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Der Kater läßt das Mausen nicht

Der Kater läßt das Mausen nicht

Titel: Der Kater läßt das Mausen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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ich Ihnen helfen konnte, Ottermole. Professor
Shandy, wenn Sie sich vielleicht doch für die Festgeldanlagen über zwei Jahre
unserer Bank interessieren —«
    »Ich werde mich mit meiner Frau darüber
unterhalten.«
    Shandy nahm die Broschüre, die ihm
Pommell entgegenhielt, weil er keine Möglichkeit sah, sie nochmals abzulehnen.
»Vielen Dank, daß Sie uns Ihre Zeit geopfert haben, Mr. Pommell.«

Kapitel 11
     
     
     
     
     
     
    D er Polizeichef sah immer noch völlig
entgeistert aus, als er mit Shandy die Bank verließ. »200 000 Dollar!« brach es
aus ihm heraus. »Menschenskind, am besten schnappe ich mir diesen Bulfinch
jetzt sofort.«
    »Warum?« fragte Shandy. »Er hat das
Geld doch noch gar nicht. Sie glauben doch wohl nicht, daß er die Stadt ohne
das Geld verlassen würde, oder? Würden Sie das etwa?«
    Ottermoles angespannte Miene
verwandelte sich in ein Grinsen. »Teufel auch, natürlich nicht. Okay,
Professor, was sollen wir als nächstes tun?«
    »Wir haben die Wahl zwischen dem
Kongreßabgeordneten Sill, Mr. Lutt oder Mr. Twerks.«
    »Was für eine Auswahl! Knöpfen wir uns
doch Twerks als ersten vor. Er wohnt am nächsten. Lutt ist sicher sowieso
drüben in der Seifenfabrik, und Sill ist noch nicht aus Boston zurück.«
    »Woher wissen Sie denn, daß er nach
Boston gefahren ist?«
    »Ich habe heute früh auf meinem Weg zum
Revier gesehen, wie er in den Bus gestiegen ist. Hat irgendwas geredet von
einer Anhörung zu einem neuen Gesetz. Was es genau war, habe ich wieder
vergessen. Wahrscheinlich hat Sill das auch, aber das ist dem bestimmt
schnurzegal. Er stellt sich sicher trotzdem hin und redet das Blaue vom Himmel
herunter, so lange man ihn läßt, auch wenn er keinen Schimmer hat, worüber er
redet, genauso macht er es nämlich in der Stadtratssitzung auch immer.«
    Shandy konnte Ottermoles Groll gut
verstehen. Während der letzten Sitzung hatte Sill allein durch seine Wortgewalt
zu verhindern gewußt, daß ein neuer Boiler angeschafft wurde, den Ottermole mit
dem berechtigten Grund beantragt hatte, daß der Boiler im Polizeirevier
immerhin 62 Jahre alt und absolut schrottreif sei. Er selbst hätte seine
Meinung über Sill nicht besser ausdrücken können als Mrs. Betsy Lomax, als sie
ihn als alten Schwätzer bezeichnet hatte.
    Das bedeutete allerdings keineswegs,
daß er von Twerks eine höhere Meinung hatte, und die Begrüßung, die ihnen der
Schloßherr von »Twerks Hall« angedeihen ließ, war auch nicht geeignet, ihn
freundlicher zu stimmen, obwohl sie sehr liebenswürdig war. Twerks öffnete
ihnen höchstpersönlich die Tür. Er trug etwas, was wahrscheinlich seine
Freizeitbekleidung war, nämlich eine Hose mit einem leuchtenden
Buchanan-Schottenmuster und einen pfauenblauen Pullover, der sich über seinem
ziemlich ausgeprägten Bauch spannte.
    »Ach, wie nett«, dröhnte er. »Womit
habe ich denn diese Ehre verdient?«
    »Die Frage erübrigt sich wohl«,
erwiderte Shandy. »Sie sind doch Mitglied der Balaclava Society, nicht wahr?«
    »Sicher. Aha, ich verstehe. Jetzt
wollen Sie mich also wegen Ungley in die Mangel nehmen. Der arme alte Trottel,
ich dachte, er sei längst emeritiert?«
    »Ist er auch.«
    »Wie kommt es dann, daß Svenson seinen
Haus- und Spürhund auf seine Fährte ansetzt? Passen Sie bloß auf, Ottermole.
Jetzt, wo Shandy in Ihr Jagdrevier eingedrungen ist, wird er als nächstes
bestimmt Ihre Wachstube übernehmen, ehe Sie sich’s versehen. Na, kommen Sie
ruhig rein, kommen Sie! Was darf ich Ihnen zu trinken anbieten?«
    Shandy sah Twerks’ Haus zum ersten Mal
von innen und entschied sofort, daß es sehr wohl auch bei diesem einen Mal
bleiben konnte. Ihm gefielen die Möbel aus Tierhorn nicht. Es gab sogar einen
Bilderrahmen aus einem Karibugeweih, in dem sich ein Stahlstich von Präsident
Buchanan befand und ein wahrscheinlich unechter Familienstammbaum, der die
Verwandtschaft der Buchanans mit den Twerks dokumentieren sollte. Die Teppiche
trugen alle das äußerst lebhafte Buchanan-Muster, die Vorhänge ebenfalls.
Twerks’ Hose, die an der Haustür so geleuchtet hatte, verschmolz mit diesem
Farbgemisch, bis man schließlich den Eindruck hatte, nur noch einen
pfauenblauen schwebenden Klecks zu sehen, auf dem oben ein leuchtend rosa
Bommel saß.
    Trotz seiner kräftigen Figur bot Twerks
keinen angenehmen Anblick. Sein Gesicht ließ daran denken, was mit einer
Wachsfigur passiert, die man in die Nähe eines Feuers stellt. Halbgeschmolzene
Hautfalten hingen schlaff an

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