Der Kater der Braut: Roman (German Edition)
dachte ich, fallen mir bestimmt tausend schlagfertige Bemerkungen ein, mit denen ich Philipp jetzt Paroli bieten könnte.
»Tja, wer weiß.« Philipp lächelte vieldeutig. »Wenn du wissen willst, was sich unter meinen Jeans verbirgt, musst du dir schon die Mühe machen, das selbst herauszufinden.«
Huch! War das etwa gerade ein unmoralisches Angebot gewesen? Oder einfach nur ein dummer Spruch? Hastig entriss ich Philipp meinen Slip und hängte ihn und die anderen Höschen auf die Leine zurück. Mit dem leeren Wäschekorb unter dem Arm blieb ich ein wenig unschlüssig an der Tür stehen. »Tja dann – viel Spaß noch.«
»Spaß? Du machst Witze. Das wird ein richtig harter Fight. Ich allein im Kampf gegen die Fleckenzwerge.« Ohne richtig hinzusehen, stopfte er einen dunkelblauen Pullover und ein Bündel weißer T-Shirts zusammen in die Maschine. Das Trennen von Koch- und Buntwäsche war in seinen Augen wohl eine Beschäftigungstherapie für gelangweilte Hausfrauen. »Ich komme übrigens nachher noch auf ’nen Sprung bei euch vorbei. Lili hat mich gebeten, nach eurer Küchenspüle zu schauen. Sie meint, das Abflussrohr sei verstopft.«
»Kein Wunder, wenn sie jeden Morgen tonnenweise Müsli in den Ausguss kippt«, grollte ich. Auf mich hörte die kleine Nervensäge ja nicht.
Es war nicht das erste Mal, dass Philipp uns aus der Patsche helfen musste. Seit meine Schwester bei mir eingezogen war, ging alle naselang irgendetwas kaputt. Wenn das nicht bald aufhörte, würde ich im Baumarkt ein paar Kindersicherungen besorgen!
Kapitel 9
I ch war auf dem besten Weg, mein Leben, das seit dem Radiogewinnspiel im Chaos zu versinken drohte, wieder in den Griff zu kriegen. Der Haushalt war nur ein kleiner Anfang gewesen. Auch psychisch machte ich Fortschritte. Ich dachte nicht mehr jede Minute an Ludger, sondern nur noch maximal jede zweite.
Aber wie bei fast jedem Heilungsprozess gab es kleine Rückfälle. Als ich ein paar Tage später in der Mittagspause die Kö entlangschlenderte, kam mir schon wieder ein Typ entgegen, der Ludger zum Verwechseln ähnlich sah. Mittlerweile hatte ich mich an diese Art von Tagträumereien – oder sollte ich besser sagen: Wahnvorstellungen? – schon gewöhnt und beschlossen, sie in Zukunft einfach zu ignorieren. Wenn ich diesen Halluzinationen keine Beachtung schenkte, würden sie ganz von allein wieder verschwinden. Zumindest hoffte ich das.
Den Blick starr auf das Käsebrötchen in meiner Hand gerichtet, stapfte ich an Ludgers Doppelgänger vorüber. Doch das Double verfolgte mich hartnäckig. Und nun hörte ich zu allem Überfluss auch noch Stimmen: »Belinda! Das gibt’s doch gar nicht!«
Ich war wirklich reif für die Klapsmühle!
Der Typ sah aus wie Ludger, und er sprach wie Ludger. Ja, er roch sogar wie Ludger, stellte ich fest, als er mich überschwänglich umarmte. O mein Gott, er war es, er war es wirklich!
»Mensch, du glaubst ja gar nicht, wie sehr ich mich freue, dich zu sehen.«
Die Freude war ganz auf meiner Seite! Leider fühlte ich mich außerstande, diese Gefühlsregung in Worte zu fassen. Wie oft hatte ich mir seit meiner Rückkehr aus Griechenland zurechtgelegt, was ich Ludger, wenn ich ihn jemals wiederträfe, alles sagen würde. Ganze Bücher hätte man damit füllen können. Nun gab mir das Schicksal gnädigerweise die Chance, all das loszuwerden. Ludger stand mir gegenüber – leibhaftig und noch attraktiver, als ich ihn in Erinnerung hatte – doch das Einzige, was ich über die Lippen brachte, war sein Name. »Ludger«, stammelte ich glücklich und umklammerte seinen Arm wie ein Schraubstock. Zum einen befürchtete ich, dass er sich jeden Moment in Luft auflöste, zum anderen war ich plötzlich etwas wackelig auf den Beinen.
»Ich frage mich die ganze Zeit, ob ich etwas falsch gemacht habe.« Erwartungsvoll schaute Ludger mich an.
»Falsch gemacht?« Ich durchforstete meinen Kopf nach einem halbwegs intelligenten und vollständigen Satz, doch leider baumelte an meinem Sprachzentrum ein Schild mit der Aufschrift: VORÜBERGEHEND GESCHLOSSEN!
»Vielleicht haben dir die Blumen, die ich dir geschickt habe, ja nicht gefallen …«
Hä?!?, dachte ich. »Blumen?«, fragte ich. »’tschuldigung, aber ich kann dir da jetzt irgendwie nicht so ganz folgen.«
»Sag bloß, du erinnerst dich nicht.« Auwei, jetzt war er gekränkt. »Rosen, rote Rosen. Ein großer Strauß.«
Der Mann sprach in Rätseln. Wie konnte er mir Blumen schicken, wenn er doch gar nicht
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