielleicht sollte ich mir mit dem Geständnis tatsächlich etwas Zeit lassen. Bisher hatte ich von der Fashion Academy keine Absage erhalten. Noch bestand also Hoffnung … Falls es mir gelang, einen der begehrten Studienplätze zu ergattern, war ich zwar immer noch nicht Designerin, aber zumindest auf dem besten Weg dorthin.
    Als ich meinem Traummann schließlich in der gemütlichen Trattoria gegenübersaß, konnte ich es gar nicht richtig glauben. Mein Glück, das mitunter recht unzuverlässig war, hatte es ausnahmsweise einmal gut mit mir gemeint! Bis mittags war ich überzeugt gewesen, dass ich Ludger niemals wiedersehen würde. Doch nun saßen wir hier zusammen bei Rotwein und Kerzenschein, und alles, was uns jetzt noch voneinander trennte, war ein kleiner, etwas wackeliger Holztisch.
    Vor lauter Nervosität gelang es mir kaum, mich auf die Speisekarte zu konzentrieren. Wie ein Erstklässler reihte ich die Buchstaben aneinander, aber irgendwie ergaben die Worte, die dabei herauskamen, keinen rechten Sinn. Als der Kellner an unseren Tisch kam und nach unseren Wünschen fragte, bestellte ich das erstbeste Gericht, das mir ins Auge sprang: Spaghetti Arrabiata.
    »Du magst es wohl gerne scharf?«, fragte Ludger, nachdem der Kellner sich wieder entfernt hatte.
    Wie war das denn gemeint?! Um ein Haar hätte ich Ludger den guten Rotwein ins Gesicht geprustet.
    »Nicht, dass dir die Flammen gleich aus dem Mund schlagen«, ergänzte er

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