Der Kater der Braut: Roman (German Edition)
Reizwäsche aus Lack oder Latex, sondern um einen ganz normalen Damenslip.
»Was ich schon immer mal wissen wollte: Fühlt ihr Frauen euch in so etwas eigentlich wohl?« Philipp hielt den schwarzen Stofffetzen in die Höhe und beäugte ihn kritisch. »Irgendwie sehen die Dinger verdammt unbequem aus. Wie Zahnseide für die Poritze.«
So ganz Unrecht hatte er damit nicht. Aber als Frau unterlag man nun mal gewissen modischen Zwängen. Um meine Verlegenheit zu überspielen, plapperte ich einfach munter drauflos. »Sagen wir mal so: Man gewöhnt sich dran. Bei engen Hosen oder Röcken hat man gar keine andere Wahl. Ein normaler Slip würde sich unter dem Stoff abzeichnen …«
Philipp meisterte die Situation im Gegensatz zu mir völlig souverän. Die Arme vor der Brust verschränkt und den Po lässig gegen die Waschmaschine gelehnt, erwiderte er meinen Blick todernst. »Klar, ich verstehe.« Man hätte meinen können, er würde jeden Tag im Waschkeller rumstehen und über Damenhöschen fachsimpeln. »Wie gut, dass ich ein Mann bin, sonst müsste ich womöglich auch Stringtangas tragen.« Das Zucken um seine Mundwinkel wurde immer stärker. Auch in seinen Augen glitzerte es verräterisch.
Wie auf Kommando prusteten wir los. Gott sei Dank! Der peinliche Moment war vorüber.
Prompt wurde ich übermütig. »Komm, jetzt sag schon: Was trägst du für Unterhosen?« Die Frage war noch nicht ganz raus, da bereute ich sie bereits. Es gab jede Menge unverfängliche Themen – das Wetter oder das Waldsterben –, warum mussten wir uns ausgerechnet über so etwas Intimes wie Unterwäsche unterhalten?
»Ich hab nichts zu verbergen. Soll ich das Geheimnis lüften?« Philipp nestelte am Knopf seiner Jeans herum.
Entsetzt quietschte ich auf. »Lass sie ja an!« Bei meinem Glück würde Frau Kötter just in dem Moment die Waschküche betreten, in dem Philipp mit heruntergelassener Hose vor mir stünde.
»Du weißt ja gar nicht, was du dir entgehen lässt. Außerdem: Wer sagt denn, dass ich überhaupt was druntertrage?« Philipp grinste wie ein Breitmaulfrosch. »Aber da du ja diesbezüglich so sicher zu sein scheinst, darfst du gerne mal raten.«
Auweia, wo hatte ich mich da nur wieder hineinmanövriert?
Die Unterhose eines Mannes ist so etwas wie seine Visitenkarte, sie lässt gewisse Rückschlüsse auf seine Qualitäten als Partner und Liebhaber zu. Basierend auf unseren eigenen Erlebnissen und den Erfahrungsberichten von Freundinnen, hatten Mareike und ich eine kleine Unterhosen-Typologie entwickelt.
Da gab es zum einen den Verspielten, der kleine bunte Comicfigürchen auf der Unterhose trug. Im Bett legte er den aufgeweckten Charme eines Hundewelpen an den Tag. Verschmust, ein wenig tapsig und unbeholfen, aber durchaus lernfähig. Wer Kapitän Blaubär und Donald Duck über so viele Jahre die Treue gehalten hatte, der konnte doch gar nicht fremdgehen, oder?
Ein Desaster – und zwar in jeder Hinsicht! – waren Tangas im Tigerlook. Der sonnenbankgebräunte Träger litt nicht nur an einem erhöhten Hautkrebsrisiko, sondern auch an gnadenloser Selbstüberschätzung. In der festen Überzeugung, dass allein sein Anblick ausreichte, um eine Frau in Ekstase zu versetzen, entpuppte er sich meist als einfalls- und rücksichtsloser Rammler.
Des Weiteren waren da noch der etwas langweilige Schießer-Feinripp-Träger, der Markenfetischist, bei dem die Verpackung oft mehr wert war als der Inhalt, und der freiheitsliebende Boxershortsfan. Wie in allen Lebensbereichen galt natürlich auch bei Unterhosen: Ausnahmen bestätigen die Regel. Richtig spannend wurde es aber, wenn ein Mann sich keiner dieser Kategorien zuordnen ließ. Ein ganz »normaler« Slip war in Mareikes und meinen Augen wie eine Wundertüte – alles kann, nichts muss.
»Und, was glaubst du?«, drängte Philipp. »Was trage ich für Unterhosen?«
»Keine Ahnung. Vielleicht Boxershorts?«
»Waaaas? Diese weiten Schlabberteile, in denen alles hin und her baumelt? In denen die Spermien so durchgeschüttelt werden, dass sie anschließend nicht mehr geradeaus schwimmen können? Das ist doch wohl nicht dein Ernst, oder?« Empört stemmte Philipp die Hände in die Hüften. »Gut zu wissen, was für eine lausige Meinung du von mir hast.«
»Nein, nein, nicht die weiten Schlabberteile«, beeilte ich mich zu versichern, »die engen.« Verdammt, warum kam mir eigentlich auf die Schnelle nie irgendwas Witziges oder Geistreiches in den Sinn? Nachher, wenn ich wieder oben bin,
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