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Der Kater läßt das Mausen nicht

Der Kater läßt das Mausen nicht

Titel: Der Kater läßt das Mausen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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direkt anzusehen, und räusperte
sich.
    »Ich habe außerdem darauf hingewiesen,
daß der Knauf von Ungleys Stock außerordentlich schwer und möglicherweise mit
Blei gefüllt ist. Es wäre sicher ratsam, den Stock auf mögliche menschliche
Blutspuren untersuchen zu lassen.«
    »Da sind wir völlig einer Meinung,
Doktor«, sagte Shandy, denn das hatte er ja bereits in die Wege geleitet.
»Warum lassen wir die Tests nicht im Chemischen Institut am College
durchführen, so daß es für den Fall, daß die Untersuchungen negativ ausfallen,
keine — eh —«
    »Hervorragende Idee«, unterbrach
Ottermole. »Am besten tun Sie das sofort, Professor. Wie schnell können Sie mir
die Ergebnisse darüber vorlegen?«
    »Ziemlich schnell, vermute ich. Es ist
ein ganz simpler Test.«
    »Gut. Wir können das doch bestimmt
allein erledigen. Es ist sicher nicht nötig, die Staatspolizei hinzuzuziehen,
oder?«
    Ottermoles Bemerkung klang zwar
scherzhaft, doch sein Gesichtsausdruck strafte ihn Lügen. Shandy sah Svenson
an. Svenson sah Melchett an. Melchett schaute auf seine Armbanduhr und sagte,
er müsse unbedingt zurück zu seinen Patienten. Goulson erkundigte sich, ob die
Anwesenden noch weitere Fotografien von dem Verblichenen wünschten.
    »Warum machen Sie nicht ein Foto von
Polizeichef Ottermole und dem Leichnam?« schlug Shandy vor, um die Atmosphäre
ein wenig zu lockern. »Zugedeckt, selbstverständlich. Ich kann mir vorstellen,
daß der Sprengel-Anzeyger danach fragen wird, wenn Ottermole die Presse
informiert. Aber damit müssen wir noch warten, bis uns die endgültigen
Untersuchungsergebnisse vorliegen. Es ist sicher immer noch Zeit genug, es in
die Ausgabe der nächsten Woche zu bekommen«, fügte er hinzu, als er sah, wie
Ottermoles Gesicht immer länger wurde.
    Goulson stand ihnen nur zu gern zu
Diensten. Er machte ein Foto von Shandy und Präsident Svenson und dem Leichnam,
dann von Polizeichef Ottermole und obendrein von dem Jungen, denn dies war
schließlich ein Tag, an den sich sein Sohn sein Leben lang erinnern sollte. Als
der Film verknipst war, dankten sie ihm überschwenglich, erteilten ihm und
seinem Sohn die Erlaubnis, mit der üblichen Behandlung des Verstorbenen zu
beginnen, und zogen sich zurück.
    Sobald sie. draußen waren, bestieg
Melchett sofort seinen Wagen und brauste in Richtung Praxis davon. Ottermole
sagte kurzangebunden: »Am besten mache ich jetzt mit den Ermittlungen weiter«,
und warf Shandy einen hoffnungsvollen Blick zu. Shandy nickte.
    »Man muß das Eisen schmieden, solange
es heiß ist. Präsident Svenson und ich haben uns auf dem Weg hierher darüber
unterhalten, daß eigentlich jemand zu Henry Hodger, dem Anwalt, gehen sollte.
Er hat wahrscheinlich Ungleys Testament, wenn es überhaupt eines gibt. Das
könnte uns auf eine Spur bringen.«
    »Sollte man versuchen«, stimmte
Ottermole zu. »Habe ich mir auch schon überlegt.«
    Was selbstverständlich eine Lüge war,
sonst wäre er dem Anwalt schon längst auf den Pelz gerückt, doch das störte
Shandy weniger. Das Wichtigste war, daß Ottermole auf ihrer Seite war und mit
ihnen ging. Die Anwesenheit des Polizeichefs würde Hodger eher dazu bringen,
mit etwaigen Informationen herauszurücken. Sie machten sich also auf den Weg.
    Hodger befand sich in seiner
Anwaltspraxis. Man hätte sogar fast meinen können, er habe dort in seinem
Bürostuhl Wurzeln geschlagen — was nicht weiter erstaunlich war, wenn man
bedachte, wie viele Jahre er bereits darin gesessen haben mußte. Er stand nicht
einmal auf, als sie den Raum betraten.
    »Dachte mir schon, daß Sie früher oder
später hier auftauchen würden, Ottermole. Ich habe von der Sache mit Ungley
gehört, wenn Sie gekommen sein sollten, um mir das mitzuteilen.«
    Er schien Shandy und den Präsidenten
nicht zu bemerken, und Thorkjeld Svenson zu übersehen war schon eine Leistung.
Shandy begann sich für den Anwalt mehr zu interessieren, als er erwartet hatte,
obwohl Hodger alles andere als faszinierend aussah.
    Er hatte ein merkwürdig ausdrucksloses
Gesicht für einen Mann seines Alters, als ob er sich derartig hart dazu
gezwungen hätte, die für seinen Beruf nötige Diskretion zu verkörpern, daß er
am Ende jede Regung aus seinem Gesicht verbannt hatte. Und doch war er nicht
über jedes Gefühl erhaben, denn er verhielt sich Shandy und Svenson gegenüber
bewußt unhöflich, es sei denn, er war völlig oder so gut wie blind. Sogar
Ottermole bemerkte den Affront und versuchte auf seine

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