Der Kater läßt das Mausen nicht
ungeschickte Art, die
Wogen zu glätten.
»Sie kennen doch Präsident Svenson vom
College? Und das hier ist Professor Shandy.«
Hodger drehte nicht einmal den Kopf in
ihre Richtung. »Was wollen Sie von mir, Fred? Eine Erklärung, wo ich gestern
nacht war?«
»Genau. Gestern nacht. Die Balaclava
Society hatte ein Treffen?«
»So ist es.«
»Und Professor Ungley hat dort einen
Vortrag über Federmesser gehalten?«
»Hat er.«
»War mit ihm alles in Ordnung während
des Vortrags?«
»Das kommt ganz auf die Definition an,
würde ich sagen. Wenn Sie damit seine körperliche Verfassung meinen, glaube ich
mit gutem Gewissen sagen zu können, daß er mir weder in einer besseren noch in
einer schlechteren Verfassung zu sein schien als sonst — natürlich unter dem
Vorbehalt, daß ich kein approbierter Arzt bin und ich ihm nicht mehr
Aufmerksamkeit gewidmet habe, als man dies von einem Clubmitglied während einer
Versammlung normalerweise erwarten kann. Falls Sie sich allerdings auf seinen
Vortrag beziehen und zu erfahren wünschen, ob er ein interessantes Thema gut
strukturiert und informativ vorgetragen hat, möchte ich keine Aussage machen
und auf den bekannten lateinischen Satz ›de mortuis nil nisi bene‹ verweisen.«
»Was?«
»Das können Ihnen Ihre gebildeten
Begleiter sicher übersetzen. Was wollen Sie sonst noch wissen?«
»Also, hm, ist Professor Ungley mit
Ihnen hinausgegangen, oder ist er noch geblieben?«
»Ich glaube mich zu erinnern, daß wir
alle mehr oder weniger gleichzeitig gegangen sind. Ich weiß noch, daß ich Mrs.
Pommell die Tür aufgehalten habe, mich verabschiedet habe und dann auf direktem
Weg über die Straße hierher in meine Wohnung gekommen bin. Ungley wäre sicher
auf der Straßenseite, an der das Museum liegt, geblieben, das heißt, auf der
von hier aus gesehen gegenüberliegenden Seite, um es ganz eindeutig zu
formulieren. Wenn man einmal annimmt, daß er in seine eigene Wohnung
zurückkehren wollte, wäre er danach wohl bis zur Ecke gegangen und dann links
abgebogen.«
»Sie haben sich nicht zufällig
umgedreht und ihm nachgesehen?«
»Nein. Warum hätte ich das auch tun
sollen? Es war schon spät, und ich wollte möglichst schnell ins Bett.«
»Können Sie sich vorstellen, daß
Professor Ungley aus irgendeinem Grund hinten um das Museum herumgegangen sein
könnte?«
»Mir Gründe auszudenken, gehört nicht
zu meinem Beruf, Ottermole. Das Gesetz befaßt sich schließlich nur mit Fakten.«
»Ja, also, eh -«
»Ich nehme an«, eilte Shandy ihm zu
Hilfe, »Sie wollten Mr. Hodger noch nach Professor Ungleys Testament fragen?«
Ottermoles Miene hellte sich auf.
»Genau. Das wollte ich gerade ansprechen. Wir dachten, Sie wären derjenige, der
darüber Bescheid wüßte.«
»Worüber Bescheid wüßte?« verlangte der
alte Mann in seiner aufreizenden Art zu wissen.
»Ob Ungley ein Testament gemacht hat,
wie Professor Shandy gerade gesagt hat. Hat er eins gemacht?«
»Hat er.«
»Und wie wär’s, wenn Sie uns ein Auge darauf
werfen ließen?«
»Wen meinen Sie mit uns?«
»Damit meint er sich selbst, Präsident
Svenson und mich«, sagte Shandy, der beschlossen hatte, daß man Hodger lange
genug hatte gewähren lassen. »Wir assistieren Ottermole bei seinen
Nachforschungen über Ungleys Tod. Falls Sie keinen triftigen Grund haben, uns
Ihre Hilfe zu verweigern, gehen wir davon aus, daß auch Sie daran interessiert
sind, den Fall aufzuklären.«
»Soll das etwa eine Drohung sein?«
»Ich kann darin keine Drohung sehen, es
sei denn, Sie hätten irgendeinen Grund, sich bedroht zu fühlen.«
Das Gesicht des Anwalts war offenbar
doch fähig, einen Gefühlsausdruck wiederzugeben, denn es nahm einen erstaunlich
bösartigen Ausdruck an, bevor sein Besitzer in die oberste Schublade seines
Schreibtisches griff und ein Dokument herausfischte, das in ausgeblichenes
blaues Papier eingeschlagen war.
»Ungleys Testament ist nicht sehr
kompliziert und wird zur Testamentseröffnung vorgelegt werden, sobald die
nötigen Formalitäten erledigt worden sind. Da es dann sowieso der
Öffentlichkeit zugänglich sein wird, sehe ich keinen Grund, warum ich Ihnen
aufgrund meiner besonderen Befugnis nicht jetzt schon eine kurze
Zusammenfassung des Inhalts geben soll. Henry Pommell, der Präsident der Ersten
Balaclava Kredit-, Volks- und Zentralbank, und ich sind die
Testamentsvollstrecker. Ein Drittel aller Guthaben, die Ungley zur Zeit seines
Ablebens besaß, geht an das College und soll zur
Weitere Kostenlose Bücher