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Der Kater läßt das Mausen nicht

Der Kater läßt das Mausen nicht

Titel: Der Kater läßt das Mausen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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menschenmöglich,
daß Ruth Smuth und Bertram Claude während all dieser betriebsamen Wochen
bereits heimlich ein Komplott geschmiedet hatten, um Claude einen Kongreßsitz
zu sichern, für den er ansonsten auf jeden Fall am ersten Dienstag im kommenden
November vergeblich kandidieren würde?
    Claude hatte sehr viel Geld in seinen
Wahlkampf gesteckt. Shandy hatte sich zwar bisher nicht sonderlich damit
beschäftigt, aber jetzt fiel ihm doch ein, daß er ziemlich häufig Wahlspots im
Fernsehen ausgeschaltet, zahlreiche Flugblätter fortgeworfen und unzählige
Zeitungsbeilagen zum Anzünden des Kaminfeuers zusammengeknüllt hatte, aus denen
ihm Claudes verführerisches Grinsen entgegengestrahlt war. Sam Peters hatte
wieder die für ihn typischen glanzlosen, mit Fakten gespickten Rundbriefe
losgeschickt, deren Nettokosten wahrscheinlich höchstens bei 37 Dollar lagen.
Das war für ihn völlig genug und würde auch diesmal genauso ausreichen wie bei
den früheren Wahlen, bei denen Peters seine Gegner, an deren Namen sich Shandy
beim besten Willen nicht mehr erinnern konnte, jedesmal geschlagen hatte.
    Wo kam Bertram G. Claude eigentlich
her? Er hatte sich vor etwa acht Jahren erstmalig in Hoddersville gezeigt und
angefangen, all denen die Ohren vollzusäuseln, die ihm zuzuhören bereit waren,
und hatte es geschafft, sich mit Hilfe einer teuren Zahnkorrektur, eines
erlesenen Geschmacks für Krawatten und einer Stimme, die ihm als
Erweckungsprediger im Fernsehen ein Vermögen hätte einbringen können, ins Landesparlament
zu schleimen.
    Einmal im Amt, hatte Claude sämtliche
Gemeinheiten begangen, für die es in Shandys Vokabular überhaupt Worte gab,
indem er stets zugunsten des großen Kapitals gegen den selbständigen Farmer,
die kleinen Geschäftsleute, die Alten, Schwachen, Kranken und gegen alle
stimmte, die ihn und seine Karriere nicht mit einem dicken Geldbündel in seinem
nächsten Wahlkampf unterstützen konnten. Claudes Aktivitäten im Bereich von
Naturschütz, Giftmüllbeseitigung, Reinhaltung von Gewässern, Luft oder
ähnlichem hatten Peter Shandy jedenfalls deutlich bewiesen, daß Politik nicht
zu Unrecht als schmutziges Geschäft galt.
    Sogar Professor Daniel Stott, Leiter
des Fachbereichs Haustierhaltung, ein Mann, der sich nicht leicht aus der Ruhe
bringen ließ, hatte vor Zorn regelrecht gekocht, als jemand es gewagt hatte,
Claude als Schwein zu bezeichnen, und die ehrenhafte Gattung Sus mit allen
Mitteln gegen diesen Angriff verteidigt. Stott war davon überzeugt, daß der
Distrikt besser daran getan hätte, eine vernünftige, gutherzige, klardenkende
Sau oder einen ähnlich gearteten Eber für das Amt zu wählen, das Claude jetzt
innehatte. Man erzählte sich, daß das politische Aktionskomitee der hiesigen
Farmer Stotts Empfehlung ernsthaft erwog.
    Und ausgerechnet dieser Dummkopf
bestand jetzt darauf, vor der Studentenschaft in Balaclava zu sprechen.
Einerseits war es ja im Grunde keine schlechte Idee, dachte Shandy. Immerhin
gab es das Recht auf freie Meinungsäußerung. Claude hatte natürlich ebenso das
Recht, seine schleimige Rhetorik zu verspritzen, wie jeder andere auch. Eine
wirklich wirksame Alternative wäre es demnach, ein Streitgespräch mit Sam
Peters zu arrangieren und die Öffentlichkeit dazu einzuladen. Es wäre bestimmt
interessant zu beobachten, was dabei herauskam.
    Claude würde aus Peters Hackfleisch
machen. Das war, was dabei herauskommen würde. Er würde sein Komm-nur-ruhig-näher-Lächeln
aufsetzen, sein Lockenhaupt schütteln und mit seiner eleganten Krawatte
spielen. Dann würde er einen Haufen Mist von sich geben, den die Leute, die
nicht gleichzeitig denken und zuhören konnten, voll und ganz schlucken würden.
Am Wahltag würde dann der gute alte Sam schwer auf seine wenig attraktive Nase
fallen, und Bertie würde triumphierend seine Taschen packen und sich für die
Reise nach Washington fertigmachen. Sams größte und wahrscheinlich einzige
Hoffnung bestand darin, daß das College völlig auf seiner Seite war, wie dies
bisher immer der Fall gewesen war. Aber wie war das diesmal möglich, wo das
Silo vor ihren Augen zu explodieren drohte?
    Shandy versuchte sich genau zu
erinnern, wie die Siloförderer ihre Idee überhaupt unter das Volk gebracht
hatten. Das College hatte wirklich ein Silo gebraucht, daran bestand kein
Zweifel. Zum damaligen Zeitpunkt hatte es genügend Geld in der Kasse gegeben,
um ein neues zu bauen, und die entsprechenden Pläne waren bereits

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