Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kater läßt das Mausen nicht

Der Kater läßt das Mausen nicht

Titel: Der Kater läßt das Mausen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
Vom Netzwerk:
gekauft. Hat sie aus der Bibliothek
geklaut, bis Porble ihm auf die Schliche gekommen ist.«
    »Mhmja, das hat Helen ja auch gesagt.
Aber Ungley hat es doch Porble sicher nicht all die Jahre lang nachgetragen?«
    »Warum nicht? War schließlich sonst
auch nicht anders. Hat immer an allem festgeklebt, was er in seine gierigen
Klauen gekriegt hat. Würde immer noch am College arbeiten, wenn ich ihn nicht
rausgeworfen hätte. Wußten Sie, daß sich drei Jahre lang kein einziger Student
für seine Seminare angemeldet hatte, bevor ich ihn an die Luft gesetzt habe?«
    »Eh — nein, das habe ich nicht gewußt.
Ungley war schon nicht mehr da, als ich hier anfing, wissen Sie.«
    »Zeig’s Ihnen in den Akten.«
    »Ich glaube es Ihnen auch so. Aber Sie
sagten eben, Ungley war der höchstbezahlte Professor am College. Das gibt doch
keinen Sinn, Präsident.«
    »Nein. Verdammt nochmal, Engberg war
kein Dummkopf.«
    Dr. Engberg war Svensons Vorgänger
gewesen, allerdings hatte er das College nur sehr kurze Zeit geleitet. Er war
kurz nach seinem Amtsantritt durch irgendeinen Unfall ums Leben gekommen.
Shandy konnte sich an die Einzelheiten nicht erinnern, denn auch das hatte sich
ereignet, bevor er nach Balaclava gekommen war. Es mußte also der Präsident vor
Engberg gewesen sein, der alte Dr. Trunk, der Ungley auch eingestellt hatte.
    »War es Engberg oder Trunk, der Ungley
so viel Geld gegeben hat?« fragte er.
    »Trunk. Hat einen absolut verrückten
Vertrag unterschrieben, nach dem Ungleys Gehalt jedes Jahr angehoben wurde.
Konnte keiner ändern. Engberg hat es versucht. Ging nicht. Hodger.«
    »Meinen Sie, daß Henry Hodger den
Vertrag nicht ändern konnte oder daß er ihn aufgesetzt hat?«
    »Aufgesetzt. Dichter als ein
Bullenarsch in der Fliegenzeit.«
    »Das ist ja interessant. Hodger ist
auch ein Mitglied der Balaclava Society. Dieser Club scheint die einzige — eh —
wichtige Beziehung gewesen zu sein, die Ungley hier je eingegangen ist. Man
kann also darauf wetten, daß Hodger auch Ungleys Testament aufgesetzt hat, wenn
er je dazu gekommen ist, eins zu machen. Ich denke, am besten gehen wir bei ihm
vorbei, Präsident.«
    »Sofort?«
    Svenson begann bereits, nach links zu
steuern, in Richtung auf ein gruftartiges Gebäude aus rotem Backstein und
grauem Quincy-Granit, in dem sich seit Menschengedenken Hodgers Büro und auch
seine Privatwohnung befanden. Shandy gelang es mit einiger Mühe, Svensons Kurs
wieder zu ändern.
    »Noch nicht. Melchetts Wagen fährt
gerade bei Goulson vor. Er ist todsicher stinkwütend, daß er nicht zu seinen
Innereien und Gallensteinen kann, wir lassen ihn also besser nicht warten.
Außerdem bin ich sehr neugierig darauf, wie er sich jetzt herausredet. Immerhin
war er nur allzu bereit, Ungleys Tod als Unfall auszugeben.«
    Sie hatten das Begräbnisinstitut schon
fast erreicht, als Fred Ottermole scheppernd mit dem einzigen Streifenwagen des
Ortes vorfuhr, wobei er sein besonders strenges Polizistengesicht aufgesetzt
hatte. Als er Präsident Svenson erkannte, brachte er mit quietschenden Bremsen
den Wagen zum Stehen. Seine Miene verzerrte sich und nahm einen Ausdruck an,
den man gelegentlich bei einem Menschen beobachten kann, der sich Punkt
Mitternacht auf einem einsamen Friedhof einer entsetzlichen Erscheinung
gegenübersieht.
    Doch Ottermole war kein Feigling.
Nachdem er seine gesamten verborgenen Kraftreserven aktiviert hatte, gelang es
ihm tatsächlich, sein Kinn wieder unter Kontrolle zu bekommen und Shandy und
Svenson mehr oder weniger ohne mit der Wimper zu zucken in das hübsche weiße
Schindelhaus zu begleiten, an das Harry Goulsons Großvater kurz nach der großen
Grippeepidemie im Jahre 1919 den großen Flügel angebaut hatte. Harrys eigener
Sohn und Erbe, der kurzfristig aus einem Lehrgang für Bestatter geholt worden
war, damit er diesen historischen Augenblick nicht verpaßte, begrüßte sie mit
der für seinen zukünftigen Beruf angemessenen gedämpften Stimme.
    »Ich bin mir nicht sicher, ob Sie sich
in eine Teilnehmerliste eintragen sollten oder nicht«, gestand er ganz offen.
»Ich habe bisher noch nie bei einer — einer solchen Beschau assistiert.«
    »Über die Etikette bin ich mir auch
nicht im klaren«, teilte ihm Shandy mit. »Also warum bringen wir es nicht — eh —
einfach hinter uns?«
    Nachdem er seinen Sohn die ehrenvolle
Pflicht genügend hatte auskosten lassen, erschien auch Goulson höchstpersönlich
wieder auf der Bildfläche und übernahm die Führung der

Weitere Kostenlose Bücher