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Der Kater läßt das Mausen nicht

Der Kater läßt das Mausen nicht

Titel: Der Kater läßt das Mausen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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Ungley
mir erzählt hat, er wollte direkt zurück nach Hause, um sich dort für das
Treffen am Abend auszuruhen, hatte er wohl auch keine Zeit, das Geld unterwegs
auszugeben. Wenn er also die übrigen 485 Dollar nicht bei sich hatte, als Sie
ihn gefunden haben, können Sie mir bestimmt sagen, wo sie geblieben sind,
oder?«
    »Sie wollen damit doch nicht etwa
sagen, daß er mit soviel Knete in der Tasche hier in der Stadt herumgelaufen
ist?« verlangte Ottermole zu wissen. »Warum zum Teufel hat er denn das getan?«
    »Ungley hatte die altmodische
Angewohnheit, seine Rechnungen in bar zu bezahlen. Soweit ich weiß, hatte er
niemals in seinem Leben ein Girokonto. Wenn es allerdings meine Aufgabe wäre,
mir den Kopf darüber zu zerbrechen, was meine Kunden mit ihrem Geld anfangen,
sobald es die Bank verlassen hat, hätte ich in diesem Fall angenommen, daß
Ungley plante, seine Miete zu bezahlen und alle anderen ausstehenden Rechnungen
zu begleichen. Er hat auf dem Markt und im Drugstore auch immer nur einmal im
Monat bezahlt, glaube ich. Aber das können Sie sicher nachprüfen. Ungley hat es
stets vorgezogen, eine genügend große Summe abzuheben und damit alles auf
einmal zu bezahlen, statt jedesmal wieder zur Bank zu gehen, wenn ihm das Geld
ausging.«
    Dann hätte er auch in der College-Mensa
einmal monatlich bezahlen müssen, dachte Shandy. Mrs. Mouzouka wußte sicher, ob
er an dem Tag, an dem er getötet wurde, seine Rechnung beglichen hatte. Es war
wirklich typisch für Ungleys Faulheit, eher jeden Monat das Risiko auf sich zu
nehmen, von jemandem ausgeraubt zu werden, als sich die Mühe zu machen, einen
Scheck auszustellen oder öfter die Bank aufzusuchen.
    Das Abheben von 500 Dollar konnte auch
gut damit in Zusammenhang gebracht werden, wie man Ungleys Wohnung durchsucht
hatte. Was ließ sich einfacher hinter beispielsweise einem Kissen verstecken
als ein Bündel Banknoten? Und was konnte leichter zwischen den verschwundenen
Akten gelegen haben als Papiergeld? Es konnte auch so gewesen sein, daß jemand
dem alten Mann eins über den Kopf gegeben hatte, vielleicht nur in der Absicht,
ihn zu betäuben, und dann den unerwarteten Schatz in seinen Taschen gefunden
hatte. Trotz des Risikos hätte der Dieb danach durchaus auch noch das Apartment
durchsuchen können in der Hoffnung auf einen weiteren Fund, den Ungley dort
möglicherweise versteckt haben konnte.
    Shandy gefiel die ganze Geschichte
nicht. Besonders deshalb nicht, weil es ihm überhaupt nicht paßte, daß Pommell
sofort den Studenten die Schuld in die Schuhe zu schieben versuchte.
    Im Grunde hatten die Studenten nur
wenig mit der Stadt zu tun, denn hier gab es kaum etwas, was für sie von
Interesse war. Sie hatten ihren eigenen Studenten verband, ein eigenes
Buchgeschäft, eine Bibliothek, eine hervorragende Mensa und genügend
Möglichkeiten für diverse Freizeitbeschäftigungen. Sie verunsicherten auch nicht
die eleganten Boutiquen, von denen es in College-Städten oft nur so wimmelte,
weil Balaclava Junction erstens keine einzige besaß und zweitens kein Student
Designerjeans tragen würde, um darin einen Schweinestall auszumisten. Was den
Bankbetrieb anging, hatte das College ebenfalls seine eigene Einrichtung.
Vielleicht war Pommell deshalb so schlecht auf die zukünftigen Farmer zu
sprechen.
    »Ich bezweifle, daß Ungley mit dem Geld
die Miete bezahlen wollte«, sagte Shandy laut. »Mrs. Lomax teilte mir mit, er
habe immer am Monatsersten bezahlt und niemals einen Tag früher. Und Ihnen hat
er erzählt, daß er sofort nach Hause gehen wollte, was auch nicht so klingt,
als ob er noch zum Markt oder Drugstore wollte. Ottermole, warum rufen Sie
nicht schnell mal dort an und fragen, ob Ungley gestern seine Rechnungen
bezahlt hat?«
    Ottermole gehorchte, nachdem ihm
Pommell mit gnädigem Kopfnicken seine Erlaubnis gegeben hatte. Er fand heraus,
daß Ungley an keiner der beiden Stellen gewesen war und vor dem Monatsersten sowieso
niemals seine Rechnungen bezahlte.
    »Das erscheint mir allerdings
merkwürdig«, sinnierte Shandy. »Ein Mann, der für seine Trägheit bekannt ist,
geht zweimal am selben Tag in die Stadt, um beim ersten Mal ohne irgendeinen
stichhaltigen Grund eine große Geldsumme abzuheben und beim zweiten Mal
überfallen und ausgeraubt zu werden.«
    »Um beim zweiten Mal an einer
Versammlung teilzunehmen, bei der er einen Vortrag halten sollte«, verbesserte
ihn Pommell.
    »Sie haben recht. Aber was diesen
angeblichen Überfall betrifft,

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