Der Kater der Braut: Roman (German Edition)
Fortbewegungsmittel, um von A nach B zu gelangen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Wenn mich jemand fragte, was ich für einen Wagen fuhr, antwortete ich gewöhnlich: »Einen roten.« Frauen gaben sich meistens mit dieser Information zufrieden, Männer eher selten.
Automarken waren für mich nur Schall und Rauch. Die Hauptsache war doch, dass die Karre über vier Räder, ein Gaspedal, ein Lenkrad und intakte Bremsen verfügte. Alles andere war überflüssiger Schnickschnack. Na ja, mal abgesehen vom Rückspiegel, den brauchte ich gelegentlich zum Schminken.
Ludger fuhr ein schwarzes Auto. Aber nicht irgendein schwarzes Auto, sondern einen schwarzen Porsche – zumindest stand das auf dem Heck des Sportwagens. Ganz Kavalier, öffnete er mir galant die Beifahrertür seiner Luxuskarosse. Widerstrebend ließ ich mich in den kalten Ledersitz sinken. Ich ahnte bereits, was auf mich zukam. Man drücke einem Kerl ein Lenkrad in seine haarigen Pranken und schiebe ihm ein paar PS unter den Hintern, schon ist er auf einmal gehirntot. In dieser Beziehung waren alle Männer gleich.
Nachdem ich Ludger meine richtige Adresse genannt hatte, bog er an der nächsten Kreuzung nicht, wie von mir beschrieben, rechts ab, sondern preschte weiter geradeaus. Mir schwante Böses. »Du hättest an der Ampel rechts fahren müssen. Das ist der kürzeste Weg.«
»Aber über die Autobahn geht’s schneller.«
»Och, ich hab’s nicht eilig.«
»Egal, jetzt ist es eh zu spät.«
Das Gefühl hatte ich leider auch. Wir rasten bereits auf die Autobahnauffahrt zu. Hiiiilfe!
Mit schweißnassen Händen krallte ich mich an dem Ledersitz fest. Mein Essen lag mir plötzlich schwer im Magen. Nicht schwer genug, wie sich herausstellte. Jedes Mal, wenn Ludger das Gaspedal nach unten drückte, drohten mir die Spaghetti Arrabiata wieder hochzukommen. Ich dachte, mein letztes Stündlein hätte geschlagen. Lieber Gott, betete ich lautlos, ich werde in Zukunft auch immer hübsch brav sein und keine schlimmen Worte mehr benutzen, wenn ich diese Höllenfahrt heil überstehe.
Aber man soll ja bekanntlich lieber nichts versprechen, was man nicht halten kann …
»Scheiße!«, fluchte ich, als ich ein paar Minuten später mit weichen Knien und Ludger im Schlepptau meine Wohnung betrat. Um ein Haar wäre ich der Länge nach hingeflogen. Verdammt, Lili! Nicht nur ihre Sporttasche, die wie üblich mitten in der Diele lag, sondern auch meine Schwester selbst hatte ich völlig vergessen. Aus der Küche hörte ich Lachen und Gemurmel. Lili hatte Besuch. Ich erkannte Philipps Stimme. Mist! Ich hatte Ludger hierhergelotst, weil ich ungestört mit ihm sein wollte. Und nun das!
Mir blieb nichts anderes übrig, als gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Ich führte Ludger in die Küche, um die drei miteinander bekannt zu machen. Doch weiter als bis zu Ludgers Namen kam ich nicht. Lili gebärdete sich, als hätte ich den Dalai Lama höchstpersönlich mit nach Hause gebracht. »Du bist Ludger? Der Ludger? Wahnsinn!« Sie sprang auf und schüttelte Ludgers Hand, so als wollte sie sich davon überzeugen, dass er auch tatsächlich aus Fleisch und Blut war. »Ich bin übrigens Lili, Belindas Schwester. Mann, ist das toll, dich kennen zu lernen. Wir haben schon so viel von dir gehört!«
»Nur Gutes, hoffe ich.«
»Wie man’s nimmt …«, brummte Philipp. Seine Begeisterung über Ludgers Auftauchen hielt sich offenbar in Grenzen.
»Darf man auch erfahren, wer du bist?« Ludger maß Philipp mit einem abschätzenden Blick.
»Ich bin Philipp«, sagte dieser und legte die Füße quer über die Sitzfläche des Stuhls, den Ludger gerade angepeilt hatte.
»Kann mich nicht erinnern, dass Belinda dich schon mal erwähnt hat«, parierte Ludger unterkühlt und setzte sich auf den Küchenstuhl, der am weitesten von Philipp entfernt stand.
»Du kannst dich nicht erinnern? Macht nichts.« Philipp lächelte ihn treuherzig an. »Knoblauchpillen sollen bei Vergesslichkeit wahre Wunder vollbringen. Meine Oma schwört darauf. Solltest du vielleicht auch mal probieren. Aber um dir ein bisschen auf die Sprünge zu helfen: Ich wohne hier.«
Ludger stutzte. »Du wohnst hier?«
»Philipp ist unser Nachbar«, mischte ich mich, bevor Ludger auf falsche Gedanken kommen konnte, schnell ein.
»… und Freund«, ergänzte Lili.
Während ich die Kaffeemaschine anschmiss, berichteten Ludger und ich abwechselnd, wie wir uns mittags zufällig auf der Kö getroffen hatten.
»Das war
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