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Der Kater läßt das Mausen nicht

Der Kater läßt das Mausen nicht

Titel: Der Kater läßt das Mausen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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erkannt haben, denn er hatte
schließlich mit Betsy Lomax die Nachrichten gesehen. Mrs. Smuth war bestimmt
auf dem einen oder anderen Bild zu sehen gewesen, und seine Gastgeberin hatte
sie ihm sicher gezeigt.
    Selbst wenn er sie nicht erkannt hatte,
mußte er zumindest gewußt haben, daß sie ihm nur Probleme bescheren würde. Wenn
ihn jemand mit Ungleys Akten gesehen hatte, reichte dies bereits aus, um ihn
als Mörder seines Onkels zu verraten, vor allem, wenn man bedachte, wieviel
Geld ihm dessen Tod einbrachte. Wenn er getötet hatte, um die Papiere und
alles, was damit in Zusammenhang stand, zu bekommen, könnte er dann nicht auch genausogut
einen weiteren Mord begehen, um das zu behalten, was sich bereits in seinem
Besitz befand?
    Shandy unterbrach seinen Gedankenfluß.
Er stellte in der letzten Zeit verflucht viele Hypothesen auf. Warum versuchte
er es nicht einmal zur Abwechslung mit Fakten?
    »Wie haben Sie denn die Leiche
gefunden, Bulfinch?« fragte er.
    »Ich habe sie einfach dort liegen
sehen. Der rote Mantel hat im Schein meiner Laterne geleuchtet. Zuerst habe ich
gedacht, es wäre Laub, aber dann fiel mir auf, daß es das nicht sein konnte,
also bin ich näher herangegangen und habe genauer hingeguckt. Natürlich habe
ich sofort erkannt, was passiert war. Ich habe ja schließlich Augen im Kopf. Es
war schrecklich, das können Sie mir glauben. Sie war sicher eine attraktive
Frau.«
    »Erkennen Sie sie nicht?«
    »Professor, ich würde sagen, selbst
ihre Mutter hätte unter diesen Umständen verteufelte Schwierigkeiten, sie zu
erkennen. Sollte ich sie denn kennen?«
    »Sie haben sie doch sicher in den
Abendnachrichten gesehen.«
    »Sie meinen, sie hatte etwas zu tun mit
dieser verrückten Halloween-Party oder was immer das sein sollte? Danach sieht
sie aber irgendwie gar nicht aus. Ich würde sie eher für eine Schulschwester
oder eine Hausmutter oder so etwas halten. Was zum Teufel hat sie denn so spät
hier auf dem Campus gemacht? Wissen Sie denn, wer sie ist, Professor?«
    »Ruth Smuth. Sagt Ihnen der Name irgend
etwas?«
    »Ja natürlich, jetzt erkenne ich den
Mantel wieder. Betsy hat sie mir sogar gezeigt, als wir die Nachrichten gesehen
haben. Sie hat mir erzählt, daß sie die Frau war, die vor ein paar Jahren eine
Sammelaktion für das College geleitet und das ganze Geld für dasSilo aufgetrieben hat. Meine Güte, das ist ja noch
schlimmer, als ich gedacht habe. Dann war sie ja eine richtig gute Bekannte und
Wohltäterin.«
    »Urrgh«, sagte Thorkjeld Svenson.
Shandy wurde es noch mulmiger zumute. Er wollte gerade fragen, ob schon jemand
nach dem Arzt geschickt und die Polizei verständigt hatte, als Melchett und
Ottermole vereint auf sie zustürzten.
    »Wo ist die Leiche?« fragte Melchett
unwirsch. »Warum um alles in der Welt könnt ihr euch mit euren Leichen nicht
ein bißchen mehr Zeit lassen? Zwei Morde innerhalb von 24 Stunden ist verdammt
viel für meinen Geschmack.«
    Präsident Svenson starrte den Arzt an.
»Wieso unsere Leichen?«
    Melchett zuckte zusammen. »Es tut mir
leid, Präsident Svenson, ich habe nur gemeint — Professor Ungley —«
    »Emeritus. Heißt pensioniert. Ist im
Ort passiert.«
    »Eh — da haben Sie recht. Wirft ein
anderes Licht auf — und dies hier — mein Gott! Ist das vielleicht Mrs. Smuth?«
    »Derselbe Mantel.«
    »Stimmt«, warf Ottermole ein. »Ich habe
sie in den Nachrichten damit gesehen. Ich habe mich sowieso schon gefragt, was
sie denn bei dieser verrückten Demonstration zu suchen hatte.«
    »Wir auch«, sagte Shandy, bevor Svenson
explodieren konnte. »Wir hoffen, daß der Abgeordnete Sill etwas mehr Licht in
die ganze Angelegenheit bringt. Wenn er es schafft, lange genug den Mund zu
halten, um sich unsere Fragen anzuhören«, fügte er hinzu, denn inzwischen
fühlte er sich alles andere als friedlich. »Ottermole, haben Sie vielleicht
zufällig irgend etwas, das man auf den Boden legen kann, so daß Doktor Melchett
näher an die Leiche herankommt, ohne daß irgendwelche Spuren und Hinweise
zerstört werden?«
    »Sicher.« Ottermole schlenderte
gemächlich zu seinem Streifenwagen und kam mit einem kleinen Pappkarton in der
Hand zurück. »Müllbeutel aus Plastik«, erklärte er. »Man weiß nie, wann man sie
brauchen kann.«
    Er legte einen einigermaßen
professionellen Plastikteppich in Richtung Leiche. Melchett balancierte
vorsichtig über die rutschigen Säcke und kniete sich dann neben die Leiche, um
die mysteriösen Rituale seines Berufes

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