Der Kater der Braut: Roman (German Edition)
arglos. »Die Spaghetti Arrabiata sind hier wirklich höllisch scharf.«
»Oh. Danke für die Warnung. Ich hoffe, ich werd’s überleben.«
»Das hoffe ich auch, und zwar sehr.« Mit einem warmen Lächeln griff Ludger über den Tisch hinweg nach meiner Hand.
Verdammt, so ein toller Mann hatte es einfach nicht verdient, an der Nase herumgeführt zu werden. Höchste Zeit, dass ich die Karten offen auf den Tisch legte. »Ludger, ich muss dir was gestehen …«
»Nur zu.«
Ich wusste gar nicht, wo ich mit meiner Beichte beginnen sollte. »Die Rosen – sie sind nie bei mir angekommen. Ich wohne nämlich gar nicht in Oberkassel. Mareike hat dir eine falsche Adresse gegeben. Ich weiß auch nicht, was sie da geritten hat …«
»Ich verstehe.«
Das bezweifelte ich allerdings stark.
»Sicher hat Mareike es nur gut gemeint. Stichwort: Datenschutz. Sehr vernünftig. Ich hätte mir eigentlich denken müssen, dass deine Freundin nicht jedem dahergelaufenen Verehrer deine Adresse gibt. Das wäre auch verdammt leichtsinnig. Ich könnte ja genauso gut ein Vergewaltiger oder ein Psychopath sein.«
Ich hätte Ludger abknutschen können! Nachdem er mir die kleine Schwindelei mit der Adresse so bereitwillig verziehen hatte, beschloss ich, Jennys Ratschläge in den Wind zu schlagen und mich endlich als Verkäuferin zu outen. »Und da ist noch etwas …«
»Ja?« Ludgers blaue Augen ruhten erwartungsvoll auf mir.
Ausgerechnet in dem Augenblick wurde unser Essen serviert. Das war aber fix gegangen. Mit dem Kellner verließ mich auch wieder der Mut. Vielleicht sollte ich Ludger erst einmal in Ruhe seine Tortellini genießen lassen, und mir den zweiten Teil des Geständnisses für den Nachtisch aufheben.
»Was wolltest du eben sagen?«
»Keine Ahnung, hab’s vergessen, wird wohl nicht so wichtig gewesen sein.« Hastig griff ich nach meinem Besteck. »Lass es dir schmecken.«
Das ließ sich Ludger nicht zweimal sagen. Er aß mit gesundem Appetit. Ich hingegen kämpfte mit jedem Bissen. Die feurige Schärfe des Pastagerichts trieb mir fast die Tränen in die Augen. Aber das war das geringste Problem. Wie bescheuert muss frau sein, beim ersten Date Spaghetti zu bestellen?! Noch dazu mit roter Soße! Vor lauter Aufregung flutschten mir die Nudeln immer wieder von der Gabel, und so dauerte es nicht lange, bis ein apartes Pünktchenmuster meine einstmals weiße Bluse zierte.
Während Ludger von seinem Segeltörn schwärmte und mir die griechischen Inseln in den leuchtendsten Farben beschrieb, bemühte ich mich verzweifelt, mit Hilfe des Löffels die Spaghetti zu mundgerechten Päckchen zusammenzurollen. Was gründlich misslang. Für Ludger musste es so aussehen, als versuchte ich, aus den langen Nudeln ein Paar Socken zu stricken. Aber falls ihm irgendetwas an dem, was ich auf meinem Teller trieb, komisch vorkam, war er rücksichtsvoll genug, es für sich zu behalten. Es reichte schon, dass die lustige Damenrunde vom Nebentisch ununterbrochen zu uns herübersah und hinter vorgehaltener Speisekarte tuschelte. Hatte ich vielleicht – wie in einem Loriot-Sketch – eine Nudel im Gesicht kleben? Sicherheitshalber kontrollierte ich im chromblitzenden Salzstreuer mein Spiegelbild.
Doch dann: Entwarnung. Ich hatte begriffen, dass die Frauen gar nicht mich anstarrten, sondern Ludger. Wer wollte es ihnen verdenken? Wahrscheinlich überlegten sie gerade, ob der smarte Beau vom Nebentisch Schauspieler oder Model war. Mein lieber Schwan, der Kerl sah aber auch wirklich unverschämt gut aus! Die griechische Sonne hatte ihn sogar noch eine Spur attraktiver gemacht. Die leuchtend blauen Augen schienen in seinem gebräunten Gesicht Funken zu sprühen. Wie Feuerwerkskörper, die am dunklen Nachthimmel explodierten.
Endlich hatten wir die Tortur des Essens hinter uns gebracht. Mehr als die Hälfte meiner Spaghetti ließ ich zurückgehen. Auf Ludgers besorgte Frage, ob es mir nicht geschmeckt habe, antwortete ich, dass es köstlich gewesen sei, nur eben ein wenig zu scharf. Und weil’s so schön war, verbrannte ich mir gleich wieder den Mund: »Was hältst du davon, wenn wir den Kaffee bei mir trinken?« Auweia, war das jetzt zu direkt gewesen? »Natürlich kannst du auch etwas anderes haben – zu trinken, meine ich«, stotterte ich.
»Ein Kaffee wäre prima.«
Nachdem Ludger die Rechnung bezahlt und ich mich artig für die Einladung bedankt hatte, machten wir uns Händchen haltend auf den Weg zu Ludgers Wagen.
Ein Auto war für mich ein
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