Der Kater der Braut: Roman (German Edition)
später die Bank erreichte.
Verzagt schüttelte ich den Kopf. »Eigentlich hatte er noch nicht einmal besonders viel Ähnlichkeit mit Ludger.«
So ging das nicht weiter! Ich hing total in den Seilen. Vor lauter Liebeskummer hatte ich nicht nur mich selbst, sondern auch meinen Haushalt sträflich vernachlässigt. Schlamperei! Ich durfte mich einfach nicht so hängen lassen! Wenn ich nicht mal bald den Wäscheberg in Angriff nahm, würde er über kurz oder lang der Zugspitze Konkurrenz machen.
An meinem nächsten freien Tag lief ich mit dem Wäschekorb unter dem Arm treppauf und treppab. Ich hasste den Waschkeller, denn man erfuhr dort unten mehr über seine Nachbarn, als einem lieb sein konnte. Hatte Frau Kötter beispielsweise Waschtag, baumelte immer so ein merkwürdiges Teil an der Leine, dessen Verwendungszweck mir auf den ersten Blick nicht so recht einleuchten wollte. Gibt es Zwillingsmützen für Kleinkinder?, fragte ich mich. Da Frau Kötter aus dem gebärfähigen Alter aber längst raus war, musste es sich um ihren Büstenhalter handeln.
Seufzend griff ich nach dem Beutel mit den Wäscheklammern. An diesem Tag war ich also an der Reihe, dem geneigten Publikum meine Unterwäschekollektion zu präsentieren. Meine Slips hingen bereits ordentlich in Reih und Glied auf der quer durch den Raum gespannten Leine. Gerade wollte ich mich den Socken und BHs widmen, da wurde die Tür des Waschkellers aufgerissen, und Philipp trat ein. Ich zuckte zusammen, als hätte er mich bei etwas Verbotenem erwischt.
»Ach, hallo.«
Philipp schenkte mir ein herzliches Lächeln. »Hi, Belinda. Schön, dich zu sehen.«
Wie ein Torwart beim Elfmeterschießen überlegte ich, ob ich mich in die linke oder in die rechte Ecke werfen sollte. Links die Tangas, rechts die bequemen, ausgeleierten Baumwollschlüpfer, die ich zum Joggen trug. Der Gedanke an Frau Kötter und ihre Zwillingsmütze gab den Ausschlag. Ich wollte nicht, dass Philipp jedes Mal, wenn wir uns im Treppenhaus über den Weg liefen, an diese entsetzlichen Liebestöter dachte. Darum hechtete ich nach rechts und versuchte, mich so vor der Wäscheleine zu postieren, dass die unansehnlichen Höschen vor Philipps Blicken geschützt waren. Ein ziemlich hoffnungsloses Unterfangen. Denn selbst, wenn ich ein Kreuz wie Arnold Schwarzenegger gehabt hätte, wäre das als Sichtschutz kaum ausreichend gewesen. Es waren einfach zu viele.
»Was machst du denn hier?«, fragte ich, eifrig darum bemüht, Philipps Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. Hoffentlich würde er gleich wieder verschwinden! Aber es war kaum anzunehmen, dass er das Bündel Schmutzwäsche nur so zum Spaß oder aus Langeweile mit sich herumtrug.
Philipp tat, als überlegte er angestrengt. »Ja, was mache ich hier eigentlich? Ich hab gehört, dass es im Keller eine Sauna, ein Schwimmbad und einen Fitnessraum gibt«, ulkte er. »Kannst du mir vielleicht verraten, wo ich hier meine Muckis trainieren kann?«
»Da muss ich leider passen.«
»Und sonst? Alles klar?«, fragte Philipp munter.
»Alles bestens.« In fliegender Hast begann ich, die Wäschestücke, die ich knapp zwei Minuten zuvor erst aufgehängt hatte, wieder abzunehmen.
Mit hochgezogenen Augenbrauen beobachtete Philipp mein hektisches Treiben. Ehe ich einschreiten konnte, riss er plötzlich das erstbeste Teil von der Leine und knetete es prüfend in den Händen. »Aber das Zeug ist doch noch gar nicht richtig trocken. Von mir aus kannst du die Wäsche ruhig hängen lassen. Ich hab genug Platz.« Mit meinem Stringtanga zwischen den Fingern deutete er auf die leere Wäscheleine auf der anderen Seite des Raumes. »Oh.« Plötzlich bekam Philipp große Kulleraugen. Offenbar war ihm jetzt erst aufgegangen, dass er einen Tanga in der Luft herumschwenkte.
Ich starrte auf den Kellerboden. Just in diesem Moment huschte eine dicke behaarte Spinne über den Estrich und verschwand blitzschnell unter der Waschmaschine. Obwohl sich meine Vorliebe für diese Tierspezies in Grenzen hielt, wäre ich am liebsten hinterhergekrochen.
»Da hab ich wohl mal wieder ein sicheres Händchen bewiesen«, flachste Philipp. »Ganz schön sexy.«
Wie peinlich. Die Hitze, die mir ins Gesicht stieg, ließ erstens auf eine gute Durchblutung und zweitens auf eine gesunde Gesichtsfarbe schließen.
Meine Güte, stell dich nicht so an, rief ich mich zur Ordnung. Das ist doch bloß dein guter Kumpel und Nachbar Philipp. Kein Grund, sich zu genieren! Außerdem handelte es sich nicht um
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