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Der Kater läßt das Mausen nicht

Der Kater läßt das Mausen nicht

Titel: Der Kater läßt das Mausen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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Backenknochen und Hals, und Twerks’ Gesicht war so
hektisch himbeerfarben, daß Doktor Melchett, wenn er mit von der Partie gewesen
wäre, zweifellos auf der Stelle die Dosis von Twerks’ blutdrucksenkenden
Mitteln erhöht hätte. Selbst die Kopfhaut, die zwischen Twerks’ weißem Haar
hervorschimmerte, war leuchtend rosa. Das Haar selbst war kurz, glatt und fein
und erinnerte Shandy lebhaft an die weiße Maus, die er als Junge in seiner
Biologiestunde hatte sezieren müssen. Genau diese Maus war es seiner Meinung
nach auch gewesen, die in ihm die Entscheidung hatte reifen lassen, sich nicht
auf Tiere, sondern lieber auf Pflanzen zu spezialisieren.
    Twerks bot ihnen immer noch etwas zu trinken
an. Shandy schüttelte den Kopf. »Für mich nichts, vielen Dank.«
    »Für mich auch nichts«, sagte Ottermole
mit einem rührenden Anflug von Tugendhaftigkeit. »Wir wollten Ihnen nur ein
paar Fragen über gestern abend stellen. Sie waren doch auch bei dem Treffen,
nicht?«
    »Sicher. Ich gehe immer hin. Wenn mir
nichts Besseres zu tun einfällt.«
    »Wann sind Sie wieder gegangen?«
    »Als die Versammlung zu Ende war.
Viertel vor elf ungefähr, nehme ich an.«
    »Wie hat Ihnen Ungleys Vortrag
gefallen?« erkundigte sich Shandy.
    Twerks zuckte mit den Schultern. »Um
die Wahrheit zu sagen, ich habe davon nicht viel mitbekommen. Ich hatte beim
Abendessen ein paar Drinks getrunken und bin dann bei seiner Rede ein bißchen
eingenickt. Sie wissen ja, wie das so ist. Er hat davon gesprochen, wie man
Federn zurechtschneidet, um daraus Schreibfedern zu machen, daran erinnere ich
mich noch. Ich fand’s nicht so interessant. Und daß man Schrot in die
Tintenfässer getan und Sand als Tintenlöscher gebraucht hat. Ein Riesenaufwand,
nur um einen Brief zu schreiben. Deshalb hat dieser Mensch — wie heißt er noch
gleich? — sicher auch das Telefon erfunden. Sind Sie wirklich ganz sicher, daß
Sie nichts trinken möchten?«
    »Ganz sicher«, sagte Shandy. »Und wie
war Ihnen heute morgen zumute, als Sie erfahren haben, daß Ungley tot ist?«
    »Wie zum Teufel soll einem da schon
zumute sein? Man ist mit jemandem zusammen, geht nach Hause, haut sich aufs
Ohr, wird am nächsten Morgen wach, und der Mensch ist tot. Das kann einen schon
nachdenklich machen.«
    »Und was genau dachten Sie, Mr.
Twerks?«
    Mit einiger Anstrengung gelang es Mr.
Twerks, seine Augenbrauen hochzuziehen, wobei die Unmengen überschüssiger Haut
auf höchst unappetitliche Weise erzitterten. »Was ich gedacht habe? Na ja, ich
nehme an — ach ja, Anno Domini und dergleichen. Sie können es sich sicher
vorstellen.«
    »Sie haben sich nicht gefragt, was
Ungley dort hinter dem Museum getan haben könnte?«
    »Natürlich habe ich mich das gefragt.
Aber wie Ottermole auch schon sagte, habe ich mir gedacht, daß ihn plötzlich
ein Bedürfnis überkommen hat und er wohl nicht mehr zum Klo konnte, weil er ja
seine Schlüssel auf dem Tisch vergessen hatte.«
    »Aber er wäre doch in wenigen Minuten
zu Hause gewesen.«
    »In ein paar Minuten kann viel
passieren, Professor. Die Nieren eines Mannes sind auch nicht mehr das, was sie
einmal waren, wenn jemand so alt ist wie Ungley. Oder so alt wie ich, wenn ich
ehrlich sein soll. Würden Sie mich jetzt bitte einen Moment entschuldigen?«
    Twerks verschwand. Shandy und Ottermole
blieben allein in dem Alptraum aus Karos zurück. Von der Wand starrte sie ein
ausgestopfter Elch mit grimmigen Augen an. Shandy hatte den Eindruck, daß der
Elch sie liebend gern angegriffen hätte, wenn ihn nicht die leidige Tatsache,
daß ihm Dreiviertel seines Körpers fehlten, daran gehindert hätte.
    »Wenn Sie mich fragen, ist das hier
alles reine Zeitverschwendung«, bemerkte Ottermole mit gesenkter Stimme, als
wolle er auf keinen Fall den Elch reizen. »Wollen wir wetten, daß er sich einen
neuen Drink holt?«
    »Da bin ich ganz Ihrer Meinung«,
erwiderte Shandy. »Twerks war heute morgen doch nicht unten am Clubhaus, oder?«
    »Ich bin mir ziemlich sicher, daß er
nicht da war.«
    »Dann scheint er mir aber sehr genau
darüber informiert zu sein, was Sie dort gesagt haben.«
    »Das ist bestimmt inzwischen jeder
hier.«
    »Mhm, das muß natürlich in Betracht
gezogen werden. Twerks ist Junggeselle, nicht wahr?«
    »Die meiste Zeit ja.«
    »Wer kümmert sich denn um seinen
Haushalt?«
    »Ethel Purkiser und deren Ehemann.
Ethel kocht und putzt für ihn, und Jim mäht den Rasen und wäscht das Auto und
so.«
    »Purkiser? Der Name sagt mir

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